Scharfe Kritik an Bertelsmann-Studie: Patientenschützer und Ärztekammer warnen vor pauschalen Klinik-Schließungen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat die Bertelsmann-Studie scharf kritisiert, die eine deutliche Reduzierung der Kliniken in Deutschland vorschlägt.
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Drei Ärzte.Foto: iStock
Epoch Times15. Juli 2019

Patientenschützer und Ärztevertreter warnen vor der flächendeckenden Schließung von Krankenhäusern in Deutschland.

Die in einer Bertelsmann-Studie empfohlene Schließung von mehr als der Hälfte aller Kliniken wäre ein „Kahlschlag“, sagte der Vorstand der Deutsche Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Nachrichtenagentur AFP am Montag in Berlin. „Das mag wissenschaftlich begründet sein, wäre für die Menschen aber verheerend.“

Zuvor hatte die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht, in der für eine Schließung von 800 der 1400 Kliniken in Deutschland plädiert wird. Denn viele Krankenhäuser seien zu klein und verfügten nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung. Viele könnten lebensbedrohliche Notfälle wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall nicht angemessen behandeln. Eine Verringerung könnte demnach viele Komplikationen und Todesfälle vermeiden.

Es gehe aber nicht immer nur um komplizierte Operationen mit Maximalversorgung, betonte Patientenschützer Brysch. Vielmehr müssten auch die Patienten gut behandelt werden, die keine Maximaltherapie benötigen und dennoch ins Krankenhaus gehen müssen. Zu dieser Gruppe gehörten besonders alte, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen. Schließlich machen die schon heute mehr als 60 Prozent der Krankenhauspatienten aus.

Dazu werde eine gut erreichbare Grundversorgung vor Ort ebenso wie eine Hochleistungsmedizin in der Region benötigt.

Hier ist es Aufgabe von Bund und Ländern, einen Zukunftsplan Krankenhausversorgung zu entwickeln.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse das Thema ganz oben auf seine Agenda setzen.

Die Bundesärztekammer verwies darauf, dass die von der Bundesregierung eingesetzte „Kommission gleichwertige Lebensverhältnisse“ gerade erst die Bedeutung einer gut erreichbaren, wohnortnahen Gesundheitsinfrastruktur herausgestellt habe. „Da ist es schon mehr als befremdlich, wenn die Bertelsmann-Stiftung jetzt pauschal die Schließung von 800 Krankenhäusern fordert, erklärte Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt.

In Ballungsgebieten mit erhöhter Krankenhausdichte könne es durchaus sinnvoll sein, dass Ärzte und Pflegepersonal in größeren Strukturen Patienten behandeln. Dadurch könnten Abläufe vereinfacht und die zunehmende Arbeitsverdichtung gemildert werden. Aber „gerade im ländlichen Raum müssen wir die flächendeckende Versorgung der Patienten sicherstellen. Stärker als bisher die sektorübergreifende Versorgung gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten ausgebaut werden. (afp)



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