Prozess in Lüneburg: Freundin (18) im LSD-Rausch umgebracht - Anklage nur wegen "Vollrausch"
Osterferien 2018: Michael G. hat sturmfrei im Haus der Eltern. Seine Freundin Cora ist zu Besuch. Die beiden nehmen LSD ein. Der Trip endet für das Mädchen tödlich, als Michael im Rausch ein Steakmesser zur Hand nahm.

Harmlos erscheinende Drogen-Pille mit Smiley (Symbolbild).
Foto: istockphoto/KatarzynaBialasiewicz
Zu Prozessbeginn am Dienstag, 30. Oktober, vor dem Landgericht in Lüneburg verlas die Verteidigung eine Erklärung des Angeklagten Michael G. (21), dass er zur Tatzeit einen „Filmriss“ gehabt habe. Wie eine Gerichtssprecherin mitteilte, hatten Michael und Cora gemeinsam in dem Haus der Eltern des jungen Mannes in Bergen LSD eingenommen. Zuvor hatte Michael noch gekifft. Das war in den Osterferien 2018. Sie hatten sturmfrei, die Familie war verreist.
Der junge Mann geriet dann offenbar in einen psychotischen Zustand: „Diesmal wirkte es anders. Ich hatte plötzlich Angstzustände, sie wurden immer schlimmer.“
„Laut psychiatrischem Gutachten könnte bei dem Angeklagten dadurch eine psychotische Störung vorgelegen haben, die die Steuerungsfähigkeit beeinträchtigt oder gar aufgehoben hat.“
(Sprecher der Staatsanwaltschaft Celle)
Blutrausch auf LSD
Als Michael G. wieder zu sich kam, habe er den Tod seiner Freundin nicht wahrhaben wollen. Doch die Realität war genau diese: Die 18-jährige Cora B. lag nackt und tot in der Badewanne, berichtet die „Bild“. Den Angaben zufolge soll ihr Kopf halb abgetrennt gewesen, das Gesicht eingeschlagen worden sein. Zahlreiche Messerstiche wies ihr Körper auf.
Die Obduktion ergab unter anderem gezielte Messerstiche in den Hals des Mädchens.
Nach der Tat soll er die Polizei alarmiert und angegeben haben, dass sich im Wohnaus eine tote Frau befinde. Dann flüchtete er.
In mehreren Räumen am Tatort hatte die Spurensicherung auch von dem Täter Blutspuren entdeckt. Er hatte sich bei der Messer-Attacke auf Cora Verletzungen zugezogen.
Strafmaß: Geldstrafe bis höchstens 5 Jahre Haft
Die Polizei fahndete international nach Michael G.dem aus Usbekistan stammenden jungen Mann, der sich vier Tage nach der Tat telefonisch bei der Polizei meldete und sich an der polnisch-russischen Grenze festnehmen ließ.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten aber nicht Mord oder Totschlag vor, sondern einen „vorsätzlichen Vollrausch“, so die „Bild“. Die Höchststrafe für den Tod von Cora B. würde demnach fünf Jahre betragen, im günstigsten Fall käme Michael G. mit einer Geldstrafe davon.
„Ich habe Cora geliebt, liebe sie immer noch. Ich kann mir nicht erklären, was passiert ist.“
(Michael G., 21)
Als er dann irgendwann im Sessel sitzend zu sich kam, voller Blut, lief er im Haus herum, suchte Cora. „Im ganzen Haus war Blut. Irgendwann entdeckte ich Cora in der Badewanne.“
Sie sei ganz kalt gewesen. „Ich ließ warmes Wasser ein, nahm sie in den Arm, um sie zu wärmen.“
Zu spät …
Unter Tränen entschuldigte sich Michael G. vor Gericht bei den Angehörigen seiner toten Freundin Cora (18), schildert die „Bild“ aus dem Landgericht Lüneburg. Die Familie glaubt ihm die Vollrausch-Geschichte nicht. „Meine Mandanten wollen die Wahrheit wissen. Sie wollen wissen, was in der Nacht wirklich passierte“, so Opfer-Anwältin Ute Rettel.
Auch die Polizei ist sich nicht sicher über die Drogenmenge, die Michael G. zum Tatzeitpunkt in sich hatte, da er ja erst vier Tage später festgenommen werden konnte. Der „Vollrausch“ könnte also möglicherweise angezweifelt werden. Ebenso könnte die Geschichte aber auch wahr sein. Die „Bild“ zitiert den Leiter der Therapiestation Teen Spirit Island:
„LSD kann wahnhaften Realitätsverlust hervorrufen. Im schlimmsten Fall können Halluzinationen auch zu einer Gewalttat führen. Das ist aber die Ausnahme!“
(Prof. Christoph Möller)
Der Prozess findet mit sechs Verhandlungstagen bis zum 21. November statt. (sm)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.





