Rätselraten nach Explosion in Ratingen geht weiter – War es Behördenversagen?

Nach der Explosion in Ratingen, bei der man inzwischen von einem Mordanschlag ausgeht, werden Fragen laut. Wurden die Einsatzkräfte zu einer "hilflosen Person" geschickt, obwohl bekannt war, dass hinter der Tür ein Gewalttäter wohnt?
Die Spurensicherung untersucht den Tatort in einem Hochhaus am Tag nach der Explosion.
Die Spurensicherung untersucht den Tatort in einem Hochhaus am Tag nach der Explosion.Foto: Roberto Pfeil/dpa
Epoch Times13. Mai 2023

Nach der schweren Explosion am 11. Mai in Ratingen bei Düsseldorf haben alle lebensgefährlich Verletzten die zweite Nacht nach dem mutmaßlichen Mordanschlag überlebt. Das sagte ein Polizeisprecher in Düsseldorf auf Anfrage von „dpa“. Ob es sich bei der toten Frau, die in der Wohnung des 57-jährigen Verdächtigen entdeckt wurde, um dessen 91 Jahre alte Mutter handelt, sei weiterhin nicht abschließend geklärt.

Unterdessen kündigte die SPD-Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag an, wegen des Falls eine Sondersitzung des Innenausschusses zu beantragen. So will deren innenpolitische Sprecherin Christina Kampmann wissen, ob die Einsatzkräfte, die am Tag des Vorfalls zu einer „hilflosen Person“ gerufen wurden, wussten, dass dort ein Gewalttäter wohnt, gegen den ein Haftbefehl vorlag.

Wie am Freitag bekannt geworden war, hatte ein Polizist den 57-Jährigen wenige Tage zuvor mit einem Haftbefehl aufgesucht. Der Ratinger hatte eine Geldstrafe wegen Körperverletzungsdelikten nicht bezahlt. Die Opposition will zudem wissen, was es mit der Zugehörigkeit des Verdächtigen zur Prepper-Szene auf sich hat. Als Prepper, abgeleitet vom englischen „prepare“ (vorbereiten), werden Menschen bezeichnet, die sich auf das Überleben im Katastrophenfall vorbereiten.

Reul: „Passen Sie gut auf sich auf“

Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) mahnte die Polizisten in Nordrhein-Westfalen im Intranet der Polizei zur besonderen Vorsicht: „Für den Moment habe ich nur eine Bitte: Passen Sie gut auf sich und Ihre Kolleginnen und Kollegen auf!“ So steht es in dem Schreiben, das der „Deutschen Presse-Agentur“ vorliegt.

„Dieser furchtbare Einsatz macht mich zutiefst betroffen – und ehrlich gesagt auch wütend. Alle Kräfte hatten nur Gutes im Sinn, sie haben sich dem Dienst für die Gesellschaft verschrieben und wollten nur helfen. Doch hier wurden Retter und Helfer selbst zu Opfern“, schreibt Reul. „Der mutmaßliche Täter konnte zwar festgenommen werden, aber das ist nur ein schwacher Trost. Es sind noch so viele Fragen offen – allen voran die Frage nach dem Wieso?“

Wie ein Polizeisprecher einen Tag nach dem Vorfall mitteilte, habe niemand mit einer derart verheerenden Eskalation bei dem Einsatz rechnen können.

Neun Einsatzkräfte von Feuerball getroffen

Weil der Briefkasten längere Zeit nicht geleert worden war und schon überquoll, hatte die Vermieterin die Polizei gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Die Einsatzkräfte waren davon ausgegangen, eine „hilflose Person“ anzutreffen. Der 57-jährige Ratinger hingegen rechnete möglicherweise mit seiner Festnahme.

Nach Angaben der Ermittler hatte der Tatverdächtige den Eingang mit einem Stapel Wasserkästen verbarrikadiert. Als die Einsatzkräfte die Tür öffneten, habe der Mann ihnen mit einem Gefäß Benzin entgegengeschleudert. Zwei Polizisten sowie sieben Feuerwehrleute und Rettungsdienst-Mitarbeiter waren von einem Feuerball getroffen worden und hatten zum Teil schwerste Verbrennungen erlitten.

Gegen den 57-Jährigen lagen bereits zwei Strafbefehle aufgrund von drei Körperverletzungen vor. Bei einer Durchsuchung fand die Polizei im Keller Messer, Dolche sowie PTB-Waffen gefunden – darunter werden allgemein Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen gefasst.

Ein Richter hatte gegen den Verdächtigen am Freitag (12.5.) wegen versuchten Mordes in neun Fällen Untersuchungshaft angeordnet. Der Tatverdächtige selbst schweigt zu dem Vorfall. (dpa/red/sua)



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