Steinmeier: Müssen auch über Fehler bei deutscher Einheit sprechen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Aufarbeitung von Fehlern, Enttäuschungen und Verletzungen im Zuge der deutschen Einheit gefordert.
Titelbild
Frank-Walter Steinmeier.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times17. Oktober 2018

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Aufarbeitung von Fehlern, Enttäuschungen und Verletzungen im Zuge der deutschen Einheit gefordert. Viele Ostdeutsche hätten seit dem Fall der Mauer so tiefgreifende Brüche erlebt – „Aufbrüche und Umbrüche, Hoffnungen und Enttäuschungen, Chancen und Zumutungen“ -, wie sie seine Generation im Westen nie gekannt habe, sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext bei einem Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am Mittwoch in Berlin.

Der Bundespräsident kritisierte, bis heute hätten die ostdeutschen Erfahrungen „keinen so festen Platz in unserem kollektiven Gedächtnis wie die des Westens“. Das müsse sich ändern. Steinmeier forderte, dazu gehöre, „über Verletzungen und Enttäuschungen offen zu sprechen“. Bei der Verwirklichung der Einheit seien „natürlich auch Fehler“ gemacht worden. Steinmeier fuhr fort: „Es gibt keinen Grund, darüber zu schweigen.“

Der Bundespräsident würdigte die Bundesstiftung für ihre Erinnerungsarbeit. Diese sei nicht einfach. „Erinnerungsarbeit erfordert Offenheit, Sorgfalt, Aufrichtigkeit, Dialogbereitschaft – und nicht zuletzt ein großes Stück Mut“, sagte Steinmeier. „Den Mut, in Abgründe zu blicken, den Willen, der Wahrheit näher zu kommen, auch wenn sie schmerzhaft ist.“ Ein großes Stück dieser Arbeit sei noch nicht vollbracht, sowohl was die Zeit vor, aber auch nach 1989 angehe. Die Stiftungsarbeit sei nicht nur eine Sache Ostdeutschlands, sondern „entscheidend für das Selbstverständnis unseres ganzen Landes“, hob der Bundespräsident hervor.

Zugleich würdigte Steinmeier die Erinnerungsarbeit der Stiftung jenseits der Landesgrenzen, vor allem in Ostmitteleuropa. Dies sei besonders wichtig, weil in den letzten Jahren die Gräben in Europa wieder tiefer geworden seien, „leider auch diejenigen entlang des einstigen Vorhangs zwischen West und Ost“. Die Erinnerung an die Zeit vor und nach dem Ende des Kalten Krieges spiele dabei eine wichtige Rolle, mahnte Steinmeier. „Insbesondere dann, wenn sie von politischen Kräften benutzt wird, um mit der Erinnerung, mit Verunsicherungen und Verletzungen von damals neue Ressentiments zu befeuern.“ (afp)



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