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Creditreform schlägt Alarm

Insolvenzen in Österreich auf Rekordkurs

Noch nie seit 1945 hat es in der Zweiten Republik Österreichs so viele Insolvenzen gegeben wie im ersten Halbjahr 2025. Rund 2.170 eröffnete Verfahren und weitere 1.500 abgewiesene Anträge dokumentieren einen dramatischen Anstieg. Die Ursachen sind vielschichtig.

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In Österreich ist im ersten Halbjahr 2025 die Zahl der Insolvenzen deutlich angestiegen. (Symbolbild)

Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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Lesedauer: 4 Min.


In Kürze:

  • Schuldenlast von rund 5 Milliarden Euro – über 8.000 Arbeitsplätze betroffen
  • Signa-Konzern prominentester Pleitekandidat
  • Regional starke Unterschiede: Tirol und Salzburg besonders betroffen

 
Österreich droht 2025 ein neues Rekordjahr bei den Insolvenzen. Nach der ersten Jahreshälfte verzeichnete die Auskunftei Creditreform 2.170 eröffnete Verfahren. Dazu kamen weitere 1.500, die wegen mangelnden Vermögens abgewiesen wurden. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres war das ein Plus von 8,9 Prozent.

Signa für Insolvenzen mit höchster Schuldensumme verantwortlich

Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur APA, es habe „noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik“ so viele Insolvenzen gegeben. Pro Tag seien es im Schnitt 30 Unternehmen und 41 Privatpersonen, die aus diesem Grund den Gang zum Gericht antreten.
Insgesamt ging es bei den Insolvenzverfahren um eine Schuldengesamtsumme von etwa 5 Milliarden Euro. Es waren zudem insgesamt 8.000 Arbeitsplätze betroffen. Die spektakulärsten und von den Medien am stärksten begleiteten Firmenpleiten waren jene des Signa-Konzerns von René Benko. Mit 1,02 Milliarden Euro war die Herkules Holding aus dessen früherem Imperium die Insolvenz mit der Höchstsumme an Verbindlichkeiten.
An zweiter Stelle kam die Signa Prime Capital Invest GmbH mit 310 Millionen Euro vor dem – nicht zur Benko-Gruppe gehörenden – Bauträger Süba AG mit 266 Millionen Euro. Die Insolvenz mit den meisten betroffenen Beschäftigten war jene des Textilunternehmens Palmers mit 515.

Managementfehler – aber auch ein belastetes Gesamtumfeld

Laut einer Analyse des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 hätten 2024 mehr als 40 Prozent der Insolvenzen ihre Wurzeln in Managementfehlern. Dazu gehören etwa mangelhafte langfristige Planungen, Finanzierungsschwächen, verfehlte Preiskalkulation oder Personalmangel. Vielfach war der Umgang mit Geld zu sorglos. Gründer starten zudem oft mit unzureichendem Know-how oder unklaren Geschäftsmodellen.
Eine tragende Rolle spielen jedoch auch externe Einflüsse, auf die Unternehmer kaum individuell Einfluss haben. Österreich befindet sich seit mittlerweile zwei Jahren in einer Rezession. Die Wirtschaftsleistung schrumpft, die Investitionen gehen zurück, zudem gibt es keinen Rückenwind durch den Konsum. Steuerbelastung und Bürokratie tun ihr Übriges, um Umsätze und Gewinne zu drücken.
Zinserhöhungen seit Mitte 2022 belasten Unternehmen mit deutlich höheren Kreditkosten, bei vielen litt die Liquidität. Die hohe Inflation im ohnehin nicht als Niedrigpreisland bekannten Österreich und die Energiepreise schränken den finanziellen Spielraum von Unternehmen und Verbrauchern zusätzlich ein. Auch Großpleiten ziehen Zulieferer oder andere Partner in Mitleidenschaft. In manchen Fällen hat auch der Wegfall der Corona-Hilfen die finanzielle Gesamtsituation belastet.

Strukturschwächere Bundesländer zeigen sich bei Insolvenzen resilienter

Die meisten Insolvenzen waren im ersten Halbjahr im Handel zu verzeichnen (642), danach kamen unternehmensbezogene Dienstleistungen (617) und das Bauwesen (539). Allerdings zeichnet sich im Bauwesen und in der Industrie als den wichtigsten Branchen für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung eine leichte Entspannung ab.
Deutliche Unterschiede gab es in der Entwicklung unter den einzelnen Bundesländern. Besonders stark hat die Zahl der Insolvenzen in Tirol (plus 29,4 Prozent) und Salzburg (plus 24,2) zugenommen. In Wien lag das Plus bei 14,6 Prozent. Rückläufig waren die Insolvenzen hingegen in Vorarlberg (minus 20,2 Prozent), im sonst als strukturschwach geltenden Burgenland (minus 15,0) und in Niederösterreich (minus 4,4).
Tendenziell waren damit auch Bundesländer mit hoher Tourismusrelevanz unter den am stärksten Betroffenen. Auch hier spielen hohe Kosten, geringere Konsumausgaben und Wettbewerbsdruck eine erhebliche Rolle. Demgegenüber hielten sich die weniger stark industrialisierten Bundesländer und jene mit weniger Branchenrisiko-Clustern besser. Immerhin gab es bei den Privatinsolvenzen ein Minus von 0,6 Prozent – und um rund 740 Insolvenzverfahren weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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