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„Die Mitarbeiter nerven!“ - #12 Führung darf Pause machen

Wenn Unternehmer oder Führungskräfte den Satz „Die Mitarbeiter nerven!“ sagen, klingt das zunächst nach Frust, nach zu viel Bürokratie, zu vielen Diskussionen, zu wenig Eigeninitiative. Doch hinter dieser Aussage steckt oft mehr, nämlich ein Spiegel für strukturelle, kommunikative und kulturelle Herausforderungen im Unternehmen.

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Führungskräfte, die bewusst mit ihren Kräften umgehen, wirken nicht schwach. Im Gegenteil: Sie zeigen, wie Verantwortung auch für sich selbst aussieht.

Foto: Halfpoint/iStock

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Immer erreichbar, immer verfügbar – immer erschöpft?

Petra ist Produktionsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen.
Zuverlässig, engagiert, loyal.
Und: ständig im Dienst. Mails am Abend. Anrufe am Wochenende. Urlaube, die keine sind.
Bis sie irgendwann sagt:
„Ich bin abends nicht mehr müde, ich bin leer.“
Ein Satz, der aufrüttelt und der in vielen Führungsetagen zu hören ist – leise, zwischen Tür und Angel, manchmal auch gar nicht.

Wer führt, muss funktionieren, oder?

Die Vorstellung ist tief verankert: Führungskräfte müssen belastbar sein, stets ansprechbar, immer wissen, was zu tun ist.
Doch genau diese Erwartung wird für viele zur Falle. Denn sie führt zu einem Zustand permanenter Anspannung – und der ist auf Dauer nicht tragbar.
Wer nie abschaltet, verliert den Blick fürs Wesentliche. Und wer sich selbst nicht pflegt, wird irgendwann ungeduldig, übergriffig oder zynisch und schiebt die Schuld den anderen zu.

Der Punkt, an dem Petra stoppte

In einem Meeting sagte Petra plötzlich: „Ich mache jetzt freitags um 17 Uhr Feierabend – keine Mails, kein Slack, kein Wenn und Aber.“
Zuerst wurde geschmunzelt, dann geantwortet: „Mach das. Ist gut, dass du das so sagst.“
Drei Wochen später sagte sie: „Ich bin nicht weniger da, ich bin besser da.“

Selbstfürsorge ist kein Rückzug, sondern Führungsqualität

Führungskräfte, die bewusst mit ihren Kräften umgehen, wirken nicht schwach. Im Gegenteil: Sie zeigen, wie Verantwortung auch für sich selbst aussieht.
Das ist kein Egoismus, das ist Vorbild. Denn wer gesunde Grenzen lebt, gibt anderen die Erlaubnis, es auch zu tun.
Und das verändert die Kultur – weg von Überforderung, hin zu Klarheit, Erholung und echter Präsenz.

Fazit: Stille ist nicht Faulheit, sie ist Führungsarbeit

„Die Mitarbeiter nerven!“ – manchmal, weil sie selbst am Limit sind. Aber manchmal auch, weil ihre Führungskraft längst jenseits des eigenen Limits agiert und das niemand anspricht.
Führung darf – muss sogar – Pause machen, nicht als Ausnahme, sondern als Haltung.
Denn wer immer nur hält, fällt irgendwann.
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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

Rolf Hempel ist Ingenieurpädagoge und Wirtschaftsingenieur mit über 40 Jahren Erfahrung in der Führungskräfteentwicklung. Seit 2009 führt er sein Trainings- und Coachingcenter in Berlin-Mitte. Mit seiner HeRo-Methode („Haltung erzeugt Resultate“) macht er Führung messbar – praxisnah, menschlich und wirksam. Sein Gespür für Menschen, sein Mut zur Ehrlichkeit und über 1.000 verifizierte Bewertungen auf ProvenExpert machen ihn zu einem der erfahrensten Begleiter für Führung und Personalentwicklung. Sein Credo: „Ich verstehe Menschen – alles andere können andere besser.“

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