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Vorstand der Studentengruppe tritt zurück

Kritik an Redner und Aufklebern - Islamische Hochschulgruppe in Kiel verliert Uni-Rechte

Nach einer kontroversen Islamwoche an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel plant nun die Universitätsleitung, der Islamischen Hochschulgruppe den offiziellen Status zu entziehen. Der Grund: Verstöße gegen Gleichstellungsregeln, der Auftritt eines umstrittenen Redners sowie der Vorwurf, nicht gegen antisemitische Aufkleber eingeschritten zu sein.

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An der Universität in Kiel hat eine kontroverse Islamwoche für Irritationen gesorgt. Symbolbild.

Foto: Michael Piepgras/iStock

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Lesedauer: 4 Min.

Die Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel hat angekündigt, der Islamischen Hochschulgruppe (IHG) ihre Rechte zu entziehen. Man begründet dies damit, dass das Vertrauen in die Vereinigung „nachhaltig erschüttert“ sei.
Anfang Mai hatte diese in ihrer Eigenschaft als offiziell anerkannte studentische Gruppe eine sogenannte Islamwoche abgehalten. Eine solche hatte unter Federführung der IHG bereits seit mindestens 2019 mehrfach stattgefunden. Dabei sprachen Redner zu religiösen Themen.

Bisherige Islamwochen in Kiel verliefen ohne Eklats

Anlässe zur Beanstandung hatte es bis dahin nicht gegeben. Im Jahr 2019 nahm sogar Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer als Redner an der Islamwoche teil. Darüber hinaus organisierte die Gruppe Online-Seminare, Vortragsveranstaltungen, Diskussionsabende und Iftar-Zusammenkünfte. Die IHG ist Teil des Islamverbandes Schura Schleswig-Holstein.
In diesem Jahr hatte es jedoch hochschulintern Beschwerden über die Ausgestaltung der Islamwoche gegeben. So nahm die Universitätsleitung der CAU daran Anstoß, dass die IHG ihr Hausrecht offenbar genutzt hatte, um eine strenge Geschlechtertrennung bei der Sitzordnung zu durchzusetzen. Dies sei aus Videoaufnahmen hervorgegangen und Teilnehmer hätten es bestätigt.
Obwohl diesen der religiös geprägte Charakter der Veranstaltung und ihrer Organisatoren bekannt sein musste, sah die Universitätsleitung in diesem Vorgehen einen Verstoß gegen interne Regeln. So hätten Aufrufe der Organisatoren an die Teilnehmer, unterschiedliche Eingänge zu benutzen, die Gebote der Gleichberechtigung der Geschlechter und Nichtdiskriminierung verletzt.

Als Salafist geltender Influencer aus Österreich als Redner

Zusätzlich sei es vorgekommen, dass die Veranstaltungsleitung nicht gegen antisemitische Aufkleber eingeschritten sei, die Teilnehmer an ihren Laptops angebracht hätten.
Ein weiterer Vorwurf an die IHG bestand darin, dass diese einen Redner eingeladen habe, der dem salafistischen Spektrum zuzurechnen sei. Die Rede ist vom österreichischen Influencer Sertaç Odabaş, der die Initiative „IMAN“ leitet. Diese stehe dieser Bewegung nahe, die ein fundamentalistisches Verständnis der islamischen Religion pflegt. Salafisten sind nicht zwingend gewaltaffin. Einige davon kapseln sich dem österreichischen Verfassungsschutzbericht zufolge bewusst von der Mehrheitsgesellschaft ab, andere engagieren sich in der öffentlichen Verkündigung des Islam.
Odabaş weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück, extremistische oder frauenfeindliche Inhalte zum Ausdruck gebracht zu haben. Auch will er keine antisemitischen Aufkleber bemerkt haben. Die IHG selbst hat sich Ende Juni auf ihrem Instagram-Kanal zu Wort gemeldet.

Bei Auswahl der Referenten „nicht die gebotene Sorgfalt gewährleistet“

In dem Beitrag drückt die Gruppe ihr Bedauern darüber aus, dass sie bei der Auswahl der Referenten „nicht die gebotene Sorgfalt gewährleistet“ habe. Für diesen Fehler wolle man die Verantwortung übernehmen. Bezüglich der antisemitischen Aufkleber erklärte die IHG, man lehne Antisemitismus „ausdrücklich und ohne Einschränkungen“ ab.
Allerdings sei man nicht in der Lage, „die privaten Gegenstände aller Teilnehmer zu überprüfen“, hieß es weiter. Hätte man Inhalte dieser Art entdeckt, wäre man eingeschritten. Bezüglich der Sitzordnung habe man erst erwogen, einen neutralen Bereich mit freier Sitzwahl und Bereiche für Teilnehmer zu schaffen, die sich eine „geschlechtssensible Ordnung“ gewünscht hätten.
Der Vorstand der IHG kündigte auch seinen Rücktritt an.
Die Universität hingegen äußerte, die Vorwürfe, die gegen die Vereinigung erhoben worden seien, habe diese nicht entkräften können. Deren interne Strukturen seien auch zur eigenständigen Organisation von Veranstaltungen nicht geeignet.

IHG darf künftig keine Veranstaltungen mehr an Universität ausrichten

Eine Aberkennung des Status als offizielle studentische Gruppe hätte für die IHG schwerwiegende Folgen. Diese würde dadurch alle Rechte zur Nutzung von Räumlichkeiten, zur Organisation von Veranstaltungen oder Nutzung der digitalen Infrastruktur der Universität verlieren. Sollte sich herausstellen, dass Teilnehmer der Veranstaltung durch Aufkleber an ihren Laptops strafrechtliche Bestimmungen verletzt haben, drohen auch Anzeigen oder eine Exmatrikulation. Gegen Beteiligte, die nicht an der Universität studieren, stehen Hausverbote im Raum.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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