„Globaler Marsch nach Gaza“ endet vorzeitig - Ägypten und Libyen greifen durch
Der internationale „Marsch nach Gaza“ ist am Widerstand der staatlichen Autoritäten in Ägypten und Libyen gescheitert. Hunderte Aktivisten aus über 80 Ländern wollten ein „Zeichen der Solidarität“ setzen – doch stattdessen endete die Aktion mit Festnahmen, Abschiebungen und diplomatischen Spannungen.

Ägypten hat seine Grenze zu Gaza abgeriegelt.
Foto: Mohammed Talatene/dpa
Der sogenannte „Marsch nach Gaza“, der von Al-Arisch auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel zur Grenze bei Rafah führen soll, hat offenbar ein vorzeitiges Ende gefunden. Mehrere Hundert Personen aus mehr als 80 Ländern hatten angekündigt, ein „globales Zeichen“ für den Küstenstreifen setzen zu wollen.
Unter anderem solle, so die Organisatoren, humanitäre Hilfe in dem Gebiet geleistet werden, in dem Israel seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 einen Vergeltungsschlag durchführt. Nun ist das Vorhaben an der Weigerung von Sicherheitskräften in Libyen und Ägypten gescheitert, die Teilnehmer weiterziehen zu lassen.
Prügel für Teilnehmer am „Marsch nach Gaza“ in Ägypten
Medienberichten und Videoaufnahmen zufolge, die über soziale Medien verbreitet wurden, kam es dabei auch zu Festnahmen. In Bussen seien Teilnehmer, die sich von Kairo aus auf den Weg gemacht hätten, wieder zurückgebracht worden. Ägypten soll zudem bereits damit begonnen haben, ausländische Staatsbürger, die sich am „Marsch nach Gaza“ beteiligen wollten, abzuschieben.
Am Freitag, 13. Juni, sollen Teilnehmer versucht haben, von der Hauptstadt aus in mehreren Gruppen die Stadt Ismailija anzusteuern. Unter ihnen hatten sich unter anderem die deutsche EU-Abgeordnete Carola Rackete und Parlamentarier aus anderen EU-Ländern befunden. Auch ein Enkel des früheren südafrikanischen Staatschefs Nelson Mandela habe sich an dem Vorhaben beteiligt.
Die Teilnehmer beklagten, Sicherheitskräfte hätten die Gruppe über 6 bis 7 Stunden festgesetzt. Anschließend habe man sie mit Bussen zurücktransportiert. Einigen Beteiligten habe man die Reisepässe abgenommen. Einsatzkräfte hätten zudem mit Unterstützung Einheimischer eine Sitzblockade aufgelöst. Dabei seien diese auch gewalttätig vorgegangen. Videoaufnahmen in sozialen Medien scheinen diese Angaben zu bestätigen.
Grenzgebiet auf dem Sinai als militärische Sicherheitszone
Der „Marsch nach Gaza“ sollte den Organisatoren zufolge dem Ziel dienen, die „israelische Blockade des Gazastreifens“ zu durchbrechen. Israel hat seit der Machtergreifung durch die terroristische Hamas im Jahr 2007 die Kontrolle von Einreisen in das Gebiet über Land- und Seegrenzen verstärkt.
Allerdings hat auch Ägypten seine Grenze zu Gaza abgeriegelt und deren Befestigungen im Laufe der Jahre noch ausgeweitet.
Mit Blick auf den Marsch nach Gaza hatte das Außenministerium in Kairo mitgeteilt, man begrüße das Vorhaben, „Druck auf Israel“ auszuüben. Allerdings hätten die Organisatoren des Marsches es verabsäumt, eine Erlaubnis zum Betreten des Grenzgebiets zu Gaza zu beantragen. Nach dem Massaker der Hamas hat die Regierung in Kairo die militärische Präsenz im Grenzgebiet noch verschärft, um Fluchtbewegungen über den Grenzübergang Rafah zu verhindern.
Kein Interesse an „Marsch nach Gaza“ auch bei General Haftar
Auch in Libyen fand das Projekt ein jähes Ende. Wie „France 24“ berichtete, hatten Sicherheitskräfte bei Sirte einen Konvoi des „Gemeinsamen Aktionskoordinationskomitees für Palästina“ angehalten. Mehrere Teilnehmer, darunter mindestens drei Social-Media-Influencer, seien dabei am Freitag auch festgenommen worden. Am 9. Juni waren sie zuvor von Tunesien aus aufgebrochen.
Noch am Montag beklagten die Organisatoren des Konvois, dass sich 13 Teilnehmer noch in Gewahrsam befänden. Zudem hätten die Sicherheitskräfte den „Soumoud“-Konvoi „regelrecht belagert“ und den Teilnehmern Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung vorenthalten.
Der Osten des seit dem Sturz von Langzeitstaatschef Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von einem Bürgerkrieg erschütterten Landes steht unter Kontrolle des Generals Khalifa Haftar. Dieser gilt als Verbündeter Ägyptens, der Russischen Föderation und der Vereinigten Arabischen Emirate.
„International Solidarity Movement“ organisierte den Protestmarsch
Organisiert hatte den „Marsch auf Gaza“ der aus Nablus stammende „Palästina-Aktivist“ Seif Abu Kischk vom „International Solidarity Movement“ (ISM). Die 2001 gegründete Gruppierung sagt von sich selbst, sich gewaltfrei für die Rechte palästinensischer Araber einsetzen zu wollen und Terrorismus abzulehnen. Sie verfügt über einen überdurchschnittlichen Anteil an akademischen Unterstützern aus westlichen Ländern.
Tatsächlich wurden einige Mitglieder der Vereinigung von Angehörigen terroristischer Gruppen getötet. Andererseits haben Regierungsstellen und Gerichte in Israel und den USA dem ISM selbst Verbindungen zu Hamas und Islamischem Dschihad und die Verwicklung in Anschläge vorgeworfen. Trotz des Scheiterns ihrer nunmehrigen Mission kündigt die Gruppe weitere Versuche an, in den Küstenstreifen zu gelangen. Medien zitieren sie mit der Aussage:
„Unser Ziel bleibt Gaza.“
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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