Polit-Neuling Robert Golob gewinnt Parlamentswahl in Slowenien

Titelbild
Wahlsieger Robert Golob wandte sich per Videoschalte an seine Anhänger.Foto: JURE MAKOVEC/AFP via Getty Images
Epoch Times25. April 2022

Der nationalkonservative Janez Jansa hat bei der Parlamentswahl in Slowenien eine schwere Niederlage erlitten. Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen lag die oppositionelle Freiheitsbewegung (GS) des liberal ausgerichteten Polit-Neulings Robert Golob am Sonntagabend deutlich vor Jansas Partei SDS. „Die Menschen wollen Veränderungen und haben uns das Vertrauen ausgesprochen, diese Veränderungen herbeizuführen“, sagte Golob, der früher Manager einer Stromgesellschaft war.

Golobs GS lag bei 34,5 Prozent, die SDS bei 23,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag nach offiziellen Angaben bei fast 70 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 2000.

Der 63-jährige Jansa räumte seine Niederlage ein und erklärte, er sei „bereit, für das Gemeinwohl zusammenzuarbeiten“. Er warnte seinen Gegner: „Es ist einfach, sich Plakate zu kaufen, die Unterstützung der Medien und der sogenannten Zivilgesellschaft zu haben, aber nichts davon wird Ihnen bei der harten Arbeit helfen, die vor Ihnen liegt.“

Golob sagte in seiner Ansprache am Wahlabend: „Morgen werden wir hart daran zu arbeiten beginnen, das Vertrauen (der Wähler) zu rechtfertigen.“ Der 55-jährige Politik-Newcomer äußerte sich in einem Livestream von seinem Haus aus, da er sich derzeit wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne befindet. In der Wahlkampfzentrale der GS wurde Golobs Rede mit Jubel aufgenommen.

Der deutliche Vorsprung der GS kam überraschend. Dem Analysten Miha Kovac zufolge kann Golobs Partei mit „mehr als 40“ Mandaten in dem 90 Sitze zählenden Parlament von Ljubljana rechnen. Koalitionsgespräche mit den Sozialdemokraten, die auf 6,8 Prozent der Stimmen kamen, sollen bereits am Montag beginnen.

In dem südosteuropäischen Land war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der GS und der Partei des Regierungschefs erwartet worden. Kovac zufolge geht Golobs Sieg auf die erfolgreiche Mobilisierung der Zivilgesellschaft und junger Wähler zurück. Diese hätten gegen ein Slowenien gestimmt, „das den Weg Ungarns einschlägt, gegen die Einführung einer illiberalen Demokratie, gegen eine Regierung, die die Kontrolle über das öffentliche Fernsehen und den Justizapparat übernimmt“.

Jansa hatte im Wahlkampf Stabilität versprochen und mit Slogans wie „Keine Experimente“ für seine Partei geworben. Doch der Regierungschef ist sowohl innenpolitisch als auch in der EU stark umstritten. Die Opposition wirft Jansa vor, die demokratischen Institutionen seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren ausgehöhlt und die Pressefreiheit eingeschränkt zu haben.

Seit Jansas Amtsantritt gab es immer wieder große Demonstrationen, die sich gegen autoritäre Tendenzen in Slowenien richteten. Golob hatte die Wahl im Vorfeld als „Referendum über die Demokratie in Slowenien“ bezeichnet. Der Oppositionschef leitete früher ein großes Energieunternehmen mit Schwerpunkt auf der Solarenergie.

Analyst Kovac warnte wie Jansa vor den großen Herausforderungen, die auf Newcomer Golob zukommen. Dessen Bewegung existiere erst weniger als drei Monate. Es fehle an „Infrastruktur“, an „Know-How“ und Erfahrung mit der Funktionsweise des Parlaments. (afp/dl)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion