Logo Epoch Times
Am Mittwoch

Neuwahl in den Niederlanden: Die Spitzenkandidaten im Überblick

Am Mittwoch wählen die Niederländer ihr Parlament neu. Bei der vorgezogenen Wahl stellt AFP die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien vor.

top-article-image

Die Regierung in den Niederlanden ist im Juni im Streit um die Asylpolitik zerbrochen. Geert Wilders verlässt die Koalition.

Foto: Peter Dejong/AP/dpa

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 5 Min.

Die Niederländer stimmen am Mittwoch bei einer vorgezogenen Neuwahl über ihr Parlament ab: Die Nachrichtenagentur AFP gibt einen Überblick über die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien:

Geert Wilders: mächtig, aber nicht an der Macht

Geert Wilders gilt als der „niederländische Trump“ – nicht nur wegen seiner blond gefärbten Haare, sondern auch wegen seiner rechtspopulistischen Positionen. Ziel des 62-Jährigen ist es, die vermeintliche „islamische Invasion“ des Westens zu stoppen. Er bezeichnete Marokkaner als „Abschaum“ und organisierte Wettbewerbe für Karikaturen über den Propheten Mohammed.
Seit Jahrzehnten mischt der Rechtspopulist in der Politik in Den Haag mit, der Sieg seiner Partei für die Freiheit (PVV) vor zwei Jahren war dennoch eine große Überraschung. Wilders Traum, Regierungschef zu werden, ging trotzdem nicht in Erfüllung, seine Koalitionspartner verweigerten ihm das Amt. Und selbst bei einem erneuten Triumph an den Urnen wird Wilders voraussichtlich nicht regieren.
Nachdem er im Juni im Streit um die Asylpolitik das Regierungsbündnis hatte platzen lassen, schlossen die großen Parteien jede Zusammenarbeit mit Wilders aus.
Eine wichtige Kraft in der niederländischen Politik wird er dennoch bleiben: Seine rechtspopulistische PVV liegt in den Umfragen erneut an der Spitze.

Frans Timmermans: Europäer mit grünen Ideen

Frans Timmermans ist über die Niederlande hinaus bekannt: Er war Vizepräsident der Europäischen Kommission, EU-Klimakommissar und Vorkämpfer des Green Deals der EU. Nach neun Jahren in Brüssel kehrte er in seine Heimat zurück, um dort Politik zu machen.
Sein linksgerichtetes Bündnis Groenlinks/PvdA wurde bei der Wahl 2023 zweitstärkste Kraft, bei der Europawahl vergangenes Jahr kam es sogar auf mehr Stimmen als Wilders Rechtspopulisten.
Angesichts der polarisierten, chaotischen politischen Lage gilt der erfahrene Timmermans als stabilisierender Faktor. Mit seiner sanften Stimme und seinem weißen Bart wirkt der 64-Jährige wie ein freundlicher Onkel. Doch ihm fehle es an Dynamik und Charisma, um an die Spitze zu gelangen, bemängeln seine Kritiker.
Timmermans ist ein überzeugter Europäer, einen Großteil seines Erwachsenenlebens verbrachte er außerhalb der Niederlande. Er wurde in Maastricht geboren, jener Stadt im Süden der Niederlande, die 1992 dem Vertrag zur vertieften Integration der Europäischen Union ihren Namen gab.
Er wuchs unter anderem in Rom auf, studierte französische Literatur und europäisches Recht in Frankreich. Timmermans spricht mindestens sechs Sprachen, darunter Deutsch und Russisch.

Henri Bontenbal: aufsteigender Politik-Star

Henri Bontenbal stammt aus einer Arbeiterfamilie und wuchs mit sieben Geschwistern in Rotterdam auf. Sein Image: Ein ganz normaler Niederländer, der politisch etwas bewegen möchte.
„Es ist Zeit, in der Politik zur Normalität zurückzukehren“, lautet die Botschaft des 42-Jährigen mit dem jungenhaften Gesicht. Bei den Wählern, die genug von der politischen Dauerkrise und der Polarisierung im Lande haben, scheint sie anzukommen: Laut Umfragen ist seine christdemokratische CDA auf dem besten Weg, den zweiten Platz zu erringen.
Bontenbal studierte Physik an der renommierten Universität Leiden und begann seine Karriere außerhalb der Politik als Berater für erneuerbare Energien. Seit 2006 versucht er bei privaten Reisen auf Flüge zu verzichten, sein Auto fährt elektrisch. Bontenbal spielt gern Klavier und Saxofon. Er beschreibt sich als „Protestanten mit katholischem Herzen“, der verstorbene Papst Franziskus sei für ihn „eine Quelle persönlicher Inspiration“.

Rob Jetten: junger Tempomacher im Rennen

Als junges Sportwunderkind war Rob Jetten der Tempomacher für die spätere Olympiasiegerin Sifan Hassan. Jetzt hofft der 38-Jährige, in der niederländischen Politik aufs Tempo drücken zu können. Umfragen sehen seine sozialliberale Mitte-Partei D66, deren Vorsitz er mit nur 31 Jahren übernahm, auf dem vierten Platz.
Zu Beginn seiner politischen Karriere wurde er spöttisch „Roboter Jetten“ genannt – mit strenger Brille, ernstem Gesicht und einstudierten Phrasen wirkte er wie ein Sprechautomat. Doch dieses Image legte er schnell ab. „Der beste Rat, den ich damals bekam, war: Erzähle deine Geschichte so, als würdest du mit Freunden am Tisch sitzen“, sagt er.
Seit einer Laser-Operation braucht Jetten keine Brille mehr, heute wirkt er entspannt und fröhlich. Die Niederländer lernten ihn nicht nur bei Wahlkampfauftritten kennen. Kurz vor der Abstimmung kam Jetten auch ins Finale einer beliebten TV-Quizshow. Seit 2022 ist der Politiker mit dem argentinischen Hockey-Star Nicolás Keenan liiert. Nächsten Sommer wollen die beiden Männer in Spanien heiraten.(afp/red)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.