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Für Verdienste in der Corona-Zeit

Merkel von Kretschmann mit Staufermedaille ausgezeichnet

Die frühere Bundeskanzlerin Merkel ist mit einer der wichtigsten Ehrungen des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden: Am 9. Dezember empfing sie aus der Hand von Ministerpräsident Kretschmann die selten vergebene Große Staufermedaille in Gold – für ihre Leistungen in der Corona-Zeit.

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Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 9. Dezember 2025 mit der Staufermedaille in Gold ausgezeichnet. Rechts im Bild: Ministerpräsident und Laudator Winfried Kretschmann (Grüne).

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Große Staufermedaille des baden-württembergischen Ministerpräsidenten für Angela Merkel
  • Ehrung für ihren „herausragenden politischen Einsatz während der CoronaPandemie
  • Merkel für Aufarbeitung – aber „nicht mit Schaum vor dem Mund“
  • Kretschmann: „Schlimme Nebenfolgen“ wegen des damaligen Wissensstands nicht vermeidbar

 
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Dienstag, 9. Dezember 2025, in Stuttgart die Große Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold erhalten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeichnete die 71-Jährige im Rahmen einer Feierstunde im Marmorsaal des Neuen Schlosses für ihren „herausragenden politischen Einsatz während der Corona-Pandemie“ aus.
Bei der Staufermedaille handelt es sich nach Angaben des Staatsministeriums Baden-Württemberg um eine „persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung“.
Die Medaille wird seit 1977 normalerweise in Silber verliehen, in Gold nur in Ausnahmefällen. Der Name der Auszeichnung bezieht sich auf die mittelalterliche Dynastie der Staufer.
Merkel, Kretschmann und die übrigen Verantwortungsträger in Bund, Ländern und Kommunen hatten seit Beginn der Corona-Zeit Anfang 2020 ein Krisenmanagement mit zahlreichen, immer wieder wechselnden Verhaltensvorschriften und Maßnahmen für die Bürger durchgesetzt. Diese reichte von politisch verordneten Lockdowns und Zugangsbeschränkungen bis zu Maskentragepflichten. Merkel und Kretschmann hatten beide für eine Impfpflicht plädiert.
Inzwischen beschäftigt sich eine Enquete-Kommission des Bundestags mit der Aufarbeitung der Corona-Politik. Auch in Hessen, Sachsen und Thüringen untersuchen verschiedene Gremien die Corona-Maßnahmen der Länder. Brandenburg hatte bereits zwei Corona-Untersuchungsausschüsse.

Merkel verteidigt „demokratische Zumutung

„Wir haben von den Menschen verlangt, sich nicht menschlich zu verhalten“, sagte Merkel bei ihrer Dankesrede. Die Pandemie sei „eine demokratische Zumutung“ gewesen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie die bürgerlichen Freiheiten ausgerechnet am 18. März 2020, dem 30. Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahlen der DDR, habe außer Kraft setzen müssen.
Ein Großteil der Einschränkungen sei später von Gerichten als verhältnismäßig bestätigt worden, so Merkel laut dem SWR.
Bundeskanzlerin a.D. Dr. Angela Merkel bei ihrer Rede zum Empfang der Staufermedaille des baden-württembergischen Ministerpräsidenten im Neuen Schloss zu Stuttgart. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel bei ihrer Rede zum Empfang der Staufermedaille des baden-württembergischen Ministerpräsidenten im Neuen Schloss zu Stuttgart am 9. Dezember.

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich bei einer Rede im Europäischen Parlament im Juli verwies auch Merkel auf die Bilder aus Bergamo: Eine Situation wie dort habe man für Deutschland unbedingt vermeiden wollen. Kontaktbeschränkungen seien wegen der Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus unabdingbar gewesen. Ohne Impfstoffe, auch aus dem Hause BioNTech, hätte alles möglicherweise noch viel länger gedauert.
Dennoch wiege es schwer, so Merkel, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und Ältere unter den Maßnahmen gelitten hätten. Insofern begrüße sie die Aufarbeitung. Sie wünsche sich aber, dass diese „nicht mit Schaum vor dem Mund“ durchgeführt werde.

Kretschmann würdigt „besonnene Entscheidungsfreude“ der Altkanzlerin

Ministerpräsident Kretschmann lobte und dankte Merkel in seiner Laudatio für ihre „besonnene Entscheidungsfreude“ und für „ihre entschlossene, umsichtige und effektive Führung als Bundeskanzlerin in dieser Krise“.
Die Ex-Kanzlerin habe gezeigt, „was Führung in der Demokratie bedeutet und erfordert“. Dabei habe sie „als Naturwissenschaftlerin gedacht – und als politisch Verantwortliche gehandelt“, würdigte Kretschmann.
Er verwahrte sich gegen Vorwürfe, nach denen die Politik „die Grund- und Freiheitsrechte leichtfertig – oder gar mit einer gewissen Lust, endlich mal durchzuregieren – für die Bekämpfung der Pandemie geopfert“ habe. Die „schlimmen Nebenfolgen unseres Handelns“ seien zwar „schmerzhaft“, wegen des damaligen Wissensstands aber nicht zu vermeiden gewesen.
Nur die „Nebenwirkungen isoliert zu betrachten und sie als vermeintlichen Beweis herzunehmen, um die gesamte Strategie der Pandemiebekämpfung infrage zu stellen“, halte er für „wohlfeil“, so Kretschmann.
Er bedauere es zudem „zutiefst“, so der Ministerpräsident weiter, „dass Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern ohne die Begleitung ihrer Angehörigen gestorben“ seien und „dass viele, gerade junge Menschen unter Einsamkeit gelitten haben“.
„Das Recht auf Leben und die Menschenwürde schützen bedeutet jedoch, die Pandemie entschlossen zu bekämpfen und dafür auch temporäre Einschränkungen anderer Grundrechte hinzunehmen“, so der 77-Jährige weiter. „Denn die Freizügigkeit kann man wiederherstellen. Jemand wieder zum Leben erwecken kann man nicht.“

FDP-Landeschef Rülke: „Offensichtlich verbinden die Fehler

Hans-Ulrich Rülke, der Landespartei- und Fraktionschef der baden-württembergischen FDP, sprach im Interview mit dem SWR von Fehlentscheidungen, die es etwa bei den Schulschließungen oder Ausgangssperren gegeben habe.
„Offensichtlich verbinden die Fehler und vielleicht möchte Herr Kretschmann ja mit dieser Ordensverleihung seine eigenen Fehler ungeschehen machen“, mutmaßte Rülke. Er fügte hinzu: „Angela Merkel hat das Land gespalten durch ihre Corona-Politik und noch mehr durch ihre Flüchtlingspolitik. Dass die AfD inzwischen so stark ist, hängt mit niemandem so sehr zusammen wie mit Angela Merkel.“
Nach Informationen des SWR nahmen auch einige maßgebliche Köpfe der Corona-Zeit an der Feierstunde im Neuen Schloss teil, darunter die Virologen und Regierungsberater Melanie Brinkmann und Christian Drosten. Auch Weggefährten Merkels wie Ex-Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) oder der ehemalige CDU-Fraktionschef Volker Kauder seien anwesend gewesen. Manuel Hagel, der Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl in Baden-Württemberg am 8. März 2026, habe sich ebenfalls unter die geladenen Gäste gemischt.
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.

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