Tokio statt Peking: Kanzler Scholz zu erster Asien-Reise aufgebrochen

Titelbild
Bundeskanzler Olaf Scholz (r) trifft sich mit Japans Premierminister Fumio Kishida am 28. April 2022 in Tokio.Foto: Shuji Kajiyama - Pool/Getty Images
Epoch Times28. April 2022

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Donnerstag zu Gesprächen mit Ministerpräsident Fumio Kishida in Japan eingetroffen. „Unsere guten Beziehungen sind aktuell durch die enge Zusammenarbeit in der G7 und der Verurteilung von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägt“, erklärte Scholz auf Twitter.

Zunächst wollte der Kanzler an einer Veranstaltung zum 60. Gründungsjubiläum der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) Tokio teilnehmen. Japan spiele „im Indo-Pazifik-Raum für Deutschland und die EU die zentrale Rolle – auch angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen andernorts“, erklärte DIHK-Präsident Peter Adrian, der Scholz als Teil einer Wirtschaftsdelegation nach Tokio begleitete.

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen erlebten derzeit, wie stark einseitige Abhängigkeiten auf das eigene Geschäft durchschlagen können, fügte Adrian hinzu. Japan und Deutschland sollten deshalb die Reform und Stärkung der Welthandelsorganisation (WTO) vorantreiben, forderte er. „Am Ende ist es nämlich das multilaterale Regelwerk, das es der Breite der Unternehmen ermöglicht, international aktiv zu sein.“

Japan ist nach Angaben des DIHK für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner nach China und vor Korea im Asien-Pazifik-Raum. Im Jahr 2021 hatten Deutschland und Japan ein Handelsvolumen im Wert von 41,7 Milliarden Euro.

Scholz lässt China links liegen

In Japan wird der Scholz-Besuch gerade mit Blick auf den Nachbarn China als politisches Signal gesehen. Für Scholz‘ Vorgänger Angela Merkel und Gerhard Schröder war es noch obligatorisch, dass der erste Antrittsbesuch in der Region in Peking stattfindet. Scholz entscheidet sich nun für die wirtschaftsstärkste Demokratie des Kontinents, statt für den Systemrivalen.

Das dürfte auch in Peking sehr genau zur Kenntnis genommen werden. Um Verstimmung über den Kanzler-Besuch in Japan zu überdecken, könnte Peking leicht auf die „technischen Probleme“ mit der Quarantäne bei der Einreise nach China verweisen, die einen normalen Besuch von Scholz in Peking erschwert hätten. Aber zu den Olympischen Winterspielen hatte Chinas Führung in Peking auch problemlos reihenweise ausländische Regierungschefs empfangen, die die Boykott-Aufrufe ignoriert hatten – allen voran Russlands Präsident Wladimir Putin. (afp/dpa/dl)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion