30 Jahre nach Geiselnahme: Laschet bittet Opfer in Gladbeck um Vergebung

"Es ist die oberste Pflicht des Staates, seine Bürger zu schützen. Dies ist ihm in Gladbeck und in den Stunden danach unter dramatischen Umständen nicht gelungen", sagte Armin Laschert und bittet 30 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck die Angehörigen um Entschuldigung.
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Armin Laschet, 2017.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times13. August 2018

30 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Angehörigen der drei Todesopfer und die weiteren Opfer um Entschuldigung gebeten. „Es ist die oberste Pflicht des Staates, seine Bürger zu schützen. Dies ist ihm in Gladbeck und in den Stunden danach unter dramatischen Umständen nicht gelungen“, sagte Laschet der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Laschet kritisierte, dass es eine Entschuldigung des Staates bei den Gladbeck-Opfern nie gegeben habe. Eine solche Entschuldigung mache zwar nichts ungeschehen. Dennoch sehe er sich als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen heute in der Pflicht, „um Vergebung dafür zu bitten, dass der Staat vor 30 Jahren nicht alle rechtsstaatlichen Mittel genutzt hat, den Opfern dieses schrecklichen Verbrechens den Schutz zu bieten, den sie verdient gehabt hätten“.

Seit 30 Jahren galt laut „FAZ“ in Düsseldorf die offizielle Linie, die eigenen Sicherheitsbehörden hätten sich im Fall Gladbeck nichts vorzuwerfen. Tatsächlich sei die nordrhein-westfälische Polizei jedoch für den weitaus größten Teil des missglückten Einsatzes zuständig gewesen.

Nach einem Banküberfall am 16. August 1988 in Gladbeck waren die beiden vorbestraften Kriminellen Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski mit wechselnden Geiseln in mehreren Fluchtfahrzeugen 54 Stunden lang kreuz und quer durch Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und die Niederlande gefahren. Mehrere Gelegenheiten zum Zugriff blieben im Namen einer Null-Risiko-Strategie ungenutzt, wie es weiter heißt.

Anders als Bremen, das seinen Anteil am Desaster rasch, umfassend und im parteiübergreifenden Konsens aufgearbeitet habe, unterblieb dem Bericht zufolge Vergleichbares in Nordrhein-Westfalen „aus machttaktischen Gründen“. Es sei „mehr als überfällig“, dass sich nun auch Nordrhein-Westfalen zu seiner Verantwortung bekenne, sagte Laschet der „FAZ“.

Laschet wird am Donnerstag gemeinsam mit dem Bremer Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé das Grab von Silke Bischoff in Heiligenrode bei Bremen besuchen. Bischoff war im Laufe des Zugriffs durch Spezialkommandos am 18. August von einer Kugel aus Rösners Revolver getötet worden.

(afp)



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