Maaßen kritisiert „Gesinnungskontrolle“ journalistischer Arbeit im ÖRR

Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen hat mit seinen Aussagen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk massive Kritik auf sich gezogen. Und auch Parteichef Laschet muss sich harter Vorwürfe erwehren.
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Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.Foto: Kay Nietfeld/dpa/dpa
Epoch Times5. Juli 2021

SPD und Grüne haben das Schweigen von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet zu den Äußerungen des CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen kritisiert. „Ein weiterer demokratiefeindlicher Ausfall von CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen, ein weiteres Mal schweigt CDU-Chef Armin Laschet“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil dem „Tagesspiegel“.

„Langsam drängt sich der Eindruck auf, dass das Verhalten von Maaßen und Co durch Laschet nicht nur toleriert wird, sondern gewollt ist.“ Der frühere Verfassungsschutzchef Maaßen hatte mit Vorwürfen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk heftige Reaktionen hervorgerufen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Das Schweigen von Armin Laschet zu diesem CDU-Kandidaten für die nächste Bundestagswahl ist unerträglich.“ Alle Kandidaten der Union für die Wahl müssten sich zur rechtsstaatlichen Demokratie und Pressefreiheit bekennen.

Kritiker: Maaßen fischt am rechten Rand

Maaßen kandidiert bei der Wahl am 26. September in einem Wahlkreis in Südthüringen für den Bundestag. Er ist nicht nur wegen seiner Haltung zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung umstritten. Politiker von SPD, Grünen und Linken warfen der CDU wiederholt vor, mit Maaßen am rechten Rand zu fischen.

Maaßen hatte im Sender tv.Berlin zur politischen Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien gesagt: „Ich sehe nicht mehr die Ausgewogenheit der Berichterstattung.“ Es gebe einen „klaren Linksdrall“. In dem Interview warf er den Anstalten „Meinungsmanipulation“ vor, etwa über das Weglassen von Tatsachen und die Anwendung von „Tricks“. „Ich halte es für eine Schande, dass die Aufsichtsbehörden diesen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht in der Hinsicht wirklich mal korrigieren und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr stattfindet“, sagte Maaßen. Er brachte einen „NDR-Untersuchungsausschuss“ ins Gespräch.

Maaßen sieht „Gesinnungskontrolle“ journalistischer Arbeit

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) sei für die „Tagesschau“ zuständig, erklärte er. „Wenn man sieht, dass es da auch Verbindungen gibt zwischen der „Tagesschau“ oder zwischen Personen, die für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und „Tagesschau“ arbeiten, und der linken und linksextremen Szene – dann wäre das wirklich auch eine Untersuchung wert, dass auch die Biografie von einigen Redakteuren mal auf den Prüfstand gestellt wird, ob diese Leute die charakterliche Eigenschaft haben, (…) die „Tagesschau“ durch Redaktion zu begleiten.“ Konkreter wurde Maaßen in dem Punkt nicht.

Danach bekräftigte Maaßen, dass Presse- und Rundfunkfreiheit in Deutschland Verfassungsrang haben. „Unabhängiger Journalismus und ein politisch unabhängiger #OERR (öffentlich-rechtlicher Rundfunk) sind für die Demokratie unverzichtbar“, schrieb er bei Twitter. „Tendenziöse Berichterstattung im #OERR kritisiere ich. Auch das gehört zur Meinungsfreiheit. Klar ist aber: Eine „Gesinnungskontrolle“ journalistischer Arbeit durch die Politik darf es nicht geben.“

Laschet äußert sich nur allgemein

Zwar äußerte sich Laschet in einem Interview allgemein zur Kandidatur von Maaßen, allerdings fand das Gespräch statt, bevor die Debatte um die neuen Maaßen-Äußerungen Fahrt aufnahm. „In Thüringen hat die Basis entschieden. Die Wahlkreise treffen ihre eigenen Entscheidungen. Dies ist gesetzlich so geregelt“, sagte Laschet dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn sich die CDU glaubhaft von Maaßen abgrenzen würde, sagte Laschet: „Ich werde nicht jeweils kommentieren, wer in 299 Wahlkreisen kandidiert.“ Die Abgrenzung der CDU nach rechts sei glasklar, sagte er. „Mit der AfD wird nicht koaliert, nicht kooperiert, nicht verhandelt. Sie muss aus den Parlamenten verschwinden.“

NDR-Sprecherin Barbara Jung teilte am Wochenende auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, die „Tagesschau“ habe einen „hohen Anspruch an Objektivität und Sorgfalt in der Berichterstattung“. Sie folge bei der Nachrichtenauswahl ausschließlich journalistischen Kriterien. „Die „Tagesschau“ steht damit für ausgewogenen, nachvollziehbaren und durch Fakten belegten Journalismus.“

Dreyer: Maaßens Unterstellung „infam“

Die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD), teilte der dpa mit: „Wir haben in Deutschland eine starke, freie und pluralistische Medienlandschaft. Die Unterstellung von Maaßen ist infam und hat nur ein Ziel: die Glaubwürdigkeit in den Journalismus und insbesondere in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erschüttern.“ Sie sprach von einem „Angriff auf die Pressefreiheit, eine wichtige Säule unserer Demokratie“.

Auch aus den Reihen der Union kam Kritik. Der Landesvorsitzende der CDU Hamburg, Christoph Ploß, sagte aim Politik-Talk „Die richtigen Fragen“ auf „Bild Live“ mit Blick auf Maaßens Einlassungen zur „Tagesschau“-Redaktion: „Ich halte eine solche Äußerung für inakzeptabel. Das entspricht auch in keiner Weise der Position der CDU.“ Der CDU-Vorsitzende in Niedersachsen, Bernd Althusmann, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Maaßen schadet der Partei nachdrücklich mit Positionen, die wir nicht teilen.“ Er erklärte weiter: „Wenn für Herrn Maaßen Grundwerte der Partei, für die er in den Bundestag einziehen will, nichts bedeuten, sollte er sich eine andere Partei suchen. Für uns ist und bleibt die Pressefreiheit unantastbar.“ (dpa)



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