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Vorwurf: Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz

Razzia in Sachsen: 16-Jähriger soll hochgiftiges Rizin hergestellt und gelagert haben

In einem eigenen Labor soll ein Jugendlicher Gift hergestellt und aufbewahrt haben. Experten des LKA wollen unter Vollschutz die Wohnung durchsuchen. Hintergründe und Motive sind noch unklar.

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Razzia in Sachsen: Ein Jugendlicher soll Gift im Haus seiner Eltern gelagert haben.

Foto: Daniel Wagner/dpa

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Lesedauer: 3 Min.

Ein Labor im Dachgeschoss seiner Eltern soll ein 16-Jähriger aus dem sächsischen Zeithain genutzt haben, um tödliches Gift herzustellen. Die Wohnung, in der der Jugendliche lebt, wurde am Morgen durchsucht, wie das Landeskriminalamt Sachsen mitteilte. Gegen den 16-Jährigen werde wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz ermittelt.
Der Jugendliche soll in einem eigens dafür eingerichteten Labor im Dachgeschoss seines Elternhauses mehrere Ampullen eines Gemisches aus Aconitin und Rizin hergestellt und aufbewahrt haben. Ricin ist eine biologische Waffe im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes.

Bereits niedrige Konzentrationen können tödlich sein

Experten des Robert Koch-Instituts sind als Unterstützung vor Ort, bestätigte ein LKA-Sprecher. Derzeit werde von der Feuerwehr eine sogenannte Dekontaminationsstrecke aufgebaut, erläuterte Kay Anders vom LKA auf Anfrage. „Dann sollen Experten des LKA unter Vollschutz als erste das Labor betreten und untersuchen.“ Erst dann könnten weitere Detail genannt werden. Die Hintergründe und auch Motive des Jugendlichen sind derzeit noch nicht bekannt.
Rizin wird aus den Samen des Wunderbaums, lateinisch Ricinus communis, gewonnen und ist hochgiftig. Alle Teile der Pflanze, die ursprünglich aus Nordost-Afrika und dem Nahen Osten stammt und hierzulande oft in Parkanlagen oder Gärten als Zierpflanze wächst, sind toxisch. Besonders gilt das aber für die bohnenförmigen Samen.
Je nach Art der Aufnahme verläuft eine Vergiftung tödlich – und zwar bereits nach 36 bis 72 Stunden. Die Symptome einer Vergiftung reichen von Kopfschmerzen über Krämpfe bis hin zu Organ- und Kreislaufversagen.
Der Einsatz von Rizin wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach in Zusammenhang mit kriminellen oder terroristischen Straftaten beobachtet. Im Jahr 2020 verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf ein Ehepaar, das für einen islamistischen Anschlag an einem belebten Platz eine hochgefährliche Biowaffe aus Rizin hergestellt hatte, zu mehrjährigen Haftstrafen.
Das Alkaloid Aconitin ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Blauen Eisenhut enthalten. „Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Aconitin, das giftiger ist als das aus Krimis wohlbekannte Strychnin“, schreibt das BfR. Für erwachsene Menschen seien bereits etwa zwei bis sechs Milligramm – also Tausendstel Gramm – reines Aconitin tödlich.

Gelände ist großräumig abgesperrt

Ziel der polizeilichen Maßnahme sei es, sämtliche giftige Substanzen und sonstige Beweismittel sicherzustellen, hieß es weiter.
Die Einsatzkräfte sperrten das Gelände großräumig ab, auch alle Zufahrtsstraßen waren zu. Der 16-Jährige befand sich auf freiem Fuß. Den Ermittlern zufolge lagen nach dem ersten Stand der Ermittlungen keine Haftgründe, insbesondere unter Berücksichtigung der Vorschriften des Jugendgerichtsgesetzes, vor.
Der Beschuldigte ist demnach nicht vorbestraft. Über das Ergebnis der Untersuchungen wollten die Ermittler im Laufe des Donnerstags informieren. (dpa/afp/red)

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