Ausschluss Ungeimpfter günstiger als Lockdown für alle

ifo-Chef Fuest fordert eine flächendeckende 2G-Vorgabe für den Herbst. Er beruft sich dabei auf Berechnungen des Leibniz-Instituts. Nimmt die Corona-Pandemie im Herbst an Dynamik zu, wären bestimmte Beschränkungen für Ungeimpfte günstiger als ein neuerlicher Lockdown.
Von 13. September 2021

Angesichts einer möglichen neuen Dynamik der Corona-Pandemie in der bevorstehenden kalten Jahreszeit hat der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo, Clemens Fuest, im „Handelsblatt“ eine flächendeckende sogenannte 2G-Regel für die Nutzung bestimmter Dienste und Einrichtungen gefordert.

Fuest begründet dies mit dem Ergebnis von Berechnungen, die das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) der Leibniz-Gesellschaft vorlegte.

Kontaktintensivere Dienstleistungen von Maßnahmen bedroht

„Eine klare Aussage der Politik für 2G etwa könnte jetzt Unsicherheit abbauen, wenn auch auf Kosten der nicht Geimpften“, äußerte Fuest. Das RWI hatte berechnet, dass neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens je nach Ausgestaltung Kosten zwischen 6,5 und 52 Milliarden Euro an Wertschöpfung nach sich ziehen würden.

Das RWI hatte dabei ein Szenario zugrunde gelegt, das von einer möglichen Schließung von sogenannten kontaktintensiven Dienstleistungen über das vierte Quartal des Jahres 2021 und das erste Quartal 2022 ausgeht.

Der maximale Schaden würde eintreten, sollte wie im vergangenen Winter jeder Bundesbürger von Einschränkungen betroffen sein. Das BIP würde in einem solchen Fall über das Gesamtjahr 2022 um 0,6 Prozent geringer ausfallen als ohne Lockdown-Maßnahmen.

2G ließe BIP lediglich um 0,15 Prozent sinken

Demgegenüber würden die BIP-Einbußen nur 0,15 Prozent betragen, sollte flächendeckend in den genannten Bereichen die 2G-Regel gelten und lediglich Personen ohne Impfschutz oder nachgewiesener Genesung betroffen sein.

Ein solcher Lockdown nur für Ungeimpfte – so das RWI – würde lediglich 13 Milliarden Euro weniger an Wertschöpfung befürchten lassen. Zugrunde gelegt wurden die Annahmen, dass das derzeitige Tempo des Fortgangs der Impfkampagne nicht steigt oder sinkt und jeweils die gleiche Kaufkraft vorhanden ist.

Möglicherweise moderater wäre der Effekt jedoch bei einer 3G-Option, die es Ungeimpften ermöglichen würde, ihr geringeres epidemiologisches Risiko durch vorhergehende Tests nachzuweisen.

Freitest-Option 3G brächte wenigste Verluste mit sich

Diesbezüglich, so das RWI, komme es auf Preis und Nachfrage nach den Tests an, deren Kosten künftig nicht mehr von der öffentlichen Hand übernommen würden.

Würde die Hälfte der Ungeimpften sich freitesten lassen und in weiterer Folge auch kontaktintensivere Dienstleistungen in Anspruch nehmen können, ließe sich der Wertschöpfungsverlust auf 6,5 Milliarden Euro und der BIP-Rückgang auf 0,075 Prozentpunkte reduzieren.

Einige Bundesländer wie Hamburg haben bereits angekündigt, in bestimmten Branchen wie Veranstaltungen oder Gastronomie 2G zum Standard zu machen, Sachsen-Anhalt denkt über ein Optionsmodell nach, das Veranstalter zwischen 2G und 3G wählen lassen würde – was allerdings auf Kritik beim Fachverband Dehoga stößt.

In der Vorwoche hatte der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, vor einem möglichen „fulminanten Verlauf“ der vierten Welle gewarnt.



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