Neues Dax-Mitglied Delivery Hero: Trotz Bestellboom – rote Zahlen und Verlust

Schnell was zu Essen bestellen statt selber zu kochen – dieses Bedürfnis bedient das Berliner Unternehmen in mehr als 40 Ländern. Die Zahl der Bestellungen steigt. Der Verlust aber auch.
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Sich Essen liefern lassen ist weiterhin beliebt.Foto: iStock
Epoch Times27. August 2020

Unter dem Strich stand beim Berliner Unternehmen Delivery Hero im ersten Halbjahr im fortgeführten Geschäft ein Verlust von rund 443 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor, wie das seit dieser Woche im Dax gelistete Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Derweil setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort. Das Unternehmen hat den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai übernommen, der sein Geschäft im Nahen Osten und in Nordafrika betreibt.

„Instashop passt perfekt zu unserer Strategie“, sagte Vorstansdchef Niklas Östberg. „Wir glauben, dass die Chancen beim Lebensmittelhandel riesig sind.“

Delivery Hero hat im deutschen Leitindex Dax den Platz des Zahlungsabwicklers Wirecard eingenommen, der infolge eines milliardenschweren Bilanzskandals in die Pleite gestürzt war. Delivery Hero wird an der Börse mit rund 19 Milliarden Euro bewertet, der Aktienkurs hat sich binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt. Die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie machten dem Unternehmen zwar auch finanziell zu schaffen, auf der anderen Seite bestellten die Kunden auf den Portalen des Konzerns so viele Mahlzeiten wie nie zuvor.

So sprang der Segmentumsatz des Unternehmens – wie bereits vorab berichtet – dank des Bestellbooms in der Corona-Krise im ersten Halbjahr um rund 94 Prozent auf fast 1,13 Milliarden Euro in die Höhe. Das Management erwartet, dass das Geschäftswachstum im zweiten Halbjahr weitergeht. Das Unternehmen hatte seine Umsatzprognose für 2020 daher bereits Ende Juli auf 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro angehoben. Finanzchef Emmanuel Thomassin sprach von beeindruckenden Wachstumszahlen.

Allerdings schreibt das 2011 gegründete Unternehmen weiterhin rote Zahlen. Das laufende Geschäft deckt bislang die Kosten nicht. Daher geht der höhere Umsatz mit höheren Verlusten einher. Das gilt auch für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda). Dieses dürfte im laufenden Jahr bei minus 14 bis minus 18 Prozent des Umsatzes liegen. Das bedeutet: Je höher die Erlöse, desto höher der absolute operative Verlust.

Trotz der roten Zahlen setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour im Ausland fort. Jetzt übernahm das Unternehmen den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai. Instashop wird dabei mit 360 Millionen US-Dollar (305 Mio Euro) bewertet. Delivery Hero bezahlt zunächst 270 Millionen Dollar. Je nachdem, wie sich das Geschäft von Instashop in Zukunft entwickelt, sollen dessen Gründer noch einen Aufschlag erhalten.

Delivery Hero betreibt in mehr als 40 Ländern Bestellplattformen für Essen lokaler Anbieter und beschäftigt 25.000 Mitarbeiter, davon rund 1.300 in Berlin. Das Unternehmen vermittelt Lieferdienste zwischen Restaurants und deren Kunden. Das meiste Geld stammt aus Provisionen, die die teilnehmenden Restaurants bezahlen. Allerdings betreibt Delivery Hero auch eigene Lieferdienste und Großküchen.

Sein deutsches Geschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) hatte Delivery Hero im vergangenen Jahr an den damaligen niederländischen Konkurrenten Takeaway.com – heute Just Eat Takeaway (Lieferando) – verkauft. Derzeit sind die Berliner vor allem auf Märkten in Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika stark vertreten. (dpa)



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