Schaulustige und Proteste erwartet: Sprengung der Kühltürme des KKW Gundremmingen
Über Jahrzehnte waren sie im Einsatz, jetzt steht ihre Sprengung bevor: Am Samstagmittag fallen die 160 Meter hohen Kühltürme des KKW Gundremmingen. Es werden zahlreiche Zuschauer – aber auch Proteste – erwartet.
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Am 26. Februar 2021 war das Kernkraftwerk von Gundremmingen noch in Betrieb. Jetzt ist der Rückbau in vollem Gange und die Kühltürme werden dem Erdboden gleichgemacht.
Die zwei Kühltürme des KKW Gundremmingen werden am Samstagmittag gesprengt.
RWE und die Kreisbehörde erwarten zahlreiche Schaulustige, die Staus verursachen können.
Umweltorganisationen haben nahe dem Gelände einen künstlerischen Protest angekündigt.
Am Samstag, 25. Oktober, sollen die zwei Kühltürme des Kernkraftwerks Gundremmingen innerhalb weniger Sekunden verschwinden. Die lange geplante Sprengung soll um 12 Uhr erfolgen.
Im Zuge des Atomausstiegs ging der letzte der drei Reaktorblöcke Ende 2021 vom Netz. Damit war die Anlage im bayerischen Landkreis Günzburg endgültig stillgelegt.
Zwei Riesen fallen
Die Kühltürme bestehen aus rund 56.000 Tonnen Stahlbeton und erstrecken sich 160 Meter in die Höhe – noch. Auch der Durchmesser ist bemerkenswert: Am Sockel beträgt er 139 Meter und ganz oben 76 Meter.
Nach der Sprengung wird ein riesiger Berg an Schutt anfallen. Wertlos ist dieser allerdings nicht. Der laut dem Kraftwerksbetreiber RWE hochwertige Beton ist ein gefragter Baustoff. Nach der Sprengung ist geplant, die Überreste für Recycling-Schotter aufzubereiten.
Beim Rückbau eines Kernkraftwerks zählen Kühltürme zu den Anlagenstrukturen, die in der Regel bedenkenlos gesprengt werden können.
Andere Gebäude, wie das Reaktorgebäude, müssen aufgrund möglicher Strahlenbelastung teils aufwendig behandelt und kontrolliert abgetragen werden. Ein Extrembeispiel hierfür ist das Kernkraftwerk Greifswald (Lubmin) an der Ostseeküste. Dort sollen die Arbeiten voraussichtlich bis in die 2060er-Jahre andauern.
Beim stillgelegten Kernkraftwerk Gundremmingen soll der Rückbau bis 2040 vollständig abgeschlossen sein.
Zuschauer erwartet
Zu der anstehenden Sprengung erwarten Fachleute und die Kreisbehörde zahlreiche Zuschauer. Eine genaue Zahl haben sie jedoch nicht genannt, auch das Landratsamt konnte keine Schätzung abgeben. Die Schaulustigen werden sich im Laufe der Morgenstunden in der Umgebung einen guten Aussichtsort in sicherer Entfernung suchen.
„Es gibt keine ausgewiesenen Besucherareale“, teilte die Kreisbehörde mit. Dafür sei eine hohe Verkehrsbelastung zu erwarten. Die Behörde empfahl den Interessierten, die Umgebung des ehemaligen Kernkraftwerks weiträumig zu umfahren und entferntere Aussichtspunkte aufzusuchen.
Viele Schaulustige werden sich am 25. Oktober 2025 die Sprengung der Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks Gundremmingen anschauen.
Wegen des vermuteten Zuschauerandrangs hat RWE 1.900 Parkplätze auf den angrenzenden Straßen geschaffen. Das Landratsamt befürchtet Staus, die sich durch die Anreise der Zuschauer bilden.
Diese können sich bis zur rund 10 Kilometer entfernten Autobahn A8 ziehen. Betroffen ist der Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm, speziell die Ausfahrten bei Günzburg und Burgau. Auch auf der B16 von Günzburg Richtung Dillingen ist mit Stillstand zu rechnen.
Protest angekündigt
Die Sprengung markiert einen weiteren symbolträchtigen Punkt des deutschen Atomausstiegs, der am 15. April 2023 stattfand. Aktuell befinden sich praktisch alle noch bestehenden stillgelegten deutschen Meiler im Rückbau.
Neben vielen Befürwortern des Atom-Aus gibt es weiterhin zahlreiche Kritiker. So etwa die Umweltorganisationen Nuklearia und WePlanet. Gemeinsam wollen sie mit einer künstlerisch-symbolischen Aktion und einem Infostand in Sichtweite der Sprengung protestieren.
Sie wollen aufzeigen, welche wirtschaftlichen und ökologischen Kosten die Politik des Atomausstiegs verursacht. Die Sprengung der Kühltürme bezeichnen sie als „ein Symbol für den energiepolitischen Irrweg, den Deutschland eingeschlagen hat“. Weiter heißt es:
„Gundremmingen hat über Jahrzehnte zuverlässig Strom geliefert und hunderte Millionen Tonnen CO₂ eingespart. Jetzt wird diese Klimaschutzleistung buchstäblich in die Luft gesprengt – obwohl längst klar ist, dass Deutschland seine stillgelegten Kernkraftwerke reaktivieren und neue bauen muss.“
Neben den geringen CO₂-Emissionen fällt bei der Kernkraft allerdings Atommüll an. Bis heute gibt es in Deutschland noch kein Endlager.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert und verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.