Luftfilter in Schulen: Was können sie leisten – was nicht?

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Luftfilteranlagen sollen das Corona-Infektionsrisiko senken.Foto: Sebastian Gollnow/dpa/dpa
Epoch Times17. August 2021

Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, in den ersten Bundesländern haben die Schulen wieder begonnen.

Welche positive Rolle können mobile und stationäre Luftreiniger in Bezug auf die Corona-Krise spielen? Worum geht es in der Debatte?

Angesichts der Corona-Gefahr in Schulen hat das Thema Luftfilter lange für Streit gesorgt. Gewerkschaften, Eltern und Lehrer forderten immer wieder, so schnell wie möglich in Luftfilteranlagen für den Unterricht zu investieren, damit es nach den Sommerferien nicht wieder zu Schließungen kommt. Dass politische Beschlüsse zu spät gekommen seien, kritisierte unter anderen der Deutsche Lehrerverband.

Während der Nutzen fest installierter Luftreinigungsanlagen, die aufwendiger einzubauen sind, auf der Hand liegen soll, ist die Lage bei mobilen Geräten nicht so klar. Diverse Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Was plant die Bundesregierung?

Das ursprüngliche Luftfilterprogramm des Bundes in Höhe von rund 500 Millionen Euro, das 2020 aufgelegt wurde, förderte bereits den Einbau festinstallierter Anlagen in öffentlichen Gebäuden, Theatern und Museen. Seit Mitte Juni 2021 gilt dies nun unter anderem auch für Kitas und Schulen.

Die Förderung ist allerdings auf Räume und Einrichtungen für Kinder bis 12 Jahre begrenzt, da für sie bisher kein Impfstoff gegen Corona zugelassen ist. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, Luftfilter – unabhängig vom Alter der Schüler – in allen Klassenräumen zu installieren.

Ist auch die Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte in Schulen geplant?

Auch dafür will die Bundesregierung nach anfänglichem Zögern nun 200 Millionen Euro bereitstellen. „Gemeinsam mit den Ländern wollen wir damit einen Beitrag dafür leisten, den Präsenzunterricht und die Kinderbetreuung im Herbst und Winter auch bei Verschlechterung der Infektionslage aufrecht zu erhalten“, erläuterte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Mitte Juli. Der Förderanteil des Bundes beträgt bis zu 50 Prozent. Die Beantragung der Mittel und die Durchführung der Förderung erfolgt über die Länder.

Wie bewerten Fachleute den Nutzen von stationären Luftfilteranlagen?

Dass sich fest installierte Anlagen bestens eignen, um virushaltige Partikel aus der Raumluft zu entfernen, ist für mehrere Experten unbestritten. Deren Einbau sei die „nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene“, allerdings auch mit hohem technischen und zeitlichen Aufwand verbunden, heißt es beim Umweltbundesamt (UBA).

Neben der Einhaltung der Hygieneregeln sei daher auch regelmäßiges Lüften über die Fenster in der Pandemie besonders effizient. Wo die Belüftungsmöglichkeiten unzureichend sind, könnten aber auch mobile Luftreiniger – mit „hocheffizienten Gewebefiltern“ zum Beispiel – ergänzend zum Einsatz kommen. Allerdings gibt es auch grundlegend andere Konzepte mit der Coronakrise umzugehen.

Ist sich die Forschung mit Blick auf den Nutzen mobiler Geräte einig?

Der Nutzen von mobilen Luftfiltern ist in der Fachwelt zumindest umstritten. Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt zum Beispiel betonen als Ergebnis einer Studie, dass Luftreiniger der Filterklasse Hepa das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus deutlich verringern und empfehlen sie für Klassenräume. Forscher der Universität Stuttgart hingegen warnen: Mobile Geräte seien „keine Alternative zu einem Außenluftwechsel“ und nur dort zur Unterstützung ratsam, wo es zu kleine oder zu wenige Fenster gebe.

In einer Richtlinie für den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen hatten sich medizinische Fachgesellschaften, Robert Koch-Institut, Bildungs- und Kinderschutzverbände weder klar dafür noch dagegen positioniert.

Nicht nur in Schulen gefragt: Luftfiltergeräte finden in der Pandemie reißenden Absatz. Foto: Christophe Gateau/dpa/dpa

Was konkret spricht für oder gegen mobile Filtergeräte?

Kritiker wenden unter anderem ein, die Geräte seien für den Einsatz im Klassenzimmer zu laut, angesichts des Stromverbrauchs ökologisch nicht sinnvoll und erzeugten unangenehme Zugluft. Zudem wälzten sie die Raumluft nur um und könnten die notwendige Zufuhr frischer Luft daher nicht ersetzen.

Befürworter verweisen auf den technischen Nutzen mobiler Filter bei der Virenreduktion und plädieren für ein Zusammenspiel aller Maßnahmen, um die Infektionsgefahr einzudämmen. „Fachgerecht positioniert und betrieben ist ihr Einsatz wirkungsvoll, um während der Dauer der Pandemie die Wahrscheinlichkeit indirekter Infektionen zu minimieren“, heißt es auch beim UBA. (dpa)



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