Präsident Vucic kündigt großangelegte Entwaffnungskampagne für Serbien an

Nach zwei Schusswaffenangriffen in Serbien mit insgesamt 17 Toten hat Staatschef Aleksandar Vucic eine großangelegte Entwaffnungskampagne für den Balkanstaat angekündigt. "Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen", sagte er.
Serbien unterhält unter Präsident Vucic weiter freundschaftliche Beziehungen zu Russland.
Staatspräsident Aleksandar Vucic.Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa
Epoch Times5. Mai 2023

Nach zwei erschütternden Schusswaffenangriffen in Serbien in weniger als 48 Stunden hat Staatschef Aleksandar Vucic eine großangelegte Entwaffnungskampagne für den Balkanstaat angekündigt. Geplant sei „eine fast vollständige Entwaffnung“ von Privatpersonen, sagte Vucic am Freitag. Am Mittwoch hatte ein 13-Jähriger an einer Schule in Belgrad neun Menschen erschossen, in der Nacht zu Freitag erschoss ein junger Mann in mehreren Dörfern acht Menschen und verletzte 14 weitere.

„Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen“, sagte Vucic bei einer Pressekonferenz. Die Kampagne umfasse sowohl die massenhafte Überprüfung registrierter Waffen als auch ein verstärktes Vorgehen gegen illegalen Waffenbesitz. Auf diese Weise sollten hunderttausende Schusswaffen aus dem Verkehr gezogen werden.

Nach Regierungsangaben sind in dem 6,8-Millionen-Einwohner-Land mehr als 760.000 Feuerwaffen registriert. Auch als Folge der Jugoslawien-Kriege in den 90er Jahren sind in der Region viele Waffen im Umlauf. Waffen und Schießstände sind in Serbien beliebt. Allerdings ist ein Waffenschein Voraussetzung für den Besitz von Feuerwaffen.

21 Jahre alte Angreifer acht Menschen

Vucic zieht mit der Entwaffnungskampagne die Konsequenzen aus zwei schrecklichen Bluttaten. In der Nacht zu Freitag wurden acht Menschen getötet und 14 weitere verletzt, als ein Mann nahe der Stadt Mladenovac aus einem fahrenden Auto heraus feuerte.

Der 21 Jahre alte Angreifer schoss gegen Mitternacht mit einer Schnellfeuerwaffe auf Menschen, die sich im Dorf Dubona rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Belgrad auf einem Schulhof aufhielten. Danach schoss er auch in den Dörfern Malo Orasje et Sepsin auf Menschen und floh dann, wie der Fernsehsender RTS berichtete.

„Wir haben am Abend Schüsse gehört“, sagte der in Dubona lebende Zvonko Mladenovic der Nachrichtenagentur AFP. Er habe aber geglaubt, dass sich junge Leute mit Feuerwerkskörpern amüsierten. Er habe sich nicht vorstellen können, „dass so etwas gerade passiert“. Mladenovic fügte hinzu, bei dem Angriff habe die Enkelin seines Cousins einen Kopfschuss erlitten.

Medienberichten zufolge handelte es sich bei den Opfern vor allem um junge Leute. Serbiens Innenminister Bratislav Gasic bezeichnete die Tat als „terroristischen Akt“. Etwa 600 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, Hubschrauber kreisten über dem Gebiet.

Die Polizei startete eine Fahndung und durchkämmte in der Nacht die umliegenden Wälder. Der Tatverdächtige wurde schließlich nahe der zentralserbischen Stadt Kragujevac gefasst, rund 90 Kilometer von den Angriffsorten entfernt.

Laut RTS hielt er sich mit vier Handgranaten und einigen illegal erworbenen Waffen und Munition im Haus eines Verwandten auf. Um zu fliehen habe er zuvor einen Taxifahrer als Geisel genommen, der anschließend die Polizei verständigt habe.

13-jähriger Schüler erschoss acht Kinder und einen Wachmann

Erst am Mittwoch hatte ein 13-jähriger Schüler in seiner Schule in Belgrad acht Kinder und einen Wachmann erschossen und sieben weitere Menschen verletzt. Der 13-Jährige wurde festgenommen und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.

Nach Angaben der Ermittler hatte er vor seiner Tat einen detaillierten Plan und eine Todesliste erstellt. Der Vater des Jugendlichen, dem die Tatwaffe gehörte, wurde festgenommen. Auch die Mutter wurde in Gewahrsam genommen.

Schusswaffenangriffe sind extrem selten in Serbien. Präsident Vucic sprach nach der Tragödie vom Mittwoch von „einem der schwersten Tage“ in der jüngeren Vergangenheit. Vor der Schule in Belgrad legten hunderte Menschen Blumen und Spielzeug nieder und entzündeten Kerzen. Auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb und in Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowinas, gedachten Menschen der Toten mit Blumen und Kerzen.

In den Belgrader Kirchen wurden Trauergottesdienste abgehalten, das Oberhaupt der Serbisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije, nannte den Schusswaffenangriff auf die Schule eine „Katastrophe, wie sie unsere Nation und unsere Heimat nie gesehen hat“. Ab Freitag galt eine dreitägige Staatstrauer. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion