Minus 9 Millionen bis 2070?
Deutsche Bevölkerungszahl sinkt auf 75 Millionen - bis 2070
Im Jahr 2070 werden in Deutschland laut einer Statistikern deutlich weniger Menschen leben als heute. Bei einer moderaten Entwicklung der demografischen Faktoren Geburten, Lebenserwartung und Zuwanderung wird die Zahl dann unter 75 Millionen liegen.

Symbolbild.
Foto: Jan Woitas/dpa
Sinkende Einwohnerzahlen, deutlich mehr Rentner und weniger Erwerbstätige: Nach neuen Berechnungen des Statistischen Bundesamts werden im Jahr 2070 in Deutschland deutlich weniger Menschen leben als heute.
Bei einer moderaten Entwicklung von Geburten, Lebenserwartung und Zuwanderung wird die Bevölkerungszahl dann bei weniger als 75 Millionen liegen, wie die Statistikbehörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Ende 2024 waren es rund 83,6 Millionen.
Rentner-Boom, Arbeitskräfte-Mangel
In ihrer neuen sogenannten Bevölkerungsvorausberechnung rechneten die Statistiker mehrere Modelle für die Bevölkerungskurve durch – mit verschiedenen Annahmen dazu, wie sich Geburtenrate, Lebenserwartung und Zuwanderung entwickeln. Je nachdem kann die Bevölkerungszahl noch variieren – für das Jahr 2070 gibt die Statistikbehörde daher eine Spannweite von 63,9 Millionen bis 86,5 Millionen Einwohnern an.
Bei der vorangegangenen Bevölkerungsvorausberechnung im Jahr 2022 wurde für 2070 noch von einer Zahl zwischen 70,2 Millionen und 94,4 Millionen ausgegangen. Allerdings sanken sowohl die Geburtenrate als auch die Nettozuwanderung, also die Differenz zwischen der Zahl der Menschen, die nach Deutschland ziehen, und der Zahl jener, die das Land verlassen.
Klar ist schon heute, dass die Zahl der Menschen im Rentenalter steigen wird, und zwar um mindestens 3,8 Millionen im Jahr 2038. Je nach Zunahme der Lebenserwartung werden dann mehr als 20,5 Millionen Menschen 67 Jahre und älter sein. Im Gegenzug wird die Zahl jener im Erwerbsalter sinken, was laut Statistikbehörde auch die Zuwanderung nicht verhindern kann.
Bereits in zehn Jahren – 2035 – wird demnach jeder vierte Mensch in Deutschland 67 Jahre und älter sein. 2024 war nur jeder Fünfte im Rentenalter. „Die Generation der Babyboomer befindet sich mitten im Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand – auf sie folgen deutlich kleinere Jahrgänge“, erklärte Bevölkerungsexperte Karsten Lummer vom Statistischen Bundesamt.
Bereits heute kommen danach auf 100 Menschen im Erwerbsalter 33 im Rentenalter. Selbst im günstigsten Fall werden es im Jahr 2070 dann 43 Rentner auf hundert Erwerbstätige sein – im ungünstigsten Fall könnte dieser Altenquotient Lummer zufolge sogar auf 61 steigen. Damit kämen auf einen Rentner „weniger als zwei Einzahlende“.
Im Jahr 2024 waren 51,2 Millionen Menschen in Deutschland im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren. Selbst bei einer hohen Zuwanderung kann laut den statistischen Berechnungen die Lücke durch das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt und dem Nachrücken der zahlenmäßig kleineren Jahrgänge nicht geschlossen werden.
Zuwanderung verliert „Verjüngungseffekt“
Ohnehin nahm die Zuwanderung seit 2022 deutlich ab. Damals waren wegen der vielen Ukraine-Flüchtlinge netto rund eineinhalb Millionen Menschen zugewandert. Zuletzt wurde der „verjüngende“ Effekt der Zuwanderung immer schwächer.
Auch der Geburtenrückgang setzte sich fort. So kamen im Jahr 2024 in Deutschland 52.000 Kinder weniger zur Welt als im Durchschnitt der 2010er Jahre. Im vergangenen Jahr lag die Geburtenziffer nur noch bei 1,35 Kindern je Frau. Für 2025 gehen die Statistiker von einer weiter sinkenden Geburtenrate aus. Freilich kann sich der Geburtentrend kurzfristig ändern, was die Statistiker berücksichtigen.
Insgesamt dürfte die Bevölkerungsentwicklung in Ost und West unterschiedlich ausfallen. In den westdeutschen Flächenländern bleibt sie demnach in den kommenden Jahrzehnten bestenfalls stabil. Zugleich wird dort die Zahl der über 67-Jährigen bis zum Jahr 2039 um etwa 30 Prozent steigen.
In den ostdeutschen Flächenländern wird die Bevölkerungszahl bis 2070 auf jeden Fall schrumpfen – je nach Annahme bis zu 30 Prozent. Die Zahl der Senioren wird im Jahr 2038 ihren Höchststand erreichen und dann sinken.
Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen können – zumindest bei hoher oder mittlerer Nettozuwanderung – mit einem Bevölkerungswachstum rechnen. Die Zahl der ab 67-Jährigen wird dort steigen und 2070 voraussichtlich um mindestens 50 Prozent höher sein als 2024.(afp/red)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.









