Essen: Lauterbach bei Eröffnung des 127. Deutschen Ärztetags

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird voraussichtlich beim Deutschen Ärztetag mit dabei sein. Thema ist auch die Neuausrichtung der Krankenhausplanung.
Essen: Lauterbach bei Eröffnung des 126. Deutschen Ärztetags
Karl Lauterbach.Foto: Philipp Znidar/dpa
Epoch Times16. Mai 2023

In Essen beginnt am Dienstag, 16. Mai, 10:00 Uhr, der 127. Deutsche Ärztetag. Zur Eröffnungsveranstaltung wird Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet. Bei dem Treffen von rund 250 Medizinern geht es bis Freitag unter anderem um die von der Bundesregierung geplante Neuausrichtung der Krankenhausplanung und -vergütung.

Als weitere Themen sollen eine Reform der Notfallversorgung und der zunehmende Einfluss fachfremder Finanzinvestoren auf die ambulante Patientenversorgung diskutiert werden. Am Donnerstag wird die Spitze der Bundesärztekammer neu gewählt. Der derzeitige Ärztepräsident Klaus Reinhardt bewirbt sich erneut. Auch die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, will kandidieren.

Mängel im Gesundheitssystem

Vor dem Deutschen Ärztetag haben Ärzte- und Patientenvertreter zahlreiche Mängel im deutschen Gesundheitssystem moniert. Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt, der zur Wiederwahl antritt, übte pauschale Kritik an den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): „Ich nehme ihm ab, dass er Dinge wirklich positiv verändern will. Ich kann aber beim bestem Willen keinen roten Faden bei seinen Reformen erkennen. Kaum etwas passt zusammen, vieles bleibt Stückwerk“, sagte Reinhardt der „Rheinischen Post“.

Reinhardt wünscht sich außerdem die telefonische Krankschreibung zurück, die zum 31. März auslief. Zur weiteren Entlastung der Praxen fordert er in der Zeitung eine Gebühr für Patienten, die mehrere Ärzte aufsuchen: „Ich bin für eine Eigenbeteiligung bei besonders krassen Fällen von Ärzte-Hopping.“

Kritik an Plänen zur Cannabislegalisierung

Kritisch wertete er Lauterbachs Pläne zur Cannabislegalisierung und begrüßte in dem Zusammenhang Bayerns Absicht, keine Modellregionen für den staatlich lizenzierten Cannabishandel zuzulassen. Zudem plädiert Reinhardt für einen „Deutschen Gesundheitsrat“, der nach dem Vorbild des Ethikrates selbstständig oder im Auftrag der Regierung Empfehlungen abgibt. Das sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND).

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte vor dem Ärztetag die sinkende Bereitschaft vieler Ärzte zu Hausbesuchen. „Ein Rückgang von mehr als 25 Prozent in nur zehn Jahren ist alarmierend“, sagte der Vorsitzende Eugen Brysch der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).

Verschärfend komme hinzu, dass fast 80 Prozent der Hausbesuche bei über 75-Jährigen stattfinden. „Den oft vorerkrankten und immobilen Menschen fehlt häufig die Kraft zum Praxisbesuch“, sagte Brysch. Verbesserungen wünsche sich die Stiftung auch bei der schleppenden Digitalisierung im Bereich der ärztlichen Versorgung.

Weitere Themen des Treffens

Ein weiteres Thema, das viele Patienten beschäftigt, sind die sogenannten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), in denen angestellte Ärzte arbeiten und die oft privaten nichtärztlichen Kapitalgebern gehören. In einem offenen Brief, der von 188 Ärzten in MVZ unterschrieben wurde, wenden sich die Betroffenen gegen „die pauschalen Vorwürfe und implizierte Geringschätzung unserer Arbeit“.

Kritiker werfen den MVZ eine schlechtere und renditeorientierte Versorgung der Patientinnen und Patienten vor. Dies lasse sich zwar nicht belegen, hieß es in einer Mitteilung des Bundesverbands der Betreiber medizinischer Versorgungszentren, dennoch seien diese Vorwürfe durch „die ständige Befeuerung aus der ärztlichen Standesvertretung“ letztlich in der Politik angekommen.

In Essen sollen von heute an Reformpläne für das Gesundheitswesen und eine bessere Gesundheitsbildung von Kindern zentrale Themen sein. Während des viertägigen Treffens wählen die 250 Delegierten auch die Führung der Bundesärztekammer neu. Gegen Reinhardt kandidiert die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna. Der Ärztetag ist die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, die die Interessen von 550.000 Ärzten vertritt. (AFP/dpa/mf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion