Weitere Gewalttat am Bahnhof
Sexuelle Belästigung in Gelnhausen: Innenminister fordert Abschiebung der Tatverdächtigen
Nach den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen im Barbarossabad von Gelnhausen ermitteln die Behörden in acht Fällen. Die politische Debatte nimmt Fahrt auf: Hessens Innenminister Roman Poseck fordert harte Konsequenzen, bis hin zur Abschiebung der tatverdächtigen syrischen Asylbewerber. Bürgermeister Litzinger sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt – auch wegen unterlassener Prävention.

Die Staatsanwaltschaft Hanau führt ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatverdachts der sexuellen Belästigung.
Foto: Boris Roessler/dpa
Die Vorfälle vom 22. Juni im Barbarossabad von Gelnhausen haben nun ein Nachspiel auf juristischer und politischer Ebene. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Hanau in acht Fällen wegen sexueller Belästigung. Berichten zufolge hatten neun Mädchen angegeben, an jenem Tag von vier Männern im Alter von 18 bis 28 Jahren belästigt worden zu sein. Lokalen Medien zufolge sind bislang acht mutmaßliche Opfer im Alter von 11 bis 16 Jahren identifiziert.
LKA hält Bäder in Hessen nicht für „Kriminalitätsschwerpunkt“
Nun hat sich Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) in die Debatte eingeschaltet. Am Montagnachmittag, 30. Juni, forderte er im Gespräch mit „Bild“ harte Konsequenzen für die mutmaßlichen Täter. Bei diesen handelt es sich bisherigen Erkenntnissen zufolge um Asylsuchende aus Syrien. Poseck erklärte, wer als solcher Menschen in Schwimmbädern sexuell belästige, habe „aus meiner Sicht kein Recht, hierzubleiben“.
Poseck erinnert an die Forderung der Innenministerkonferenz, auch straffällige syrische Staatsangehörige wieder in ihr Herkunftsland abzuschieben. Bis dato scheiterte dies regelmäßig an fehlenden Rücknahmeabkommen und generell nicht bestehenden diplomatischen Beziehungen. Syrische Staatsangehörige stellen auch das größte Kontingent an Personen mit Duldungsbescheid in Deutschland.
Der Minister warnte aber auch davor, die Vorfälle von Gelnhausen zum Anlass für Verallgemeinerungen zu nehmen und Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. Hessens Bäder gelten dem dortigen Landeskriminalamt (LKA) zufolge bis dato nicht als Kriminalitätsschwerpunkt. Im Jahr 2023 habe man landesweit insgesamt 74 Sexualdelikte in Bädern erfasst. Das LKA Rheinland-Pfalz berichtete für 2024 von 19 Fällen.
Bürgermeister von Gelnhausen nimmt zu Vorwürfen Stellung
Die Tatverdächtigen aus dem Barbarossabad von Gelnhausen sind auf freiem Fuß. Ein Haftbefehl kam nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht in Betracht, weil nach deren Angaben gegenüber dem Portal „NiUS“ keine Wiederholungsgefahr bestehe. Auch sonstige Haftgründe seien derzeit nicht erkennbar. Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen erst die Opfer zu den Vorfällen befragt werden, anschließend werde man die Tatverdächtigen vorladen.
Auf kommunaler Ebene wird sich Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger auf unangenehme Fragen in der Stadtverordnetenversammlung einstellen müssen. Vor allem eine Äußerung gegenüber „Welt TV“, in der er hohe Temperaturen anspricht, bei denen „auch manchmal die Gemüter blank“ lägen, sorgt für Aufregung. In sozialen Medien, aber auch in der Kommunalpolitik werden sie als verharmlosend interpretiert.
Grünen-Fraktionschef Jakob Mähler nannte die Aussagen in der „Gelnhäuser Neuen Zeitung“ (GNZ) „beschämend“. Er warf Litzinger vor, dieser lasse „Empathie für die Opfer der sexuellen Übergriffe vermissen“ und verharmlose die sexualisierte Gewalt.
FDP hielt Maßnahmen zur besseren Sicherheit im Freibad für erforderlich
Auch die örtliche SPD-Vorsitzende Susanne Turlach will in der Äußerung des Bürgermeisters, aber auch in der Reaktion des Schwimmmeisters am Tattag eine „Bagatellisierung“ erkannt haben. Dieser hatte Mädchen, die sich beschwert hatten, Berichten zufolge erst zurück ins Becken geschickt und sie dazu aufgefordert, im Wiederholungsfall wiederzukommen. Erst nach weiteren Beschwerden habe er Hausverbote ausgesprochen.
Turlach erklärte, dass nicht die Herkunft der Verdächtigen, sondern eine unter vielen Männern immer noch vorhandene Grundeinstellung für die Tat ausschlaggebend sei. Es sei
„wichtig, dass dieser Sachverhalt klar benannt wird, denn nur so kann sich in Zukunft etwas ändern“.
Sowohl Gelnhausens SPD als auch die Freien Wähler mit ihrem Kreisvorsitzenden Bünyamin Colak kritisieren den Bürgermeister und die örtliche CDU dafür, dass diese im Vorfeld mögliche Maßnahmen verhindert hätten. So habe es im März 2025 einen Antrag der FDP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung gegeben. Darin ging es um mögliche präventive Maßnahmen mit Blick auf die Freizeitanlagen.
SPD wollte nach Erfahrungen der 1990er-Jahre Präventionskonzept diskutieren
Dass es nicht zu einer Debatte im Sozialausschuss gekommen sei, weil die CDU diese nicht für erforderlich gehalten habe, sei ein Fehler gewesen. Colak äußerte, er sei sich „sicher, dass mit einer ernsthaften Diskussion damals Präventionsmaßnahmen auf den Weg gebracht worden wären, die nun gegriffen hätten“. Einzig die SPD-Fraktion hatte damals dem Antrag zugestimmt. Die Mehrheit aus CDU, Grünen, Gelnhausen Plus und Bürger für Gelnhausen trugen diesen nicht mit.
Der SPD zufolge seien „Erkenntnisse aus der Vergangenheit“ Anlass für den Antrag gewesen. Fraktionschefin Birgit Jakob-Wegner verwies auf „Vorfälle während der Flüchtlingszuwanderung aus dem Balkankonflikt“. Diese hätten „deutlich gemacht, dass präventive Maßnahmen im Sinne aller Badegäste erforderlich“ seien.
Unterdessen hat sich Bürgermeister Litzinger selbst in einem Video auf Instagram zu Wort gemeldet. Er spricht darin von „aus dem Zusammenhang gerissenen“ Äußerungen, die ihm einen Shitstorm eingetragen hätten. Ihm gehe der Vorfall als Familienvater nahe, und als Bürgermeister sei er „verantwortlich, zu verhindern, dass so etwas wieder passiert“.
Weitere Gewalttat am Bahnhof von Gelnhausen
Litzinger kündigte an, alle denkbaren Maßnahmen zur Unterstützung der Strafverfolgungsbehörde und der Ausländerbehörde zu ergreifen. Die Verwaltung werde zu einer vollständigen Aufklärung der Vorfälle beitragen. Die Stadtpolizei und die Mitarbeiter des Schwimmbades seien „im Einsatz, um Fehlverhalten jeglicher Art zu verhindern und ansprechbar zu sein“. Zudem werde man „den Betroffenen jede erdenkliche Hilfe anbieten – von strafrechtlicher Beratung bis hin zu psychologischer Betreuung“. Er werde sich, so Litzinger, persönlich darum kümmern.
Unterdessen ist die Stadt Gelnhausen wegen einer weiteren Gewalttat in die Schlagzeilen gelangt. So nahm die Polizei am Dienstag zwei junge Männer im Alter von 19 und 25 Jahren fest, die am Sonntagabend am Bahnhof der Stadt einen 50-Jährigen verprügelt haben sollen. Dieser hatte sie zur Rede gestellt, nachdem einer von ihnen mutwillig eine Flasche auf dem Bahnsteig zerstört habe. Gegen die Tatverdächtigen, über die es bislang keine weiteren Angaben gibt, laufen Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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