In Kürze:
- Die Hochwasserzentralen melden Entwarnung für NRW und Rheinland-Pfalz.
- Lediglich an Niers und Schwalm sind noch erhöhte Pegelstände.
- Eine Flutkatastrophe wie 2021 blieb aus. Die Gefahr ist inzwischen gebannt.
- Der Wiederaufbau im Ahrtal stockt weiterhin, besonders bei Infrastrukturprojekten.
Entwarnung haben die Hochwasserzentralen am Mittwoch, 10. September, bezüglich der Hochwassersituation in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gegeben. Im
Lagebericht NRW heißt es, es seien „keine Überschreitungen von Informationswerten an Hochwassermeldepegeln zu beobachten“.
Ansteigende Pegel seien lediglich noch an der mittleren und unteren Niers zu verzeichnen. Der Pegel Landesgrenze an der Schwalm verharre noch auf hohem Niveau. Es seien zwar noch einzelne Regenschauer zu erwarten, die Wahrscheinlichkeit für vereinzelte kurze Gewitter westlich des Rheins sei jedoch gering. Anschließend die nicht zuletzt für das Ahrtal erlösende Nachricht:
„Die durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) aktuell vorhergesagten Niederschläge werden nach jetziger Lagebewertung nicht zu einem erneuten Hochwasser führen.“
Regenmengen in bedenklichem Ausmaß angekündigt
Zu Beginn der Woche hatte sich die Lage noch unübersichtlicher und gefährlicher gestaltet. Schwere Regenfälle hatten Teile Westdeutschlands erreicht. Zahlreiche Keller und Wohnungen liefen voll. Besonders betroffen war neben den Gegenden um Aachen und Köln auch das Ahrtal.
Dies weckte bei den Anwohnern böse Erinnerungen an das Jahr 2021. Dazu kam, dass der DWD akut vor „Unwettern mit erhöhter Starkregengefahr“ gewarnt hatte. Noch bis zum Dienstagvormittag hielt man dort Niederschlagsmengen von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter für möglich. In Verbindung mit Gewittern könnte es jedoch auch „deutlich mehr“ werden, hatte es geheißen.
Für die Eifelregion sagte der Wetterdienst bis zu 80 Litern Regen pro Quadratmeter voraus, in Staulagen bis zu 90. Diese Menge sei in einem Zeitraum von 6 bis 9 Stunden zu erwarten. Im Vorfeld der Flutkatastrophe im Ahrtal waren im Einzugsgebiet der Ahr
95 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden gefallen. Bereits am Montag waren infolge des Starkregens Einsatzkräfte über Stunden im Dauereinsatz.
Bereits 2016 Hochwasser im Ahrtal – dieses Ausmaß wurde auch jüngst erwartet
In Bedburg, NRW, hatte es am Montag
einem Facebook-Video von Bürgermeister Sascha Solbach zufolge „140 bis 150 Liter [Stark-]Regen pro Quadratmeter“ gegeben. Es mussten demnach zahlreiche von Wassermassen eingeschlossene Bewohner aus der Stadt evakuiert werden.
Unter dem Eindruck der Erfahrungen von 2021 hatten örtliche Behörden im Vorfeld des Übergreifens der Regenfront jedoch einige Sicherungsmaßnahmen veranlasst. So forderten sie Betreiber auf, Baustellen zu sichern. Außerdem sollten die Bürger ihr Verhalten im Straßenverkehr anpassen und Ablagerungen an Ufern vermeiden. Es wurde die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen. Nach Einschätzung der Behörden hätte die Lage zumindest Ausmaße wie beim Hochwasser von 2016 erreichen können.
Der DWD hatte am Montag auch eine Warnung für den Kreis Ahrweiler herausgegeben. Das Portal „wetter.de“ sprach von „krass viel Regen“, der für Dienstagmorgen zu erwarten gewesen sei. Eine Katastrophe wie vor vier Jahren blieb bislang jedoch aus. Einem Bericht von „Euronews“
zufolge wurde die kritische Marke eines Pegels von 1,50 Metern an der Ahr nicht erreicht.
Kein Ausmaß der Niederschläge wie im Jahr 2021
Schon in der Nacht zu Dienstag blieb es verhältnismäßig ruhig. Das Witterungsgeschehen habe zu keiner Zeit ein annähernd so extremes Ausmaß wie 2021 erreicht. Der meiste Niederschlag war für den äußersten Westen von Rheinland-Pfalz, das Saarland an der Grenze zu Luxemburg und für die Eifel angesagt.
Mittlerweile scheint die Gefahr gebannt. Im Ahrtal ist unterdessen der Wiederaufbau vier Jahre nach der Katastrophe noch nicht abgeschlossen. Besonders bei den Brücken verläuft die Entwicklung schleppend. Die erste kommunale Autobrücke seit der Flut wurde erst Mitte Juni in Dernau wieder in Betrieb genommen.
Im privaten Bereich hat die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz eigenen Angaben zufolge fast 4.000 Anträge zum Wiederaufbauprogramm bewilligt – und damit fast 94 Prozent. Allerdings klagen Betroffene nach wie vor über Bürokratie und schleppendes Voranschreiten der Verfahren.
Wiederaufbau im Ahrtal dauert an – bislang 3 Milliarden Euro aus dem Fonds des Bundes
Über den Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern kam es bislang zu Bewilligungen von Mitteln in einer Gesamthöhe von mehr als 3 Milliarden Euro. Davon floss 1 Milliarde in die kommunale Infrastruktur, zwischen 630 und 700 Milliarden gingen an Privatleute und Unternehmen zum Wiederaufbau von Wohn- oder Geschäftsräumlichkeiten. Dazu kamen Mittel für Landwirtschaft, Hochwasserschutz, das Gesundheitswesen oder den Weinbau.