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Anklage wegen Spionage

Weil er mit Trump unzufrieden war: US-Geheimdienstmitarbeiter wollte Informationen an BND verraten

Ein Mitarbeiter der US-amerikanischen Defense Intelligence Agency wollte aus politischer Unzufriedenheit geheime Informationen an den Bundesnachrichtendienst weitergeben. Doch der BND informierte die US-Partnerdienste. Nun droht dem Mann eine langjährige Haftstrafe wegen versuchter Spionage.

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Nicht an Trump-kritischem US-Whistleblower interessiert: der Bundesnachrichtendienst (BND).

Foto: Wolfgang Kumm/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Weil er mit der Politik des gewählten US-Präsidenten Donald Trump nicht zufrieden war, wollte ein ziviler Mitarbeiter der Defense Intelligence Agency des Pentagons geheime Informationen preisgeben. In E-Mails begründete er sein Vorhaben damit, dass die USA unter Trump nicht mehr für die „Werte, für die die USA einst standen“ einträten. Deshalb wollte er dem Geheimdienst eines Landes unter die Arme greifen, der das seiner Ansicht nach täte – und wurde wohl beim deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) fündig.
Als Gegenleistung für seine Dienste erhoffte sich der 28-jährige Cybersicherheitsexperte Nathan L. angeblich die deutsche Staatsbürgerschaft. Wie ein Rechercheverbund von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) aus Sicherheitskreisen erfahren haben will, soll L. im März den BND kontaktiert haben. Diesem bot er sich als Informant an.

Per E-Mail Kontakt zum BND aufgenommen

Der BND soll die Offerte jedoch nicht angenommen haben, stattdessen habe man umgehend die Partnerdienste in den USA informiert. Wenig später war auch das FBI darüber im Bilde. Nach einer Beobachtungsphase im Mai und einigen Übergaben von Informationen an vermeintliche Interessenten klickten die Handschellen. Nun droht dem ehemaligen Mitarbeiter eine langjährige Haftstrafe im Fall einer Verurteilung wegen Spionage.
Die Verhaftung von Nathan L. erfolgte, wie „Fox News“ berichtete, Ende Mai im US-Bundesstaat Virginia. Das FBI gab zwar bekannt, dass eine solche erfolgt sei, die Behörde wollte jedoch keine Auskunft darüber erteilen, an welchen Dienst L., für den die Unschuldsvermietung gilt, seine Informationen weitergeben wollte.
L. soll per E-Mail Kontakt zum BND aufgenommen haben. Er stellte sich als Mitarbeiter der Insider Threat Division vor und gab an, über eine Sicherheitsfreigabe auch für streng geheime Dokumente zu verfügen. Die Insider Threat Division soll gerade Gefahren wie eine Weitergabe von sensiblen internen Informationen an Unbefugte im Auge behalten.

Hinter vermeintlichem deutschem Kontaktmann verbarg sich FBI-Agent

Der 28-Jährige erklärte, er sei bereit, geheime Informationen weiterzugeben, auf die er Zugriff habe. Diese würden auch „unter Verschluss stehende Geheimdiensterkenntnisse, unverarbeitete und andere geheime Dokumente“ umfassen. L. erhielt auch prompt Antwort – hinter dem vermeintlichen BND-Mitarbeiter, der sich für seine Informationen interessierte, verbarg sich jedoch ein verdeckter FBI-Ermittler.
Am 1. Mai legte L. wie vereinbart einen USB-Stick mit Informationen in einem öffentlichen Park der Stadt Arlington in der Nähe von Washington, D.C. ab. Anschließend blieb er mit seinem vermeintlichen Verbindungsmann in Kontakt. Dabei äußerte er seinen Wunsch, Deutscher zu werden, und erklärte, Bezahlung zwar nicht um jeden Preis zu verlangen, aber auch nicht abzulehnen.
Der 28-Jährige soll den US-Diensten seine Enttarnung nicht allzu schwer gemacht haben. So habe er den anonymen E-Mail-Account von seiner persönlichen E-Mail angemeldet, die schnell zu ihm geführt habe. Zudem habe er vom heimischen Computer aus agiert. Desweiteren habe er ein Foto seines Mitarbeiterausweises zu Beweiszwecken ausgehändigt, wobei er lediglich Namen und Foto entfernt haben soll. Heimliche Videoaufnahmen zeigen L. auch, wie er an seinem Arbeitsplatz Notizen angefertigt habe.

BND ohne Interesse an Spannungen mit US-Partnerdiensten

Der BND wollte die Meldung gegenüber Medien weder bestätigen noch bestreiten. Offenbar wog jedoch die Aussicht, die Beziehungen zu den US-Partnerdiensten zu verbessern, schwerer als der Zugang zu den Informationen, die L. gesammelt hatte. Sowohl was Aufklärungsdaten der NATO als auch was Hinweise auf mögliche Terrorgefahren anbelangt, sind die Dienste der USA die bedeutendsten Lieferanten. Seit Beginn der zweiten Amtszeit Trumps soll deren Informationspolitik jedoch restriktiver geworden sein.
Vor elf Jahren spielte sich ein ähnlicher Fall in der Gegenrichtung ab. Damals flog ein BND-Agent auf, der über zwei Jahre hinweg Informationen an einen Verbindungsmann weiterreichte, der offenbar der CIA angehörte. Motiv waren dabei Berichten zufolge vor allem monetäre Werte.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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