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Wählerwanderung

Linke holt Stimmen von fast allen Parteien, AfD aktiviert fast zwei Millionen Nichtwähler

Welche Parteien haben von wem profitiert? Epoch Times analysiert die Wählerwanderung bei der Bundestagswahl 2025.

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Die Spitzenkandidaten der Partei Die Linke, Heidi Reichinnek (2.v.r.) und Jan van Aken (r.), reagieren mit der Co-Vorsitzenden der Partei Die Linke, Ines Schwerdtner (m.), und Parteimitgliedern nach den ersten Auszählungen der Bundestagswahl.

Foto: JENS SCHLUETER/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Die zuletzt im Bundestag vertretene unabhängige Politikerin Joana Cotar (früher AfD) kommentierte das Wahlergebnis schlicht:
Irgendwie haben alle Parteien – bis auf die Linke – schlechter abgeschnitten, als ich gedacht habe.“
Die Linke, die zu Jahresanfang in Umfragen nicht mal über die Fünfprozenthürde kam, gehört zweifelsohne mit 8,8 Prozent zu den Wahlgewinnern. Die Partei mit ihren Spitzenkandidaten aus Heidi Reichinnek und Jan van Aken konnte allen anderen politischen Kräften Stimmen abjagen, mit Ausnahme von BSW (minus 340.000) und AfD (minus 100.000). Besonders viele Wähler wanderten im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 von den Grünen zur Linkspartei (plus 600.000), gefolgt von einer enttäuschten SPD-Klientel (plus 540.000). 320.000 Nichtwähler konnte die Partei mobilisieren, die als Einzige einen klar migrationsoffenen Kurs fuhr.

AfD aktiviert 1,86 Millionen Nichtwähler

Die AfD, die im Vergleich zu 2021 ihr Wahlergebnis verdoppeln konnte, gehört ebenfalls zu den Wahlgewinnern. Die blaue Partei konnte 1,86 Millionen Nichtwähler zurück an die Urne holen. Der Union nahm sie 910.000 und der FDP 800.000 Stimmen ab. Allerdings wanderten auch 60.000 frühere AfD-Wähler zum BSW.
Die SPD fuhr mit 16,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit Kriegsende ein. Sie verlor 1,81 Millionen Wähler an die Union. Eine so massive Bewegung in Richtung von CDU und CSU hatte es zuvor nicht einmal in der Merkel-Ära gegeben.
Auch an die AfD verloren die Sozialdemokraten weitere 680.000 Stimmen. Zur Linken wanderten 540.000 SPD-Wähler ab, zum BSW 410.000. Zu den Grünen wanderten in Summe 300.000 frühere SPD-Wähler, nur von der FDP gab es Nettozuwächse (80.000 Stimmen) und die SPD konnte netto 340.000 Nichtwähler mobilisieren.
Die Union konnte neben SPD-Wählern auch 1,3 Millionen frühere Unterstützer der FDP, 1,04 Millionen Nichtwähler und 390.000 Grünen-Wähler netto für sich gewinnen. Demgegenüber verloren CDU und CSU 910.000 Stimmen netto an die AfD und 200.000 an das BSW. Etwa 60.000 Stimmen gingen auch in Richtung der Linken verloren.

Wenig Wählerwanderung bei den Grünen

Bei den Grünen, die mit 11,6 Prozent unter ihren Umfrageergebnissen blieben, fielen die Nettowählerwanderungen erwartungsgemäß am geringsten aus. Die Partei konnte auf ihre Stammwähler zählen, die sie wegen ihrer Klimaschutz- und Ukraine-Politik wählten. Nettozugewinne konnten sie von SPD (300.000 Stimmen), Nichtwählern (190.000) und FDP (170.000) verbuchen. Demgegenüber gaben sie 600.000 Nettostimmen an die Linke, 390.000 an die Union, 130.000 an das BSW und sogar 90.000 an die AfD ab.
Die FDP verlor an allen anderen Parteien stark – neben der Union auch an AfD (800.000 Stimmen) und BSW (240.000). Die Wagenknecht-Partei profitierte am stärksten von ehemaligen Nichtwählern und der SPD mit jeweils 410.000.

Wahlbeteiligung auf Höchststand seit 1998

Gewonnen hat auch die Wahlbeteiligung. So ist es den Parteien gelungen, deutlich mehr Wähler als bei vergangenen Bundestagswahlen zu mobilisieren. Die Wahlbeteiligung von 83,1 Prozent entspricht nicht nur einem Plus von 6,3 Prozentpunkten gegenüber 2021. Es war auch der höchste Anteil seit 1998, als 82,2 Prozent ihre Stimme abgaben.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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