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Analyse

Wahlkampf in Frankreich

Pécresse im Vormarsch – Le Pen und Zemmour könnten leer ausgehen

Erste Umfragen nach ihrer Nominierung bescheinigen Frankreichs konservativer Präsidentschaftskandidatin Pécresse einen steilen Aufstieg. Sowohl Zemmour als auch Le Pen könnten leer ausgehen. Einer möglichen Rechtsaußen-Allianz stehen deutliche Differenzen entgegen.

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Valerie Pecresse.

Foto: Thierry Chesnot/Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Jüngste Umfragen in Frankreich sorgen für Beunruhigung in den Reihen der weit rechten Kandidaten Marine Le Pen und Éric Zemmour. Nur eine Woche nach ihrer Nominierung hat die Kandidatin der konservativen Republikaner, Valérie Pécresse, zu beiden bereits aufgeschlossen oder sie sogar überholt. Eine Umfrage sieht sie sogar schon im Windschatten von Amtsinhaber Emmanuel Macron.

Pécresse könnte „Wählbarkeit“ zum Hauptargument machen

Im zusammengefassten „Poll of Polls“ der Zeitschrift „Politico“, die den Mittelwert aus den Ergebnissen mehrerer Institute ausweist, liegt Macron im ersten Durchgang mit 24 Prozent voran, gefolgt von Le Pen mit 17. Pécresse hätte demnach jedoch deutlich dazugewonnen und liege bereits bei 16 Prozent. Zemmour stagniere demgegenüber bei 13.
Einer Elabe-Umfrage für „L’Express“ und „BFMTV“ zufolge käme Pécresse jedoch bereits auf 20 Prozent, nur drei Punkte hinter Macron. Le Pen und Zemmour kämen gemeinsam zwar immer noch auf 29 Prozent – da diese sich jedoch mit 15 zu 14 fast gleichmäßig auf beide Kandidaten aufteilen, würde keiner von ihnen den Sprung in die Stichwahl schaffen.
Der Trend könnte sich verstärken, je mehr sich abzeichnet, dass Pécresse in einem Wahlgang auch realistische Chancen hätte, Macron hinter sich zu lassen – anders als Le Pen und Zemmour, deren politischer Kurs auf manche Wähler abschreckend wirken.
Das Argument der „Wählbarkeit“ könnte auch auf vormalige Wähler des Rassemblement National (RN) und auf Zemmour-Sympathisanten abfärben. Entsprechend werden die Rufe nach einer möglichen Wahlabsprache der Rechtsaußen-Kandidaten lauter.

Die Unterschiede zwischen Le Pen und Zemmour

Die Begeisterung bezüglich eines möglichen solchen Vorgehens hält sich in den Lagern beider Politiker in überschaubaren Grenzen. Zwar einen beide die Themenschwerpunkte illegale Migration und Islamismus sowie der Wunsch, Macron abzulösen. Darüber hinaus weisen Le Pen und Zemmour inhaltlich wie strategisch deutliche Differenzen auf.
Während Zemmour Le Pen vorwirft, mit „sozialistischen“ Forderungen wie der nach der Wiedereinführung von Vermögenssteuern und einem garantierten Rentenalter von 60 Jahren künftige Generationen untragbare Belastungen aufzubürden, bescheinigt die RN-Kandidatin ihrem Konkurrenten im eigenen Lager „Ultraliberalismus“ und ein „bedenkliches“ Frauenbild.
Zemmour hatte sich in seinen Büchern kritisch über Frauen in politischen Machtpositionen geäußert und ist zum Ziel von Vorwürfen sexueller Belästigung vonseiten früherer Mitarbeiterinnen geworden.
RN-Parteisprecher Jordan Bardella nannte noch zwei weitere aus seiner Sicht bestehende fundamentale Unterschiede zwischen beiden weit rechten Kandidaten.
Zum einen wolle die Le-Pen-Partei „Frankreichs Probleme im zivilen Frieden lösen“ – anders als Zemmour, der mehrfach einen Bürgerkrieg als „unvermeidlich“ dargestellt habe. Zum anderen verzichte Le Pen bewusst auf Forderungen wie jene nach einem Verbot „nicht französischer“ Namen, die primär der Effekthascherei dienten.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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