Logo Epoch Times
plus-iconMammographien bei Frauen über 70

US-Studie: Brustkrebs bei älteren Frauen häufig überdiagnostiziert

Eine Studie aus den USA legt nahe, dass bei älteren Frauen ab 70 Jahren Brustkrebs in über 30 Prozent der Fälle überdiagnostiziert werden könnte. In vielen solcher Fälle werden Behandlungen mit teilweise schweren Nebenwirkungen eingesetzt, obwohl der diagnostizierte Krebs bei den Betroffenen aufgrund langsamen Wachstums zu keinen Symptomen geführt oder die Lebenserwartung bei Frauen mit hohem Alter nicht zusätzlich beeinflusst hätte.

top-article-image

Mammographien dienen als Vorsorgeuntersuchung gegen Brustkrebs.

Foto: istock/peakSTOCK

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 5 Min.

In Kürze:

  • Überdiagnostizierte Brustkrebsdiagnosen bei Frauen ab 70 Jahren sind laut einer amerikanischen Studie häufig.
  • Verbesserte Erkennungsraten und anschließende Therapien führen in solchen Fällen nicht zu besserer Lebensqualität und Lebensdauer für die Betroffenen.
  • Weitere Forschungen sind notwendig, um geeignete Richtlinien für Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Frauen festzulegen.

 
Laut einer kürzlich im „Journal Annals of Internal Medicine“ erschienenen Studie wird Brustkrebs bei älteren Frauen zwischen 70 und 85 Jahren häufig überdiagnostiziert.
„Überdiagnose bezieht sich auf ein Phänomen, bei dem wir durch Vorsorgeuntersuchungen Brustkrebsfälle entdecken, die niemals Symptome verursacht hätten“, sagte Dr. Ilana Richman, Hauptautorin der Studie und Assistenzprofessorin für Medizin an der Yale School of Medicine, in einer Pressemitteilung. „Eine Überdiagnose kann auftreten, wenn Krebs sehr langsam wächst oder wenn die Lebenserwartung einer Person gering ist.“

Risiko für Überdiagnose steigt mit Alter deutlich an

Mammographien sind als Standardmethode für die Brustkrebsvorsorge für Frauen ab 40 bis 75 Jahren in den USA alle zwei Jahre empfohlen. In Deutschland wurden Mammographien für Frauen ab 50 bis 69 Jahren ebenfalls im Zwei-Jahres-Intervall empfohlen. Im Jahr 2024 wurde die Empfehlung der Vorsorgeuntersuchung in Deutschland auf Frauen zwischen 50 und 75 Jahren ausgeweitet.
Allerdings wurden bisher ältere Frauen über 70 häufig aus großen Studien zum Thema der Vorsorgeuntersuchungen ausgeschlossen, sodass Unsicherheit hinsichtlich der tatsächlichen Vorteile und potenziellen Nachteile der regelmäßigen Mammographien in dieser Altersgruppe besteht.
Die kürzlich veröffentlichte Studie befasste sich mit diesen Fragen und bezog dafür 54.635 Frauen in den USA ab 70 Jahren ein. Dabei wurden Brustkrebsdiagnosen und damit verbundene Todesfälle über einen Nachbeobachtungszeitraum von 15 Jahren analysiert.
Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Wahrscheinlichkeit einer Überdiagnose von Brustkrebs bei älteren Frauen auf. Die Studienautoren gehen mithilfe von Modellrechnungen davon aus, dass 31 Prozent der Frauen im Alter von 70 bis 74 Jahren überdiagnostiziert wurden, während die Anzahl bei Frauen im Alter von 75 bis 84 Jahren auf 47 Prozent stieg und bei Frauen, die 85 Jahre und älter sind, sogar über 50 Prozent liegen könnte.
„Diese Erkenntnis zeigt, dass es einen großen Bedarf an besseren Instrumenten gibt, um festzustellen, welche Frauen von Vorsorgeuntersuchungen profitieren könnten und welche Brustkrebsarten wahrscheinlich nicht fortschreiten, damit wir eine Überbehandlung vermeiden können“, sagte Dr. Richman.

Die Herausforderung einer Brustkrebsdiagnose bei älteren Frauen

Allerdings sei es laut Dr. Richman angesichts der derzeitigen Unsicherheiten in den Daten schwierig, die Risiken einer Überdiagnose gegen die potenziellen Vorteile einer Vorsorgeuntersuchung auf individueller Basis abzuwägen.
Zudem sei es herausfordernd, das Konzept der Überdiagnose mit Patienten zu besprechen, fügte sie hinzu. Als abstraktes, ungewohntes Konzept, das nicht direkt beobachtet werden kann, passt es nicht gut in den hektischen Klinikalltag.
Laut der American Cancer Society ist die Brustkrebsrate bei Frauen im Alter von 70 bis 74 Jahren am höchsten. Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, sinkt danach mit zunehmendem Alter der Frauen, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Risiken, eher an anderen Ursachen wie Herzerkrankungen oder anderen Krebsarten zu sterben, zunehmen.

Verbessertes Erkennen – besseres Ergebnis?

Fortschrittliche Bildgebungsverfahren, wie 3D-Mammographie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) erhöhen die Erkennungsrate von Brustkrebs. Die Empfindlichkeit dieser fortschrittlichen Technologien führt jedoch dazu, dass sie eine Vielzahl von Anomalien erkennen. Darunter fallen auch gutartige Läsionen, langsam wachsende Tumore und Läsionen, die sich spontan zurückbilden können.
Das zentrale Dilemma besteht laut den Studienautoren darin, dass eine verbesserte Erkennung nicht immer gleichbedeutend mit besseren Ergebnissen für die Patienten ist. Es seien weitere Forschungen erforderlich, um geeignete Richtlinien für Vorsorgeuntersuchungen festzulegen, insbesondere für Frauen über 75 Jahren.
Das Ziel solle laut den Forschern darin bestehen, Krebserkrankungen zu erkennen, die sich weiterentwickeln werden, und gleichzeitig eine – oftmals mit schweren Nebenwirkungen verbundene – Überbehandlung von regressiven oder indolenten Läsionen, die wahrscheinlich in der verbleibenden Lebenszeit der Patientinnen keinen Schaden anrichten, zu vermeiden.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Overdiagnosis of Breast Cancer in Older Women—and Unnecessary Treatment—Is Widespread: Study“. (redaktionelle Bearbeitung cs)
 

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.