Strom für Haushalte in diesem Jahr so teuer wie nie – und weitere Erhöhungen drohen

Die Strompreise steigen seit Jahren. Doch so einen starken Sprung nach oben wie 2019 hat die Bundesnetzagentur lange nicht registriert. Und auch für Gasverbraucher zeigte der Preispfeil nach oben.
Titelbild
Für den Stichtag 1. April hat die Bundesnetzagentur einen Durchschnittspreis von 30,85 Cent je Kilowattstunde ermittelt.Foto: iStock
Epoch Times22. September 2019

Strom war für die Privathaushalte in Deutschland noch nie so teuer wie in diesem Jahr. Erstmals mussten sie nach Berechnungen der Bundesnetzagentur im Durchschnitt mehr als 30 Cent pro Kilowattstunde bezahlen.

Für den Stichtag 1. April ermittelte die Behörde einen Durchschnittspreis von 30,85 Cent je Kilowattstunde. Das war fast ein Cent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres, wie aus Zahlen für den neuen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur hervorgeht.

Der Preisanstieg beim Strom um fast 3,3 Prozent ist der stärkste der vergangenen Jahre. Am 1. April 2018 hatte der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde 29,88 Cent betragen. Auch in den Jahren zuvor hatte er mit 29,86 Cent (2017) und 29,80 Cent (2016) auf diesem Niveau gelegen. Die Bundesnetzagentur wertet die Daten von weit mehr als 1000 Stromlieferanten aus und ermittelt daraus einen Durchschnittspreis über alle Vertragsarten.

Es könnte noch viel teurer werden

Erstmals seit 2014 wurde auch Gas für Haushaltskunden teurer. Der Durchschnittspreis je Kilowattstunde stieg um fast 4,5 Prozent auf 6,34 Cent. Und es könnte noch weiter nach oben gehen. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox haben bereits 40 örtliche Gasversorger für September, Oktober und November Preiserhöhungen angekündigt. „In der kommenden Heizperiode wird das Preisniveau von Erdgas weiter hoch bleiben“, sagte Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox. Langfristig könnten die Verbraucherpreise aber wieder sinken.

Preistreiber beim Strom waren laut Netzagentur in diesem Jahr die von den Lieferanten beeinflussbaren Kosten, die etwa ein Viertel des gesamten Strompreises ausmachen. Auf den Stromrechnungen stieg der Anteil für Beschaffung, Vertrieb und die Handelsspanne der Versorger um 0,91 Cent auf 7,61 Cent je Kilowattstunde. Das ist ein Plus von rund 13,6 Prozent.

Damit schlug vor allem der Anstieg der Großhandelspreise auf die privaten Stromrechnungen durch. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Lieferanten Anstiege an der Strombörse deutlich schneller weitergeben als fallende Preise.

„Bei sinkenden Beschaffungspreisen müssen die Kunden oft jahrelang warten, bis diese Entwicklung auf ihrer Rechnung ankommt. Steigen die Preise, haben sie dagegen schnell Post vom Versorger im Briefkasten oder im Mail-Postfach“, sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding.

Stilllegung von Kraftwerken kann zu Stromknappheit führen

Die Großhandelspreise für Strom könnten weiter steigen. Damit rechnet jedenfalls der größte deutsche Stromerzeuger RWE. Die Stilllegung weiterer Kraftwerke im Zuge der Energiewende und der Ausstieg aus der Kernkraft würden zu einer Verknappung führen, hatte RWE-Finanzchef Markus Krebber kürzlich gesagt.

Schon jetzt seien die Preise für Stromlieferungen im kommenden Jahr gestiegen.

Der größte Block auf der Stromrechnung sind aber Steuern, Abgaben und Umlagen, auf die mehr als die Hälfte des gesamten Preises entfallen. Sie blieben 2019 nach den Zahlen der Bundesnetzagentur mit 16,02 Cent (2018: 15,99 Cent) pro Kilowattstunde nahezu stabil. Auch die Netzentgelte legten nur leicht auf 7,22 Cent (2018: 7,19 Cent) zu. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion