Bundeswehr-Schutzgeld an die Taliban? – Räumungen um Camp Marmal verschlingen Millionen

Einen niedrigen sechsstelligen Betrag sollen die Taliban aus deutschen Steuergeldern erhalten haben, damit eine beauftragte Firma Munitionsreste aus dem Gebiet um ein ehemaliges deutsches Feldlager im Norden Afghanistans räumen darf. Offiziell spricht man von Kosten für „Sicherheitsvorkehrungen“.
Titelbild
Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid auf einer Pressekonferenz in Kabul am 7. September 2021. - Die Taliban haben am 7. September den von den Vereinten Nationen sanktionierten Taliban-Veteranen Mullah Mohammad Hassan Akhund zum Führer ihrer neuen Regierung ernannt und gleichzeitig einigen der führenden Vertretern der Bewegung Schlüsselpositionen zugewiesen.Foto: AAMIR QURESHI/AFP via Getty Images
Von 16. September 2021

Bis zum 31. August hatten die internationalen Truppen Afghanistan verlassen. Doch schon zuvor hatten die islamistischen Taliban weite Gebiete des Landes übernommen. Gegenwehr wurde ihnen dabei kaum entgegengebracht. Auch ein deutsches Feldlager in Nordafghanistan, von seinen Soldaten längst verlassen und an die afghanische Armee übergeben, wurde widerstandslos übernommen. Doch damit war Deutschland noch längst nicht aus der Sache raus.

Das Bundeswehrlager Camp Marmal

Camp Marmal, ein ehemaliges Bundeswehrlager im Norden von Afghanistan, unweit der Stadt Mazar-e Sharif. Hier wurden über sechs Jahre lang afghanische Soldaten ausgebildet, Tausende. Das Ziel: Sie sollten für den Kampf gegen die Taliban fit gemacht werden. Nach dem Ende der NATO-Mission „Resolute Support“ Anfang Juni wurden die dort stationierten deutschen Soldaten, etwa 1.000 an der Zahl, abgezogen und das Camp an die afghanische Armee übergeben.

Allerdings musste Deutschland aufgrund von NATO-Richtlinien und UN-Konventionen auf dem weitläufigen Gebiet noch Munitionsreste bergen und entsorgen, wie „Business Insider“ (BI) berichtet. Die veranschlagten Kosten: 1,6 Millionen Euro. Eine britische Firma, Safe Lane, sollte diese Aufgabe übernehmen. Der Auftrag der Bundeswehr an den langjährigen Partner und Spezialisten für Kampfmittelbeseitigung erging demnach am 14. Juni.

Ein brisanter Auftrag

Eine Safe-Lane-Tochter, die britische Star Demining Ltd., begann drei Wochen später mit der Säuberung des Schießbahnkomplexes nahe dem Camp, wird weiter berichtet. Am 10. August informierte den Informationen nach Safe Lane die Bundeswehr über die anrückenden Taliban und erhielt aus Deutschland Order, die Räumungen fortzusetzen und nur bei ernster Bedrohungslage zu unterbrechen. Als die Taliban schließlich Camp Marmal erreichten, wurde ihnen von der afghanischen Armee kein Widerstand entgegengebracht. Die Räumarbeiten mussten eingestellt werden, worüber nach Informationen von „Business Insider“ die Bundeswehr am 15. August unterrichtet wurde. Die britische Firma wurde dazu aufgefordert, mit den Taliban zu verhandeln.

Der Räumungsauftrag wurde vom deutschen Verteidigungsministerium gegenüber BI bestätigt. Eine Ministeriumssprecherin räumte Gespräche mit den Taliban „zur Fortsetzung der Kampfmittelräumarbeiten“ ein. Geführt wurden diese demnach von Star Demining. Die britische Firma habe die Taliban darauf hingewiesen, dass die Arbeiten „durch lokale einheimische Arbeitskräfte“ erfolge und für diese ein garantiertes Einkommen und die Absicherung des alltäglichen Lebens ihrer Familien und Angehörigen bedeute, erklärte die Dame aus dem Bundesverteidigungsministerium. Als weiteres Argument nannte man den Taliban, dass die Räumungen der Kampfmittel das Gelände sicherer machen würde und ein „humanitärer Nutzen“ erzeugt werde.

Schutzgeld für die Taliban?

Doch offenbar genügte das Gerede von humanitärem Nutzen und Einkommen für lokale Afghanen den Taliban nicht. Sie wollten selbst davon profitieren. BI erfuhr von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen, dass die Islamisten eine Geldforderung in niedriger sechsstelliger Höhe in den Verhandlungen nannten, um die Räumarbeiten zu erlauben. Safe Lane informierte den zuständigen Oberstleutnant im deutschen Einsatzführungskommando in Potsdam. Noch am 16. August sei aus Deutschland grünes Licht für die Zahlung gegeben worden, so BI.

Als BI bei der britischen Firma nachfragte, wurde auf den Auftraggeber verwiesen. Doch in der Stellungnahme des Verteidigungsministeriums wollte man von keiner Geldübergabe an die Taliban etwas wissen. Stattdessen erklärte man, dass der Zuständige der Bundeswehr am 16. August von Safe Lane darüber informiert worden sei, dass man die Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiten aufgrund der verschlechterten Sicherheitslage bei Mazar-e Sharif verschärfen müsse und dass dies Zusatzkosten verursache. Diese beliefen sich – „Zufall oder nicht“, wie BI meint – nach Angaben der Bundeswehr auf einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“. Anschließend konnten die Räumungen mit Erlaubnis der Taliban fortgesetzt werden, was noch bis Ende 2021 andauern soll.



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