Nach Corona wollen mehr Afrikaner ihr Land verlassen – die meisten aber nicht dauerhaft

Die Corona-Pandemie hat die positive Wirtschaftsentwicklung in vielen Teilen Afrikas vorerst gestoppt. Vor allem Gelegenheitsarbeit litt unter den Lockdown-Folgen. Mehr junge Afrikaner wollen deshalb auswandern, zeigt eine Studie – allerdings nicht auf Dauer.
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Die „Diciotti“ mit afrikanischen Migranten an Bord in Italien. Symbolbild.Foto: GIOVANNI ISOLINO/AFP/Getty Images
Von 20. Juni 2022

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Eine Mitte Juni veröffentlichte Umfrage zeigt, dass politische Instabilität und die Auswirkungen der Corona-Pandemie mehr junge Afrikaner dazu veranlassen, eine Auswanderung innerhalb und außerhalb Afrikas in Betracht zu ziehen. Dies geht aus einer Mitte Juni veröffentlichten Studie der in Südafrika ansässigen Ichikowitz-Familienstiftung hervor, über die der „Guardian“ berichtete.

Wahlen in vielen Ländern Afrikas nähren Angst vor Instabilität

Für die Studie wurden persönliche Interviews mit 4.507 Personen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren in 15 afrikanischen Ländern südlich der Sahara durchgeführt. Im Jahr 2020 wurde eine erste Studie dieser Art veröffentlicht. Diese hatte ergeben, dass mehr als zwei Drittel der befragten jungen Menschen in Afrika bleiben wollten. Mittlerweile planen 52 Prozent, innerhalb der kommenden drei Jahren ins Ausland zu ziehen. In Nigeria und im Sudan stieg der Anteil sogar auf 75 Prozent.

„In vielen afrikanischen Ländern ist es ein Wahljahr oder ein Jahr kurz vor den Wahlen, und es ist irgendwie logisch, dass die Menschen die Instabilität als ein Problem betrachten“, erläutert Igor Ichikowitz die Gründe für den Anstieg gegenüber der britischen Tageszeitung. „Aber wenn man das mit dem mangelnden Zugang zu Wasser und der großen Sorge um den Terrorismus kombiniert, dann hat man eine Bevölkerungsgruppe, die sich Sorgen um die Zukunft des Kontinents macht.“

Nigeria als großer Verlierer in den Augen der Jugendlichen

Derzeit schätzt lediglich in Ruanda und Ghana mit 60 beziehungsweise 56 Prozent eine Mehrheit der Befragten die Entwicklung ihres Landes optimistisch ein. In allen anderen untersuchten Ländern äußerten mindestens zwei Drittel der befragten jungen Menschen der Meinung, dass sich ihr Land in die falsche Richtung entwickele. Ghana war auch das einzige Land, in dem eine Mehrheit der Auffassung war, dass sich Afrika generell in die richtige Richtung bewege.

Von den befragten jungen Menschen gaben 75 Prozent an, über politische Instabilität beunruhigt zu sein, in Nigeria sind es 82 Prozent. Dieses Land hatte zwar im Laufe der 2000er-Jahre einige eindrucksvolle Daten im Bereich des Wirtschaftswachstums vorzuweisen. Allerdings kam der Aufschwung nicht im gesamten Land an. Stattdessen herrschen in Teilen davon bürgerkriegsähnliche Zustände und terroristische Gruppen gewinnen an Boden.

Nur 25 Prozent der Befragten wollen dauerhaft auswandern

Insgesamt hat Corona den „Afro-Optimismus“ der späten 2010er-Jahre in der jüngeren Generation beendet. Von den Befragten gaben 19 Prozent an, die Pandemie habe sie arbeitslos gemacht hat. Andere mussten ihre Schulausbildung unterbrechen.

Die Afrikanische Union befürchtete bereits 2020, die Pandemie könnte fast 20 Millionen Arbeitsplätze kosten. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass das Einkommen der informell Beschäftigten auf dem Kontinent um 81 Prozent gesunken ist. Im afrikanischen Kontext machen Gelegenheitsarbeiter immerhin 95 Prozent der Jugendbeschäftigung aus.

Dennoch sind 75 Prozent der befragten afrikanischen Jugendlichen optimistisch, dass sich ihre persönliche Situation verbessern würde. Drei Viertel gaben an, sie wüssten, was sie mit ihrem Leben anfangen wollten, und fast ebenso viele planten, innerhalb der nächsten fünf Jahre ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Auch von denjenigen, die auswandern wollen, planen die meisten keinen dauerhaften Umzug ins Ausland. Fast 70 Prozent gaben an, dass sie nur vorübergehend auswandern und die im Ausland erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen nach Afrika zurückbringen wollen. Nur 25 Prozent planten eine dauerhafte Auswanderung. Als beliebteste Auswanderungsziele für Bildungs- und Arbeitszwecke wurden Südafrika und Europa genannt.



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