Venezuela: Regierung leugnet Massenexodus – Bürger müssen schon verdorbenes Fleisch essen

Die sozialistische Regierung in Caracas hat in der Vorwoche 131 Manager von Einzelhandelsunternehmen festgenommen, weil diese sich nicht an die staatlichen Preisvorgaben gehalten haben. Unterdessen verfaulen noch vorhandene Lebensmittel aufgrund zahlloser Stromausfälle in den Kühlregalen.
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Venezuelanische Flüchtlinge auf dem Weg nach Peru am 21. August 2018 auf der Panamericana in Tulcan, Ecuador.Foto: LUIS ROBAYO/AFP/Getty Images
Von 3. September 2018

Wie die Nachrichtenagentur Latinapress berichtet, hat die sozialistische Führung in Venezuela hat eine Beschwerde an das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) gerichtet. Demnach sieht sich die Regierung des lateinamerikanischen Landes im Visier eines „internationalen Planes“, dessen Ziel es sei, „falsche Informationen über die Abwanderung der Venezolaner zu verbreiten, um das Land zu destabilisieren“.

In weiterer Folge solle damit, so Vizepräsident Delcy Rodriguez, eine „militärische Intervention“ gefördert werden. Insbesondere die USA und Kolumbien planen, so behauptet zumindest die Regierung unter Staatspräsident Nicolas Maduro, von langer Hand einen Regimewechsel. In diesem Zusammenhang sei auch ein angeblicher Mordanschlag mittels einer bewaffneten Drohne von vor einem Monat zu betrachten, der sich gegen den Präsidenten während einer Rede vor Offizieren gerichtet haben soll. Die Führung in Caracas hatte den immer noch ungeklärten Vorfall zum Anlass genommen, zahlreiche Oppositionspolitiker festzunehmen.

Entgegen den Angaben der Regierung in Caracas, die Meldungen über massenhafte Fluchtbewegungen aus Venezuela als Falschmeldungen darstellt, sprechen die Vereinten Nationen selbst von bis zu 2,3 Millionen Menschen, von etwa 31 Mio Gesamtbevölkerung, die in den letzten Jahren das Land verlassen hätten. Mehrere Ziel- und Transitländer venezolanischer Flüchtlinge wie Brasilien, Kolumbien, Peru und Ecuador hatten im Laufe der vorangegangenen Woche ihre Einreisebestimmungen verschärft, weil sie sich selbst mit dem Zustrom überfordert sehen und Verteilungskämpfe mit einheimischen Hilfsbedürftigen befürchten.

Harte Linie gegen „Spekulanten und Saboteure“

Unterdessen berichtet der US-amerikanische Nachrichtensender FOX News, dass die Führung in Caracas in der Vorwoche die Verhaftung von 131 Unternehmensinhabern und deren Geschäftsführern angeordnet hatte. Die Maßnahme richtete sich vor allem gegen Manager großer Einzelhandelsunternehmen.

Den Betroffenen wird „ökonomische Sabotage“ vorgeworfen. Ihre Mitwirkung an Maduros „revolutionären Reformen“ sei nicht ausreichend gewesen. Generalstaatsanwalt Tarek William Saab erklärt, die Manager hätten sich der „Spekulation“ und des „Hortens grundlegender Waren des täglichen Bedarfs“ schuldig gemacht, deren Preise einer Festsetzung durch die Regierung unterliegen. Zu diesen zählen unter anderem Rindfleisch, Eier und Hühnerfleisch.

Diese Waren aus insgesamt 25 Kategorien sind seit den jüngsten Maßnahmen der Regierung zur Preisfestsetzung vielfach aus den Regalen der Supermärkte verschwunden. Argumente der Ladenbetreiber, wonach die Preise keine wirtschaftliche Unternehmensführung erlauben und zudem die galoppierende Inflation die Planungen zur Makulatur mache, lässt die Regierung nicht gelten. Man habe mit den Geschäftsleuten gesprochen und eine Vereinbarung erzielt. Die Produktionskosten seien berücksichtigt worden.

Die Gewerkschaft Consecomercio hingegen erklärt, es seien lediglich 35 Unternehmen konsultiert worden, die nicht repräsentativ wären für den Einzelhandel insgesamt. Mittlerweile hätten hunderte Läden auf Grund von Versorgungsengpässen schließen müssen. Bereits im Jahr vor Inkrafttreten der Maßnahmen Maduros hätten, so Consecomercio, etwa 40 Prozent aller Einzelhandelsgeschäfte im Land das Handtuch geworfen.

Inflation hat siebenstelligen Prozentsatz erreicht

Die Inflation in Venezuela hat jüngsten Medienberichten zufolge mittlerweile nicht weniger als 1 Million Prozent erreicht – der gesetzliche Mindestlohn ist demgegenüber nur um 3000 Prozent angepasst worden. Neben Lebensmitteln ist auch Trinkwasser knapp geworden. Auf Grund von Stromausfällen verrotten noch vorhandene Grundnahrungsmittel in den Kühlregalen.

Die Chicago Tribune schreibt über die Situation in der Ölmetropole Maracaibo:

„In einer Stadt, die man auf Grund ihres immensen Ölreichtums einst das Saudi-Arabien Venezuelas nannte, stehen Einwohner nun Schlange, um verdorbenes Fleisch zu kaufen, nachdem über neun Monate hinweg ein Stromausfall auf den nächsten gefolgt war und die Situation zuletzt nur noch schlimmer wurde. […] Einige Menschen werden nach dem Verzehr von verfaultem Rindfleisch krank, aber angesichts der Gelegenheitspreise ist das die einzige Möglichkeit, innerhalb der Eskalation der Krise im Land an Proteine zu kommen.“



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