Deutschlandticket bald nicht mehr landesweit gültig: Was ist Ihre Meinung zum günstigen Ticket?

Ab Januar gibt es im Deutschlandticket eine Lücke. Der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt hat nach Abstimmung die nötigen Zuschüsse abgelehnt. Folgen nun weitere Landkreise? Was halten Sie vom Deutschlandticket?
Seit Mai erhältlich: Mit dem Deutschlandticket können Fahrgäste für 49 Euro pro Monat quer durchs Land fahren.
Das Deutschlandticket ist bald nicht mehr überall gültig.Foto: Hannes P. Albert/dpa
Von 15. Dezember 2023

Das bei vielen beliebte 49-Euro-Ticket von der Deutschen Bahn, auch Deutschlandticket genannt, gilt für den gesamten deutschen Nahverkehr – allerdings nur noch in diesem Jahr. Denn zum 1. Januar 2024 steigt der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt als erste deutsche Stadt aus dem Verbund aus.

Die Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer hatte zuvor beschlossen, dass das Deutschlandticket noch bis Mai 2024 bestehen bleiben soll, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtet. Doch es gibt mehrere kritische Stimmen, dass der Preis die Kosten bei Bus und Bahn nicht abdecke.

Zustimmung scheitert an 40.000 Euro

Die Verkehrsverbände forderten zuletzt eindringlich die Klärung der Finanzierung. Denn der Preis für das günstige Ticket ist hoch. Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) gab etwa an, dass durch das Deutschlandticket Einnahmen „im mittleren dreistelligen Millionenbereich“ verloren gehen. Demgegenüber stünden Mehreinnahmen durch zusätzliche Verkäufe „im unteren einstelligen Millionenbereich“, teilte die bayerische Landeshauptstadt mit.

Scheitert das Deutschlandticket nun aufgrund fehlender Subventionierung durch die Bundesregierung? Das vermutete zumindest der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU).

Aufgrund der schwierigen Finanzlage hat jetzt mit Stendal in Sachsen-Anhalt der erste Landkreis in Deutschland die Zuschüsse für das 49-Euro-Ticket in Höhe von über 40.000 Euro abgelehnt. Deshalb gilt das Deutschlandticket ab 1. Januar in der gleichnamigen Hansestadt erst mal nicht mehr.

Die Entscheidung betrifft laut „t-online“ sechs Buslinien in der Stadt und 35 Linien im Landkreis. Betroffen sind zudem die Linien nach Seehausen, Arneburg, Osterburg, Haveberg, Tangerhütte und Tangermünde. Wer ab Januar mit dem Deutschlandticket in die Stendaler Busse einsteigt, muss dann einen Zuschlag bezahlen.

Ausschlaggebend für die Absage der Finanzierung waren die Stimmen der Parteien CDU, FDP und ProAltmark. Sie stimmten laut „reisereporter“ dagegen.

Umfrage zum Deutschlandticket:


Infrastrukturministerin: Es ist „nicht nachvollziehbar“

Die Infrastrukturministerin von Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des Kreistags von Stendal. Dem MDR sagte sie, Sachsen-Anhalt und der Bund hätten sich dazu bekannt, entstehende Defizite auszugleichen. Dies sei allen Kreisen bekannt. Entsprechend verständnislos, erklärte die FDP-Politikerin:

Dass es nun an vielleicht 40.000 Euro scheitern soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.“

Laut Hüskens würden von der Ablehnung der Zuschüsse vor allem die Bewohner des Landkreises betroffen sein. Diese wirke sich allerdings nur auf die Nutzung der örtlichen Buslinien aus. Die Nutzung der Zuglinien sei davon nicht betroffen, merkte Hüskens an.

Ziehen weitere Landkreise nach?

Auch Susanna Karawanskij (Linke), Verkehrsministerin von Thüringen, betrachtet den Beschluss aus dem benachbarten Bundesland laut MDR mit Sorge. „Weil wir natürlich zum Ziel haben, dass das Deutschlandticket als Tarif flächendeckend tatsächlich angeboten wird.“ Ein „Flickenteppich über die verschiedenen Landkreise“ sei da nicht erwünscht.

Christian Hauer, der Kreisvorsitzende der Grünen im Kreisverband Altmark, betrachtet die Entscheidung als einen Rückschritt. Er sagt, auf dem Dorf gebe es oft nur Busverbindungen, aber keine Zuglinien. Dort müssten die Menschen dann wieder tiefer in die Tasche greifen – oder mit dem Auto fahren.

Hauer hat zudem Bedenken, dass nach Stendal weitere Landkreise nachziehen. „Man kennt ja andere Landkreise, die ohnehin bereits damit hadern und es könnte schon ein Signal an andere Landkreise sein, dass sie das Ticket nicht unterstützen.“ Er fürchtet, dass das gesamte Deutschlandticket dann „einfach zugrunde gehen“ könnte. Zudem trage es nicht ohne Grund den Namen Deutschlandticket. „Es ist deutschlandweit gültig und muss deshalb auch in jeder Region und in jedem Landkreis zu nutzen sein.“

Warum Stendal so entscheiden konnte

Wie es zu der Ablehnung des Zuschusses für Stendalbus kam, erklärte die lokale Kreistagsvorsitzende Annegret Schwarz (CDU). „Unser Landkreis ist zur Konsolidierung gezwungen“, teilte sie der „Saarbrücker Zeitung“ mit. Das bedeutet, er müsse sparen. Die Entscheidungsträger seien sich darüber im Klaren gewesen, dass die Bürger mit der Ablehnung die Buslinien im Landkreis dann künftig nicht mehr mit dem 49-Euro-Ticket nutzen können.

Schwarz gehe davon aus, dass die Menschen diese Entscheidung mittragen würden. Ohnehin gibt es im Landkreis ein geringes Bus-Angebot. Deshalb mache sich das Deutschlandticket nicht wirklich für die Menschen im Landkreis bezahlt.

Die Einsparung im Haushalt von Stendal wirke sich nicht auf die Bahn aus. Diese blieben davon unberührt. Die eingesparten 40.000 Euro seien laut Schwarz jedoch „nur die halbe Miete“. Denn dieser Betrag sei lediglich die Summe, die in den ersten vier Monaten des kommenden Jahres nicht als Zuschuss fließen. Bis Jahresende belaufe sich der Betrag folglich auf das Dreifache – also auf 120.000 Euro.

Über das Deutschlandticket

Ziel des Deutschlandtickets ist es, mehr Menschen im Land zur Mobilitätswende zu motivieren – das bedeutet weg vom Individualverkehr mit dem Auto hin zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Bislang sind laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen acht Prozent der Käufer Neukunden, die den ÖPNV zuvor nicht oder nicht regelmäßig genutzt haben. Eine gewisse Verlagerung konnte der Verband bereits feststellen: Fünf Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket wären sonst mit dem Auto getätigt worden.

Ebenso sollen die Menschen in Zeiten hoher Inflation und stark gestiegener Energiekosten mit dem Deutschlandticket eine günstigere Möglichkeit haben, mobil zu bleiben.

Bis August hat sich das Deutschlandticket dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge mehr als elf Millionen Mal verkauft. Rund zehn Millionen Menschen nutzen es monatlich.



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