„Drei sozialdemokratisch-grüne Kandidaten“ – Baerbock-Hype medial herbeigeführt?

Hätten die Medien auch aussichtslose Kanzlerkandidaten anderer Parteien zum TV-Triell eingeladen? Und wie ähnlich sind sich die Kandidaten eigentlich?
Von 18. September 2021

Die Bundestagswahl am 26. September rückt immer näher und die aktuellsten Umfragewerte der Union sind mit 20 bis 23 Prozent immer noch schwach, scheinen die große Talfahrt aber hinter sich zu haben. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach hat in seiner letzten Umfrage vom 8. September CDU/CSU sogar wieder bei 25 Prozent und nur noch knapp hinter den Sozialdemokraten gesehen. Die SPD, in den Umfragen aktuell zwischen 25 und 27 Prozent, liegt nach wie vor in Führung und die Partei hat ihren historischen Zusammenbruch in den Umfragewerten von 2019 längst überwunden. Bei den Grünen haben sich die anfänglichen Euphoriewerte inzwischen auch relativiert und die Partei stagniert bei aktuell zwischen 15 und 17 Prozent.

Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich viele mit Prognosen zum möglichen Ausgang der Bundestagswahl. Auch „Welt“-Herausgeber Stefan Aust gab seine Ansichten in seiner Klartext-Kolumne zum Besten und beschäftigte sich mit der Ähnlichkeit der Kanzlerkandidaten und dem künstlichen Hype um Annalena Baerbock.

Drei rot-grüne Kandidaten

Auf die Frage hin, ob das bessere Abschneiden von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bei den beiden TV-Triellen und gegenüber seinen Mitbewerbern von Union und Grünen darauf zurückzuführen ist, dass Scholz auch inhaltlich eine Art Kompromiss zwischen Laschet und Baerbock darstellt, sagte Aust: „Immerhin hat man bei ihm den Eindruck, dass er sich noch mit der Gegenwart beschäftigt.“ Auch wenn er sich in seiner gegenwärtigen und früheren Position nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert habe, so der Journalist.

Aust nutzte die Frage aber auch, um auf ein anderes Problem hinzuweisen: „Hier streiten eigentlich drei sozialdemokratisch-grüne Kandidaten miteinander – Resultat der Angleichung der Parteien im politischen Pastorenhaushalt der Kanzlerin Angela Merkel.“

Ähnliches – aber aus einem anderen Blickwinkel – sagte nach dem Triell vom 12. September die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch von der Bundeswehruniversität München bei Anne Will. Münch nach habe sich das Parteiensystem „ganz dramatisch verändert“. Das zeige sich nach Ansicht der Professorin auch in den Schwierigkeiten einer Regierungsbildung nach einer Wahl. Große Koalitionen bis hin zu Viererkoalitionen seien für Mehrheiten nötig. Man müsse Kompromisse eingehen. Die Wähler seien dann unzufrieden, weil sie kein klares Profil mehr in einer solchen Koalitionsregierung erkennen könnten.

Stefan Aust meinte, dass Armin Laschet als „eine Art Insolvenzverwalter der CDU“ keine leichte Rolle habe und Baerbock habe es leicht, den Unions-Kandidaten auf Merkels großartige Klimaversprechen festzunageln. Doch bei diesen sei von vorneherein klar gewesen: „ebenso teuer wie wirkungslos“.

Die Triell-Erfindung als Baerbock-Bühne

Dass die Grünen keine tatsächliche Kanzlerchance hatten, darüber sind sich viele einig. Kürzlich sagte erst FDP-Vize Wolfgang Kubicki, dass Annalena Baerbocks Chancen gegen null tendierten und fragte sich, wieso sie überhaupt zu den Triellen der Kanzlerkandidaten eingeladen wurde, die aus Kubickis Sicht wohl eher Duelle gewesen seien.

Auch der „Welt“-Herausgeber sprach dieses grüne Phänomen an und sah Baerbock selbst als Initiatorin dahinter: „Vielleicht schleicht sich in den grünen Traum von der Kanzlerschaft doch gelegentlich ein Funken Wirklichkeit ein.“ Aber Baerbock habe sehr erfolgreich damit gepokert und sich als Kanzlerin in spe hochgejubelt. Dadurch habe sie es geschafft, mit den beiden Kanzlerkandidaten im TV-Triell auftreten zu dürfen – und das „auf Augenhöhe“. Daher sei dieses Dreier-Duell erfunden worden.

Eine gepushte Kandidatin?

Dann stellt sich allerdings die Frage, wer oder was hatte Baerbock dabei geholfen? Aust verweist auf die Umfrageergebnisse, nennt sie „Snapshots on moving targets“, Schnappschüsse von beweglichen Zielen. Diese „wackelige Basis“ sei für die „Bevorzugung der Grünen bei der großen Wahlkampf-Show“ genutzt worden.

Aust erinnert daran, dass im Bundestag aktuell die Grünen nur mit 8,9 Prozent vertreten seien und dass sich da auch andere zur Kanzlerkandidatin hätten erklären können. Aust bezweifelte aber, dass diese dann genauso bereitwillig in die „Show-Arena“ eingeladen worden wären.



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