Muttertag: Ein bunter Strauß wird immer mehr zum Luxusgut

Inflation und hohe Energiekosten treiben die Blumenpreise in Europa in die Höhe. Die kenianische Industrie gilt als günstige Alternative, doch auch dort macht sich die Krise bemerkbar.
Blumen sind ein beliebtes Geschenk - auch zum Muttertag.
Angesichts der hohen Inflation sparen viele Menschen offenbar auch beim Blumenstrauß zum Muttertag.Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa
Von 13. Mai 2023

Neben dem Valentinstag ist kein anderer Tag im Jahr für die Blumenbranche so wichtig wie der Muttertag an diesem Sonntag. In der Woche vor dem Muttertag verkaufen die Händler doppelt so viele Sträuße wie in einer normalen Woche. Traditionell ziehen die Preise für beliebte Schnittblumen wie Rosen, Tulpen oder Gerbera vor dem Muttertag an. Doch angesichts hoher Inflation schauen die Menschen noch genauer aufs Geld. Dabei gelten Blumen eher als verzichtbar, schreibt die „Deutsche Presse Agentur“ (DPA).

500 Millionen Euro Umsatzrückgang

Nach Berechnungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ging der Umsatz im vergangenen Jahr um 500 Millionen Euro oder rund 14 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zurück. „Wir haben vor allem im Herbst die große Verunsicherung der Verbraucher gespürt. Jeder Einkauf wurde genau durchdacht und fiel nicht immer zu Gunsten des Pflanzenkaufs aus“, beschrieb kürzlich der Vorsitzende des Bundesverbandes Zierpflanzen (BVZ) im Zentralverband Gartenbau (ZVG), Frank Werner, die Entwicklung. Steigende Energiekosten und Kaufzurückhaltung hätten sich auf die Branche spürbar ausgewirkt.

Der Trend hält auch in diesem Jahr an. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sei die Nachfrage nach Schnittblumen in Deutschland weiter gesunken, sagt Britta Tröster, AMI-Expertin für Blumen und Zierpflanzen. Mittlerweile lägen die Umsätze unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Blühende Sorgenkinder

Der Verein „Fairtrade“, der sich für bessere Preise für Kleinbauernfamilien sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf Plantagen in Entwicklungs- und Schwellenländern einsetzt, berichtet sogar von einem Absatzminus von 23 Prozent bei Schnittblumen mit dem Fairtrade-Zeichen. Blumen seien derzeit das Sorgenkind in diesem Segment, sagte Claudia Brück vom Fairtrade-Vorstand.  Angesichts der aktuellen Probleme würden Blumen offenbar von vielen Menschen in Deutschland als ein Luxusprodukt angesehen. Daher könne man auf sie in schwierigen Zeiten am ehesten verzichten.

Auch in den Niederlanden, dem wichtigsten Blumenlieferanten für Deutschland, machte sich die Krise in den vergangenen Monaten bemerkbar. In den kalten Monaten hatten viele Blumenzüchter ihre Produktion zurückgefahren, da sie sich die explodierenden Energiekosten nicht leisten konnten. Die niederländischen Rosenzüchter hätten ein Drittel weniger produziert als im letzten Jahr, sagte Michel van Schie, Sprecher von Royal Flora Holland, einem der größten Blumenauktionatoren weltweit, dem niederländischen öffentlich-rechtlichen Sender NOS. Diese Lücke werde zum Teil durch eingeflogene Rosen gefüllt. Zwar habe beispielsweise die Blumenindustrie in Kenia davon profitiert, die Krise mache sich aber auch dort bemerkbar.

Klima begünstigt Zucht in Afrika

Seit Jahren ist Kenia einer der wichtigsten Blumenlieferanten für Deutschland. Bei Rosen ist das Land laut dem Statistischen Bundesamt sogar zweitgrößter Lieferant nach den Niederlanden. Kenias Vorteil: Im tropisch warmen Klima rund um den Naivashasee 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi können die Blumen ganzjährig gezüchtet werden. Hingegen müssen in Europa insbesondere im Winter die Gewächshäuser kräftig geheizt werden.

Die Blumenindustrie gehört mittlerweile zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des ostafrikanischen Landes. Rund 110 Milliarden Schilling (664 Millionen Euro) erwirtschaftet die Industrie jährlich. Die Branche beschäftigt etwa 200.000 Menschen. Auch andere Länder wie Äthiopien, Kolumbien oder Ecuador haben sich als Blumenlieferanten etabliert.

Laut dem Verband der kenianischen Blumenproduzenten KFC fielen die Exporte im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 von 210.000 auf 195.000 Tonnen. „Die gesunkenen Exporte lassen sich auf den Krieg in der Ukraine zurückführen“, meint Gonzaga Mungai, Blumenexperte bei Fairtrade Africa.

Exportverbot nach Russland wirkt sich aus

In Folge des Krieges hatte die EU unter anderem auch Blumen auf die Liste der Güter gesetzt, die nicht nach Russland exportiert werden dürfen. Kenianische Blumenproduzenten verkauften den Großteil ihrer Ware nach Russland über die niederländischen Blumenbörsen. Zudem steigen die Kosten für die Blumenzüchter durch die weltweit höheren Preise für Düngemittel.

Die kenianischen Blumenproduzenten hätten die Auswirkungen der Corona-Pandemie erstaunlich schnell weggesteckt, sagt Mungai und ergänzt: „Die Märkte haben sich mit der Zeit angepasst. Da die Menschen kaum das Haus verlassen konnten, ist das Interesse der Kunden an Blumen wieder gestiegen.“ Und während auch in Deutschland viele in der Pandemie ihren grünen Daumen entdeckt haben, hätten die kenianischen Blumenproduzenten zeitweise ihre Umsätze kräftig steigern können.

Diese Zeiten sind jedoch längst wieder vorbei. Steigende Transportkosten und höhere inländische Steuern sorgten für höhere Kosten für die kenianischen Blumenzüchter. Gleichzeitig müssen diese mit dem Preisdruck in Europa umgehen. Denn wenn die Preise für Blumen weiter in die Höhe klettern, werden noch mehr Kunden auf das „Luxusgut“ Blumen verzichten.



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