Aus Angst gehen Patienten bei Notfällen nicht ins Krankenhaus – Spahn will Kliniken für Normalbetrieb öffnen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt laut einem Zeitungsbericht eine schrittweise Rückkehr zum Normalbetrieb in den Krankenhäusern ab kommenden Freitag an.
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Drei Ärzte.Foto: iStock
Epoch Times28. April 2020

Angesichts des abgeschwächten Verlaufs der Corona-Pandemie in Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Länder aufgefordert, die Zahl der in den Krankenhäusern für Infizierte reservierten Intensivbetten herunterzufahren und die Kliniken schrittweise wieder für die Versorgung anderer Patienten zu öffnen.

Die Entwicklung bei den Neuinfektionen lasse es zu, ab Mai einen Teil der Krankenhauskapazitäten auch wieder für planbare Operationen zu nutzen, heißt es in einem Konzept Spahns, das er am Montag an seine Ressortkollegen aus den Ländern verschickt hat und über das die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Dienstagsausgaben) berichten.

Seit Mitte März haben die Kliniken deutschlandweit alle medizinisch nicht zwingend notwendigen planbaren Aufnahmen und Operationen verschoben, um für die Behandlung von Corona-Patienten vorbereitet zu sein.

Die in den Klinken geschaffenen Kapazitäten für die Versorgung von Covid-19-Erkrankten würden aktuell nicht vollständig genutzt, heißt es in dem Konzept des Gesundheitsministers. Weil die Zahl der Neuinfektionen derzeit nur linear ansteige, könne auch für die Kliniken schrittweise ein neuer Alltag entwickelt werden.

„Dies ist wichtig, da auch das Verschieben von dringlichen Eingriffen, etwa bei Tumoren, oder von planbaren Operationen, etwa zum Hüftersatz, für die betroffenen Patienten gesundheitliches und seelisches Leid nach sich ziehen“, heißt es in dem Papier weiter.

Zudem gebe es Anzeichen, dass Patienten selbst bei Notfällen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen keine ärztliche Hilfe mehr in Anspruch nähmen. „Dies führt zu einer Verschlechterung der Versorgung in Deutschland insgesamt“, heißt es in dem Konzept von Spahn.

Die Bürger müssten „neu dafür sensibilisiert“ werden, „dass sie bei solchen Notfällen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen“. Die Angst vor einer Corona-Infektion dürfe „hier nicht überwiegen“, heißt es in dem Papier weiter. Konkret empfiehlt Spahn den für die Krankenhäuser zuständigen Ländern, dass die Kliniken bis auf Weiteres nur noch 25 statt bisher 50 Prozent der Intensivbetten für Covid-19-Patienten frei halten sollen.

Die OP-Kapazitäten sollten in einem ersten Schritt zu 70 Prozent für planbare Operationen geöffnet werden. Die Rate solle dann in Abhängigkeit vom Infektionsverlauf alle zwei Wochen um zehn Prozent angehoben werden. Die Reserve bei den Intensivbetten solle je nach Pandemie-Entwicklung schrittweise heruntergefahren werden, heißt es in dem Konzept des Gesundheitsministers, über das die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten.

Um zu klären, welche Patienten nun dank der freien Kapazitäten behandelt werden sollen, hat Spahn mehrere medizinische Fachgesellschaften um einen Kriterienkatalog gebeten. „Eine Priorisierung ist aufgrund der weiterhin beschränkten Kapazitäten erforderlich“, heißt es zur Begründung. Nach den bereits vorliegenden Empfehlungen der ärztlichen Gesellschaften sollen beispielsweise Operationen bei schnell fortschreitenden Erkrankungen bevorzugt werden. Infrage kommt daher insbesondere die Behandlung von Krebskranken. (dts)



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