„Warum kam die Polizei so spät?“ – Spekulationen zum Farbanschlag auf Brandenburger Tor

Rund um die strafbewehrte Aktion der „Letzten Generation“ gegen das Brandenburger Tor gibt es weiter zahlreiche Diskussionen im Social-Media-Netzwerk. Hier fragt man sich beispielsweise: „Warum kam die Polizei so spät?“ Gleichzeitig löst eine Historikerin der Münchner Bundeswehruniversität eine große Diskussion zum Farbanschlag aus. Sie sieht in der Beschmier-Aktion „einen würdigen Gebrauch unseres Nationaldenkmals".
Titelbild
Polizeiwagen vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Beispielfoto.Foto: istock
Von 29. September 2023

Im Netz fragt man sich, warum es so lange dauerte, bis Polizeibeamte am 17. September am Brandenburger Tor waren, um die „Klimaaktivisten“ der „Letzten Generation“ bei ihrem Farbanschlag zu stoppen.

Direkt neben dem Brandenburger Tor befinden sich die amerikanische und die französische Botschaft. Auch das durch Polizeikräfte gesicherte Reichstagsgebäude, Sitz des Bundestages, liegt in unmittelbarer Nähe. Vor der französischen Botschaft in Sichtweite zum Brandenburger Tor ist rund um die Uhr 24 Stunden der Zentrale Objektschutz der Berliner Polizei eingesetzt.

Also, warum konnten die Farbschmierer nicht früher gestoppt werden? Ein Video zeigt, dass erst die „zweite Truppe“ von der Polizei gestoppt werden konnte. Die ersten Aktivisten hatten da ihren Feuerlöscher schon fast vollständig entleert.

Auch hatten die „Klimaaktivisten“ eine Hebebühne im Einsatz, deren geplante Nutzung, um vermutlich auf das Brandenburger Tor zu gelangen, jedoch von Polizisten unterbunden wurde.

 

Im Rahmen der Diskussion dazu auf X, ehemals Twitter, wird auch ein Videobeitrag von „Spiegel TV“ geteilt. Er zeigt den ersten Farbanschlag der „Letzten Generation“ auf die FDP-Zentrale in Berlin am 2. November 2022. Dort sieht man, dass während sich eine Aktivistin am Feuerlöscher hantierend auf das Ansprühen vorbereitet, direkt neben ihr ein Polizeifahrzeug losfährt.

Der Beitragssprecher sagt: „Gleich geht es auch bei der FDP los. Die Polizei will sich das Elend gar nicht erst ansehen.“

Das lässt so manchen an dem Willen der Polizei und der Politik, solche Straftaten zu verhindern, zweifeln.

Historikerin: „Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals“

Wie unterschiedlich die Gesellschaft das beschmutzte Bauwerk wahrnimmt, zeigt ein X-Post der Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr. Hedwig Richter.

„Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals. Mir fällt momentan kein besserer ein“, schreibt die Historikerin und bekennende Klimaaktivistin dort. In ihrem Beitrag ist ein Foto von dem mit Farbe beschmierten Brandenburger Tor zu sehen. Ihr Post wurde auf dem X-Kanal der „Letzten Generation“ weiterverbreitet.

Als „Demokratieforscherin“ sei sie der Meinung, dass mit der Zerstörung des Planeten, mit einer ungebremsten Klimaerwärmung, dem Artensterben und so weiter auch der Demokratie die Grundlage entzogen würde, rechtfertigt sie ihren Kommentar.

Anscheinend hofft Richter, dass entsprechend der Theorie vom „Radical flank effect“ eine aktive Gruppe durch ihre Radikalität und ihre Unbeliebtheit die weniger radikale Gruppe legitimiert. In ihren Augen wäre das Fridays for Future, „sodass die Auftrieb bekommen durch die ‚Letzte Generation‘“, so die Universitätsprofessorin.

„Wir sind an dem Ort, der für friedliche Wendepunkte steht“

„Wir sind an dem Ort, der in unserer Geschichte für friedliche Wendepunkte steht“, sagte die 21-jährige Regina Stephan, die an der Beschmieraktion beteiligt war.

Ein Beitrag, der von der „Letzten Generation“ geteilt wurde, scheint die Aussage von Stephan zu vervollständigen. „Wendepunkte sind möglich, zeigt uns die Geschichte. Das Brandenburger Tor verkörpert so einen Wendepunkt. Wir werden protestieren, bis es einen Wendepunkt in der Klimapolitik gibt.“

Dass dies viele anders sehen und die Aktion der „Letzten Generation“ ablehnen, zeigen zahlreiche Kommentare auf Richters X-Beitrag. So kommentiert der bekannte Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor Prof. Dr. Stefan Homburg ironisch ausgerichtet: „Kolleginnen, die Straftaten verherrlichen, finde ich interessant.“

Der klassische Philologe und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordneter Fritz Felgentreu schreibt zu dem Beitrag der Historikerin: „Diesen Tweet verstehe ich nicht.“

Richter antwortet darauf: „Es ist gut, dass das Nationaldenkmal an die Zerstörungen erinnert, die wir aktuell anrichten, die vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig benannt wurden und gegen die wir viel zu wenig unternehmen.“

„Vandalismus am wichtigsten Symbol der deutschen Einheit“

Hasso Mansfeld sieht das anders: „Es ist Vandalismus am wichtigsten Symbol der deutschen Einheit, dem großartigsten politischen Ereignis der Bundesrepublik Deutschland. Die Beschädigung gut zu finden, drückt die Geringschätzung gegenüber der Wiedervereinigung aus.“

Alexander Schaumburg wundert sich: „Und so etwas kommt von einer Historikerin.“ Ein User namens „Wurstwasserjunkie“ fragt: „Warum sind eigentlich 80 Prozent der Hochschulprofessoren linksradikal?“

Die Rechtsanwältin Dr. Barbara Brandner äußert zu Hedwigs Beitrag: „Erste Amtshandlung des Mao-Regimes war die Indoktrinierung an den Universitäten. Den so entstandenen ‚Roten Garden‘ ging es um ‚Zerstörung der vier Relikte‘ (alte Gedanken, alte Kultur, alte Gebräuche und alte Gewohnheiten). Übereinstimmungen wären rein zufällig.“

„Wir können nur gewinnen – also ziehen wir es durch!“

Ein Video aus einer Rede einer Aktivistin der „Letzten Generation“, offenbar aus der Kerngruppe der extremistisch ausgerichteten Bewegung, gibt Einblick in die Denkweise der Gruppe. Sie hält ihn der Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg, wo die „Letzte Generation“ die Möglichkeit hat, sich zu treffen und regelmäßig einen Brunch durchzuführen.

Dort erklärte eine junge blonde Frau, genannt Melli: „Wir werden gewinnen, weil wir die Wissenschaft auf unserer Seite haben.“ Und sie ergänzt: „Und damit meine ich nicht nur die Wissenschaft zur Klimakatastrophe, sondern auch die wissenschaftlichen Studien zu zivilen [sic] Widerstand.“

„Wir sehen in unserem Verlauf ganz deutlich die Parallelen zu friedlichen Widerstandsbewegungen, die erfolgreich waren. Und das ist alles kein Zufall – wir haben einen Plan!“

Sie habe sich vor Kurzem den Plan ihrer Gruppierung angesehen, den man vor zwei Jahren geschrieben habe. „Es hat mich doch noch sehr überrascht, wie sehr das alles übereinstimmt mit dem, was wirklich passiert ist.“

„Die Effekte und die Mechanismen, die wir nutzen wollen, die funktionieren. Ich bin selbst immer fasziniert, wenn ich in der Praxis sehe, wie die Theorie funktioniert.“ Dabei spricht sie den „Movement Action Plan“ von Bill Moyer oder „This Is an Uprising“ von Mark und Paul Engler an.

Sie sehe gerade nur, wie es wächst und immer größer werde, so könne man doch nur gewinnen. „Denn was wollen sie denn machen, uns alle einsperren? Dann kommen immer mehr Menschen nach. Wollen sie uns ignorieren? Wie wollen sie Hunderte Menschen, die sich Tag für Tag in den Weg setzen, ignorieren? Wollen sie uns einschüchtern? Was wollen sie uns denn androhen, das schlimmer ist als das, was uns durch die Klimakatastrophe erwartet? Wir können nur gewinnen – also ziehen wir es durch!“ Tosender Applaus folgt.



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