Indischer Gelehrter entwickelte vor 2.600 Jahren die Theorie der Atome

„Mit dem Essen spielt man nicht“, ist eine Lebensweisheit, die Eltern ihrem Nachwuchs von klein auf beibringen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich damit aber die Theorie der Atome entwickeln ließ – vor Tausenden Jahren im Alten Indien.
Geistlicher entwickelte vor 2.600 Jahren die Theorie der Atome
Wer war der erste Mensch, der die Theorie der Atome entwickelte? Die Antwort könnte in Indien liegen.Foto: iStock
Von 18. Februar 2024

Der englische Chemiker und Physiker John Dalton (1766–1844) gilt heute als Entwickler der modernen Atomtheorie. Tatsächlich könnte jedoch ein anderer Mann aus Indien – vor über 2.500 Jahren – bereits das Wesen der Atome verstanden haben.

Bei dem Inder handelt es sich um einen Gelehrten und Philosophen namens Kashyap, auch Acharya Kanad oder kurz Kanada genannt. Er soll um 600 vor Christus in Prabhas Kshetra, im indischen Bundesstaat Gujarat, geboren worden sein.

Vater der modernen Atome: John Dalton

Der englische Chemiker und Physiker John Dalton (1766–1844) gilt als Entwickler der modernen Atomtheorie. Foto: Gemeinfrei

Vom Reiskorn zum Atom

Eine Legende besagt, dass der Gelehrte während einer Reise Tausende Pilger sah, die die Straßen mit Blumen und Reis als Opfergaben für einen Tempel übersäten. Kashyap war schon lange fasziniert von kleinen Teilchen, sodass er damit begann, den Reis aufzusammeln. Eine Menschenmenge versammelte sich, um zu sehen, wie der Fremde die Körner von der Straße aufhob. Irgendwann fragte ihn einer der Schaulustigen, warum er etwas sammele, was nicht einmal ein Bettler anfassen würde.

Kashyap antwortete, dass die einzelnen Körner selbst wertlos seien, aber eine Sammlung von einigen Hundert eine Mahlzeit ausmache; die Sammlung vieler Mahlzeiten würde eine Familie ernähren; schließlich bestehe die gesamte Menschheit aus solchen Familien. Daher ist ein einziges Reiskorn genauso wichtig wie alle Wertgegenstände und Reichtümer der Welt. Seitdem nannten ihn die Menschen „Kanad“, denn „Kan“ bedeutet im Altindischen „das kleinste Teilchen“.

Kanad ging seiner Faszination für die unsichtbare Welt nach und entwarf seine Idee vom kleinsten Teilchen. Er begann, sie aufzuschreiben und anderen beizubringen. So begannen einige, ihn „Acharya“ (übersetzt „der Lehrer“) zu nennen. Auf diese Weise kam der Gelehrte mit dem bürgerlichen Namen Kashyap zu seinem heutigen Namen „Acharya Kanad“ – „der Lehrer der kleinen Teilchen“.

Entwickler der Theorie der Atome: Acharya Kanad

Der indische Gelehrte Kanada könnte einer der ersten Menschen gewesen sein, die die Theorie der Atome entwickelten. Foto: astroved/Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 Deed

Kanads Theorie der Atome

Eines Tages ging der Gelehrte mit einer Mahlzeit in der Hand spazieren. Während er es in kleine Stücke brach, stellte er fest, dass er das Essen irgendwann nicht mehr zerlegen konnte – es war zu klein. In diesem Moment stellte er sich ein Teilchen vor, das nicht weiter geteilt werden konnte. Er nannte diese unteilbare Materie „Parmanu“, oder „anu“ – das Atom.

Acharya Kanad schlug vor, dass diese unteilbare Substanz mit keiner menschlichen Fähigkeit wahrgenommen, geschweige denn mit bloßem Auge gesehen werden könne. Außerdem zwinge eine angeborene Kraft ein Parmanu dazu, sich mit anderen zu verbinden.

Wenn sich zwei Parmanu, die zu einer Substanzklasse gehören, verbinden, entsteht ein „Dwinuka“ – ein binäres Molekül. Ähnlich wie bei Eltern und Nachkommen behalte ein Dwinuka die Eigenschaften der beiden Parmanu-Elternteile.

Nach Kanad verbinden sich zwei „Parmanu“ (Atome) zu einem „Dwinuka“ (binäres Molekül). Foto: iStock

Er schlug auch vor, dass verschiedene Kombinationen von Parmanu verschiedene Arten von Materie erzeugen. So formulierte er die Idee auf, dass sich Atome in verschiedenen Kombinationen unter Bedingungen wie Hitze zusammenschließen können, um chemische Veränderungen hervorzurufen. Als Beispiele für solche Phänomene nannte er die Schwärzung eines Tontopfes oder die Reifung von Obst.

Nach seiner Theorie gebe es demnach neun Bestandteile des Lebens, worunter die vier Atomklassen Erde, Wasser, Licht und Luft fallen, sowie Raum, Zeit, Richtung, Unendlichkeit der Seelen und Geist. Für Kanad sind alle Seelen einzigartig in ihrem Sein, bestehen ewig und können materielle Dinge für eine gewisse Zeit durchdringen. Geleitet werden die Lebensbestandteile durch sechs Kategorien der Erfahrung: Substanz, Qualität, Aktivität, Allgemeinheit, Besonderheit und Inhärenz.

Atome brillant und fantasievoll erklärt

Kanad gründete später die Vaisheshika-Philosophieschule und lehrte seine Ideen über das Atom und die Natur des Universums. Mit dem Buch „Vaisheshik Darshan“ hielt er seine Theorie der Atome für die nachfolgenden Generationen fest, die ihn später als „Vater der Atomtheorie“ bezeichneten.

Im Westen kam der Atomismus – eine Philosophie, die sich mit Atomen befasst – im 5. Jahrhundert vor Christus mit den Griechen Leukipp und Demokrit auf. Ob es die Inder waren, die die Griechen inspirierten, oder ob beide Theorien unabhängig voneinander entstanden sind, ist umstritten.

Auch die Griechen Leukipp und Demokrit erforschten Atome

In der westlichen Philosophie begann die Erforschung von Atomen im 5. Jahrhundert vor Christus mit den Griechen Leukipp (links) und Demokrit (rechts). Fotos: Gemeinfrei

Von Kanad wird berichtet, dass er einst sagte: „Jeder Gegenstand der Schöpfung besteht aus Atomen, die sich wiederum miteinander verbinden und Moleküle bilden“. Seine Theorie der Atome war abstrakt und in Philosophie verstrickt, da sie auf Logik und nicht auf persönlicher Erfahrung oder Experimenten beruhte.

Für den australischen Indologen A. L. Basham waren die Worte Kanads „brillante, fantasievolle Erklärungen der physikalischen Struktur der Welt und stimmten in hohem Maße mit den Entdeckungen der modernen Physik überein.“

Zeitgleich in Mitteleuropa …

Ob die Menschen, die 600 vor Christus im Gebiet des heutigen Deutschlands lebten, von der Theorie des indischen Gelehrten wussten oder ähnliche Entdeckungen machten, ist unbekannt. – Nicht zuletzt, weil es während der Eisenzeit in Mitteleuropa nach bisherigem Wissensstand noch keine Schrift gegeben hat.

Dennoch waren auch diese Menschen mit neuen Entwicklungen beschäftigt: nämlich der Gewinnung und Verarbeitung von Eisen. Dieser neue Rohstoff ermöglichte es, vor allem robustere Werkzeuge und Waffen herzustellen. Aber auch Geschirr oder aufwendig gearbeiteter Schmuck und Kleidungselemente wie Gürtel oder Gewandschließen waren aus Eisen, wobei jede Kultur ihren ganz eigenen Stil pflegte.

Während in Norddeutschland die sogenannte Hausurnenkultur, die Billendorfer Kultur und die Thüringische Kultur vertreten waren, dominierte im Süden Deutschlands die Hallstattkultur. Letztere ist nach dem Fundort Hallstatt in Österreich benannt und wegen ihres enormen Reichtums aufgrund von Salzgewinnung und -handel berühmt geworden.

Das verschneite Städtchen Hallstatt in Österreich. Foto: iStock

Dieser Artikel erschien auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Ancient Bronze Age Sage Develops Theory of Atoms in India 2,600 Years Ago—And Here’s How“. Wiederveröffentlichung des Originals mit Genehmigung von Ancient Origins (redaktionelle Bearbeitung kms)



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