Weltnaturkonferenz: Artenaussterben bis 2030 stoppen

30 Prozent der Weltfläche sollen unter Naturschutz gestellt, Land und Meer renaturiert werden. In Deutschland ist diese Quote schon erreicht.
Titelbild
Insekten wie Bienen und Schmetterlinge sollen von den bei der Weltnaturkonferenz beschlossenen Maßnahmen profitieren.Foto: Richard A. Brooks/AFP via Getty Images
Von 25. Dezember 2022

Nach zwei Wochen Beratung war es am 19. Dezember so weit: Die 193 Vertragsstaaten der 15. Weltnaturkonferenz verabschiedeten ein Abkommen mit zwei Dutzend mittel- und langfristigen Zielen, die ein weltweites Aussterben von Fauna und Flora aufhalten sollen. Demnach soll der Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 gestoppt und der Trend umgekehrt werden.

„Massenvernichtungswaffe Mensch“

Umweltorganisationen sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden. Der politische Berater von Greenpeace zu den Themen Wald, Landnutzung und Klimawandel, Janes Stoppel, kritisierte die Ergebnisse der Konferenz hart: „Die Massenvernichtungswaffe Mensch wurde auf der Weltnaturkonferenz nur bedingt entschärft. Es ist zwar ein Erfolg, dass eine Vereinbarung getroffen werden konnte, die Ziele zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen fallen jedoch zu schwach aus.“

Der WWF Österreich bemängelte den Mechanismus zur Umsetzung der Vorhaben. Im Abkommen gäbe es keine Formulierung, dass bei ungenügenden Fortschritten die Anstrengungen der Länder erhöht werden müssen. Darüber hinaus fehle bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks ein konkreter Zielwert.

Schätzungsweise gibt es acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Laut den Wissenschaftlern des Weltbiodiversitätsrats IPBES ist davon eine Million vom Aussterben bedroht. Gleichzeitig werden neue Arten entdeckt; allein im Jahr 2022 wurden 146 neue Tier- und Pflanzenarten von der California Academy of Sciences beschrieben.

Natur wiederherstellen

Die wichtigsten Vereinbarungen der Weltnaturkonferenz sind: Mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche soll unter effektiven Schutz gestellt werden, vor allem Gebiete mit hoher biologischer Vielfalt, die besonders schützenswert sind. Die Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften sollen dabei gewahrt werden.

30 Prozent der geschädigten Ökosysteme an Land und im Meer sollen bis 2030 renaturiert werden. Der Eintrag von Düngemittelüberschüssen in die Umwelt und die Risiken durch Pestizide und sehr gefährliche Chemikalien sollen bis 2030 halbiert werden. Des Weiteren sollen umweltschädliche Subventionen von 500 Milliarden Dollar pro Jahr abgebaut werden.

Weltweit sind laut dem WWF derzeit 15 Prozent der Landflächen und 7,5 Prozent der Meeresgebiete Schutzgebiete.

Eine große Finanzierungslücke bleibt

Die ehrgeizigen Ziele sollen finanziert werden durch eine „erhebliche und schrittweise Erhöhung der finanziellen Mittel aus allen Quellen […], einschließlich inländischer, internationaler, öffentlicher und privater Mittel“. Bis 2030 sollen dadurch pro Jahr mindestens 200 Milliarden US-Dollar zusammenkommen.

Entwickelte Länder sollen Entwicklungsländer und im „Übergang befindliche Wirtschaftssysteme“ vorerst mit 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr und ab 2026 mit 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr unterstützen.

Um die Mittel für die Erreichung der neuen Ziele zügig zur Verfügung stellen zu können, soll ein Biodiversitätsfonds eingerichtet werden. Insgesamt gebe es aber eine Finanzierungslücke im Bereich der biologischen Vielfalt in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr, die langfristig geschlossen werden soll.

Deutsche Politiker sind zufrieden

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich zufrieden mit den in Montreal (Kanada) erzielten Ergebnissen und sprach von einem „Schutzschirm für unsere Lebensgrundlagen“.

Bereits bei einer UN-Generalversammlung im September hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr Geld für die internationale Biodiversitätsfinanzierung zugesagt. Deutschland stellt ab 2025 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung. Zusätzlich hat die Bundesregierung den Entwicklungsländern 29 Millionen Euro für die Erstellung und Umsetzung ihrer Nationalen Biodiversitätsstrategien zugesichert.

Umweltministerin Steffi Lemke und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) machten im Rahmen der Weltnaturkonferenz auch neue finanzielle Zusagen für „Maßnahmen zur Stärkung von Indigenen und lokalen Gemeinschaften“ in Höhe von 85 Millionen Euro. Die indigenen Völker seien „wichtige Partner beim Schutz der Natur“, weil ihre Heimat „rund 80 Prozent der biologischen Vielfalt“ beherberge.

In Deutschland ist das Ziel der Unterschutzstellung von 30 Prozent der Land- und Meeresflächen erreicht. Bei der Meeresfläche stünden bereits mehr als 40 Prozent unter Naturschutz. Lemke wies gleichzeitig darauf hin, dass die „reine Ausweisung von Schutzgebieten ohne das Festlegen von Mindeststandards“ nicht ausreiche.

Die Schutzquote auf dem Land würde nur unter Einbeziehung der Landschaftsschutzgebiete, die einen geringeren Schutzstatus aufweisen, erreicht. Nach Vorstellung Lemkes sind die „vorhandenen Schutzgebiete deutlich besser zu managen“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion