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plus-iconStudie zu Religion in den USA

Rückkehr zum Glauben: Mehr Amerikaner finden Religion wieder wichtig

Während Europa weiter säkularisiert, erlebt die US-Gesellschaft eine neue Aufmerksamkeit für den Glauben. Eine Studie des Pew Research Center zeigt: Religion gewinnt in den USA wieder an Einfluss.

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Gottesdienst für den ermordeten Evangelikalen und Turning-Point-USA-Gründer Charlie Kirk im State Farm Stadium, Arizona mit über 70.000 Menschen. Schon vor dem Attentat stieg die Religiosität in den USA stark an, wie die jüngste Pew-Studie zeigt.

Foto: Eric Thayer/Getty Images

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Lesedauer: 5 Min.

In den Vereinigten Staaten wächst die Überzeugung, dass Religion gesellschaftlich an Bedeutung gewinnt – ein Befund, der im deutlichen Gegensatz zur fortschreitenden Säkularisierung Europas steht. Nach Angaben des Pew Research Center – einer unabhängigen, unparteiischen US-Forschungseinrichtung – hat sich der Anteil der Erwachsenen, die den religiösen Einfluss als zunehmend empfinden, innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt: von 18 auf 31 Prozent.
Der Wandel zeigt sich über politische, altersbezogene und konfessionelle Grenzen hinweg. Beobachter sehen darin eine Reaktion auf gesellschaftliche Spannungen, Polarisierung und wirtschaftliche Unsicherheiten. Bereits im Februar 2025 zeichnete sich dieser Trend ab – verstärkt wurde er zusätzlich durch das Attentat auf den konservativen Influencer und bekennenden Evangelikalen Charlie Kirk, der am 10. September 2025 während einer Rede an der Utah Valley University erschossen wurde. Der Anschlag löste in den USA eine breite Debatte über Glauben, Politik und gesellschaftliche Gewalt aus.
Auch ergänzende Erhebungen, etwa die der christlichen Barna Group, bestätigen diesen Aufschwung: Zwei Drittel der befragten US-Amerikaner gaben an, eine persönliche Glaubensentscheidung für Jesus getroffen zu haben – ein Anstieg um zwölf Prozentpunkte seit 2021.

Der Einfluss von Religion wird positiv bewertet

Laut Pew-Erhebung bewerten heute fast 60 Prozent der Befragten den Einfluss von Religion positiv – entweder weil sie den wachsenden Einfluss begrüßen oder den Rückgang als Verlust empfinden. Nur ein Fünftel äußert sich ablehnend, der Rest bleibt unentschieden. Diese insgesamt optimistische Haltung hat seit 2019 spürbar zugenommen und deutet auf ein wachsendes Vertrauen in die gesellschaftliche Rolle des Glaubens hin.
Besonders stark ist die Zustimmung bei weißen evangelikalen Protestanten: 92 Prozent sehen Religion als positive Kraft. Auch schwarze Protestanten (75 %), Katholiken (71 %) und moderatere Protestanten (67 %) stehen mehrheitlich dahinter. Atheisten und Agnostiker teilen diese Sicht kaum (6 bzw. 11 Prozent), während etwa die Hälfte der religiös ungebundenen Religion positiv bewertet.

Glaube im Konflikt mit der vorherrschenden Kultur

Auch politisch zeigen sich klare Unterschiede: Unter Republikanern und ihnen nahestehenden Wählern betrachten 78 Prozent Religion als positive Kraft, bei Demokraten sind es 40 Prozent. Ältere Menschen (ab 65 Jahren) äußern sich mit 71 Prozent deutlich optimistischer als Jüngere (18 bis 29 Jahre: 46 Prozent). Dennoch verzeichnet Pew in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen eine Aufwärtstendenz seit 2019.
Trotz dieser Zuversicht nehmen die wahrgenommenen Spannungen zu. Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) empfindet den eigenen Glauben im Konflikt mit der vorherrschenden Kultur – ein historischer Höchstwert und Ausdruck wachsender gesellschaftlicher Polarisierung.

Tugenden wichtiger als Patriotismus

Eine zweite Pew-Studie aus dem Mai 2025 beleuchtet die Verbindung von Religion und nationaler Identität. Nur rund ein Drittel der Christen hält Patriotismus für essenziell zum Christsein, deutlich hinter Tugenden wie Ehrlichkeit, Güte und Glauben an Gott. Protestanten und Katholiken zeigen dabei ähnliche Muster; republikanische Christen (33 Prozent) messen dem Patriotismus etwas mehr Bedeutung zu als demokratische (23 Prozent). Unter Juden sehen 22 Prozent Patriotismus als zentralen Bestandteil des Glaubens, bei religiös Ungebundenen sind es 16 Prozent.
Auch theologisch bleibt das Bild vielfältig: Fast die Hälfte der Amerikaner (48 Prozent) glaubt, dass mehrere Religionen Wahrheit enthalten könnten; ein Viertel hält nur eine für wahr. Weiße nicht-evangelikale Protestanten und Katholiken dominieren das pluralistische Lager, während weiße Evangelikale stärker auf Exklusivität setzen. Republikaner neigen häufiger zu dieser Sicht, Demokraten hingegen eher zur Skepsis gegenüber religiöser Wahrheit. Ältere Befragte erkennen öfter Wahrheit in mehreren Glaubenssystemen, jüngere zweifeln insgesamt häufiger.
Für Europa, wo Atheisten und Agnostiker inzwischen fast die Hälfte der Bevölkerung stellen und die Kirchen weiterhin Mitglieder verlieren, liefert dieser amerikanische Trend interessante Denkanstöße, inwiefern Religion in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche als Quelle von Sinngebung, Orientierung und Zusammenhalt dienen kann.
Die Ergebnisse beruhen im Wesentlichen auf zwei repräsentativen Erhebungen des Pew Research Center: Die erste fand im Februar, die zweite im Mai 2025 statt. Die Fehlermargen lagen zwischen 1,3 und 1,4 Prozentpunkten. Befragt wurden insgesamt knapp 10.000 Erwachsene – online und telefonisch, auf Englisch und Spanisch.
 
Thomas Kalmund ist seit 2004 in vielfältigen Rollen bei Epoch Times tätig. Derzeit schreibt er hauptsächlich aus den USA über politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen mit Blick auf deren Bedeutung für Deutschland und Europa.

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