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Aufregung um Grabschmotiv

„Sommer – Sonne – Sicherheit“: „Tiki“-Kampagne erhitzt die Gemüter

Mit „Tiki“ – einer Schildkröte als Symbol für Schutz, Stärke und Achtsamkeit – will die Stadt Büren Kinder und Jugendliche im Freibad vor sexuellen Übergriffen schützen. Nun stößt die Kampagne „Sommer – Sonne – Sicherheit“, insbesondere wegen eines Plakatmotivs, auf scharfe Kritik. Nun äußert sich die Stadtverwaltung und kündigt eine Überprüfung der Kampagne an.

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Sicherheit im Freibad für alle – das ist das Ziel.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

„Tiki“ ist in Deutschland – vor allem in sozialen Medien – derzeit in aller Munde. Gemeint ist damit aber keine Bar und auch keine Fußballspielform, sondern eine Schildkröte, die Dreh- und Angelpunkt einer Aktion der Stadt Büren, Landkreis Paderborn, ist. Schon am 27. Mai hatte die Stadt pünktlich zum Start der Freibadsaison auf Instagram die unter Federführung der Jugendpflege entstandene Kampagne vorgestellt.

„Tiki“ soll als Codewort für Kinder etabliert werden

Das Projekt „Sommer – Sonne – Sicherheit“ soll demnach „Kinder und Jugendliche vor sexuellen Grenzverletzungen im Bad“ schützen. In diesem Kontext sind Workshops, kreativ gestaltete Freibadwände und Mitmachaktionen im städtischen Freibad „HaWei“ vorgesehen. Von besonderer Bedeutung ist dabei „Tiki“ als Codewort.
Das Schildkrötenmaskottchen „Tiki“ soll dabei für „Schutz, Stärke und Achtsamkeit“ stehen. So soll Betroffenen ein Satz wie „Hast du Tiki gesehen?“ als codierter Hilferuf im Fall von Übergriffen zur Verfügung stehen.
Dazu wurden auch einige Plakate entworfen. Die Schildkröte „Tiki“ macht auf diesen darauf aufmerksam, dass es „nicht in Ordnung“ sei, „dich ohne dein Verständnis anzufassen“. Wer sich „unwohl“ fühle, dürfe den Namen der Schildkröte sagen, um Hilfe zu holen. Neben „Grabschen verboten“ gehören auch Plakate gegen Schubsen und die Verletzung der Privatsphäre zum Repertoire.

ARD-Bericht nach Vorfällen in Gelnhausen

Über längere Zeit nahm von der Aktion und von den Motiven kaum jemand Notiz. Die Berichte über Fälle der sexuellen Belästigung junger Mädchen im Barbarossabad im hessischen Gelnhausen änderten dies. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Durch einen Beitrag der „Tagesschau“ über die Kampagne zur Sensibilisierung für sexuelle Übergriffe im Freibad nahm eine breite Öffentlichkeit dann auch von „Tiki“ Notiz.
Allerdings stieß die Aktion der Stadt Büren und der dortigen Jugendpflege nicht nur auf positive Reaktionen. Vor allem eines der verwendeten Motive erzürnte zahlreiche Nutzer sozialer Medien. Auf dem Bild war eine etwas korpulente rothaarige Frau zu sehen. Diese nähert sich im Wasser einem jüngeren Mann mit mutmaßlichem Migrationshintergrund, der noch dazu eine Beinprothese trägt, auf unsittliche Weise.
Die meisten Kommentare nahmen daran Anstoß, dass vor allem dieses Motiv fundamental an der Lebensrealität vorbeigehe. Zumindest in hiesigen Breiten sei sexuelle Belästigung von Männern mit dunklem Teint, die von Frauen reiferen Alters ausgehe, eher die Ausnahme, so der Tenor.

Bürgermeister bedauert Irritationen über Plakatmotive

Statistiken untermauern die Kritik. So habe etwa das bayerische Landeskriminalamt für das Jahr 2024 nach aktuellem Stand insgesamt 227 Fälle sexueller Übergriffe in Freibädern registriert. Diese konnten 163 Tatverdächtigen zugeordnet werden – von denen 159 männlichen Geschlechts waren.
Von den Tatverdächtigen hatten dem LKA zufolge 97 keine deutsche Staatsangehörigkeit, was einem Anteil von etwa 60 Prozent entspreche. In Gelnhausen wird gegen vier syrische Staatsangehörige im Zusammenhang mit den dortigen sexuellen Übergriffen ermittelt. Studien zufolge ist die Neigung Betroffener, als nichtdeutsch wahrgenommene Täter nach Vorfällen dieser Art anzuzeigen, signifikant höher.
Mittlerweile hat auch die Stadt Büren eine Erklärung zu der breiten Kritik veröffentlicht. Bürgermeister Burkhard Schwuchow stellt sich darin hinter die Ziele der Kampagne. Als Stadt trage man Verantwortung für den Schutz von Kindern in öffentlichen Einrichtungen. Dabei sei jede Form sexualisierter Gewalt inakzeptabel und müsse konsequent bekämpft werden – egal, von wem sie ausgehe.

Erfolg für „Tiki“? Noch keine Übergriffe im Bad von Büren

Allerdings nehme die Stadt „die öffentliche Kritik an einzelnen Gestaltungselementen“ ihrer Kampagne „sehr ernst“. Die Rückmeldungen seien „für die Stadtverwaltung Anlass zu einer selbstkritischen Reflexion“. Der Bürgermeister stellte in Aussicht, „unsere Kommunikationsformate zu evaluieren und diese künftig noch sensibler und differenzierter zu gestalten“.
Es sei, so Schwuchow, „niemals unsere Intention [gewesen], Menschen zu diskriminieren oder Schuld umzudeuten“. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, bitte man um Entschuldigung. Im Mittelpunkt der Kampagne sei jedoch nie die Plakatgestaltung, sondern stets das für Kinder und Jugendliche entwickelte Codewort „Tiki“ gestanden. Dieser niedrigschwellige Schutzmechanismus solle die Hemmschwelle für Betroffene senken, sich Erwachsenen im Fall von Belästigungssituationen anzuvertrauen.
Mit der Plakatgestaltung habe man den Versuch unternommen, „mit mehreren unterschiedlichen Motiven Vielfalt sichtbar zu machen und gezielt Stereotypen zu vermeiden“. Gegenüber „t-online“ äußerte eine Sprecherin der Stadt, bis dato seien in Büren noch keine Fälle sexueller Übergriffe im „HaWei“ bekannt geworden.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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