Sprache in Filmen wird immer „mörderischer“

Egal ob Tatort oder James Bond, Krimis begeistern Filmfans seit Jahrzehnten. Je jünger die Filme sind, desto brutaler und mörderischer ist indes ihre Sprache, wie US-amerikanische Forscher herausgefunden haben. Eine Trendwende ist nicht in Sicht – wohl aber eine mögliche Ursache.
Trend seit 50 Jahren: Sprache in Filmen wird immer „mörderischer“
Kriminalität und Gewalt werden im Alltag immer präsenter. Dies gilt auch für Film und Sprache.Foto: gorodenkoff/iStock
Von 31. Januar 2025

Krimis und Thriller zählen zu den beliebtesten Genres in Deutschland. Allein im Jahr 2024 gaben etwa 13,4 Millionen Deutsche ab 14 Jahren an, sehr gerne Medien mit Kriminal- und Gruselfaktor zu konsumieren.

Anhand der Zahlen verwundert es daher nicht, dass in den vergangenen 50 Jahren auch die Zahl der Morde und Gewaltverbrechen in Filmen zunahm. Doch ebenso ein anderes Detail ist immer häufiger in Filmen zu finden: „mörderische“ Sprache, wie US-amerikanische Forscher jüngst in ihrer Studie aufdeckten.

Gewalttätige Sprache – nicht nur in Krimis

Dieser Erkenntnis sind die Kommunikationsforscher um Professor Brad Bushman von der Ohio State University mithilfe einer umfangreichen Datenbank auf die Spur gekommen. Insgesamt analysierten die Forscher mehr als 160.000 englischsprachige Filme, die zwischen 1970 und 2020 erschienen. Bushman und seine Kollegen zählten dabei, in wie vielen Filmdialogen die Wörter „töten“ oder „ermorden“ fielen.

Dabei zeigte sich, dass die Gesamtverwendung dieser „mörderischen Verben“, wie die Forscher sie nennen, von Jahr zu Jahr stark schwankte. Allerdings zeigten die Zahlen aus den letzten fünf Jahrzehnten einen klaren Aufwärtstrend, und das nicht nur in Kriminalfilmen, in denen Gewalt zu erwarten ist.

„Auch Charaktere außerhalb von Kriminalfilmen sprechen heute mehr über das Töten als noch vor 50 Jahren“, erklärte Prof. Bushman. „Zwar nicht so oft wie Figuren in Kriminalfilmen, und der Anstieg ist auch nicht so stark, aber es ist der Fall. Wir haben eine Zunahme der Gewalt in allen Genres festgestellt.“

Ein weiteres deutliches Ergebnis war, dass die gewalttätige Sprache sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Charakteren zunahm. Zwar kommt diese bei Frauen im Allgemeinen seltener vor als bei Männern, aber auch ihre Dialoge wurden im Laufe der Zeit brutaler.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Verweise auf Mord und Totschlag in Filmdialogen nicht nur viel häufiger vorkommen als im wirklichen Leben, sondern auch im Laufe der Zeit zunehmen“, sagt Babak Fotouhi, Hauptautor der Studie. „Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass Gewalt in Filmen immer mehr dominiert.“

Aktive Gewalt in Dialogen

Für die Studie verwendeten die Forscher Filmuntertitel und entnahmen daraus die Dialoge zwischen Charakteren aus 166.534 Filmen. Die Forscher berechneten den Prozentsatz der „mörderischen Verben“, indem sie diese mit der Gesamtzahl der Verben im Dialog verglichen. Insgesamt enthielten in dem untersuchten Zeitraum etwa 7 Prozent der Filme die untersuchte Wortart. Vor 50 Jahren betrug der Wert etwa 0,5 Prozent.

In der Studie wurden indes nur mörderische Verben gezählt, die in aktiven Konstruktionen wie zum Beispiel „Sie hat X getötet“ verwendet wurden. Passive Konstruktionen wie „Er wurde von X getötet“, Negationen wie „Sie hat X nicht getötet“ oder Fragen wie „Hat sie X ermordet?“ werteten die Forscher nicht.

„Wir haben dies als konservative Schätzung konzipiert“, erklärt Fotouhi. „Es ist wahrscheinlich, dass es in den Filmen mehr Gewalt gab, als wir anhand der Dialoge berechnet haben.“ Ein Grund dafür, dass es sich um eine vorsichtige Schätzung handelt, ist der enge Fokus der Studie.

„Wir haben uns in unserer Analyse ausschließlich auf mörderische Verben konzentriert, um eine untere Grenze für unsere Untersuchung festzulegen“, erklärt der beteiligte Forscher Amir Tohidi. „Die Einbeziehung weniger extremer Formen von Gewalt würde zu einer höheren Gesamtzahl führen.“

Im Bann der Gewalt

Wie lange dieser Trend der zunehmenden Gewalt in unserer Sprache anhalten wird, ist nicht klar. „Die Beweise deuten darauf hin, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass wir bald einen Wendepunkt erreichen“, denkt Prof. Bushman.

Ein Grund dafür könnte der Wettbewerbsdruck in der Filmindustrie sein. „Filme versuchen, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu buhlen. Die Forschung zeigt, dass Gewalt eines der Elemente ist, die das Publikum am effektivsten fesseln“, erklärt Fotouhi.

In den Augen der Forscher sollten sich Menschen, die häufig oder gerne Filme konsumieren, dieser Tatsache bewusst sein. Die Forscher plädieren außerdem dafür, „gefährdete Bevölkerungsgruppen“ – insbesondere Kinder – vor dieser Art von Gefahr zu schützen. Eltern sollten daher im Vorfeld die Filme, Bücher und Spiele sorgfältig anhand der darin verwendeten Sprache auswählen oder meiden.

Die Studie erschien am 30. Dezember 2024 in der Zeitschrift „JAMA Pediatrics“.



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