Weitergabe von Regierungsdokumenten
Israelische Geisel-Angehörige fordern Aufklärung zu mutmaßlichem Geheimnisverrat
Vertrauliche Regierungsdokumente wurden in Israel an Medien weitergegeben. Die Familien der verschleppten Hamas-Geiseln fordern eine Aufarbeitung.

Benjamin Netanjahus ehemaliger Pressesprecher wurde festgenommen. (Archivbild)
Foto: Abir Sultan/Pool European Pressphoto Agency/AP/dpa
In der Affäre um die mutmaßliche Weitergabe vertraulicher israelischer Regierungsdokumente an Medien haben die Familien der in den Gazastreifen verschleppten Hamas-Geiseln eine vollständige Aufarbeitung der Vorgänge gefordert.
Nötig sei eine Untersuchung „aller Personen, die in den Verdacht der Sabotage und des Angriffs auf die Staatssicherheit verwickelt sind“, erklärte das Forum der Geiselfamilien am Montag. Das Vorgehen gefährde die Geiseln und beeinträchtige „ihre Chancen auf eine Rückkehr“.
Ehemaliger Pressesprecher Netanjahus festgenommen
Am Sonntag hatte ein Gericht in der israelischen Stadt Rischon Lezion mitgeteilt, dass ein früherer Pressesprecher von Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen des Verdachts festgenommen worden sei, vertrauliche Unterlagen an Journalisten weitergegeben zu haben.
Die Veröffentlichung der Unterlagen stelle eine mögliche Gefahr für die Sicherheit Israels dar, erklärte das Gericht. Dadurch sei möglicherweise das Ziel gefährdet worden, die Freilassung der Geiseln zu erreichen.
Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte am Sonntag, es bestehe der Verdacht, dass Netanjahus Mitarbeiter „geheime Dokumente weitergegeben und vertrauliche Unterlagen gefälscht haben, um eine mögliche Geiselfreilassung zu behindern und eine Medienkampagne gegen die Geisel-Familien aufzubauen“.
Kritiker werfen Regierungschef Netanjahu immer wieder vor, die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Geiselfreilassungen schleifen zu lassen und den Krieg im Gazastreifen absichtlich in die Länge zu ziehen, um seine rechtsextremen Koalitionspartner zufriedenzustellen.
Am 7. Oktober 2023 hatten bei einem Terroranschlag der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen in mehreren Orten im Süden Israels nach israelischen Angaben mehr als 1.200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seit dem Hamas-Terrorangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 43.000 Menschen getötet.
Das Angehörigenforum repräsentiert die Mehrheit der Familien der 97 israelischen Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen befinden. Nach Einschätzung des israelischen Militärs sind 34 davon bereits tot. (afp)
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