Deutsche Autoindustrie in der Absatzkrise: E-Autos besonders betroffen
Wenige Wochen vor dem Jahreswechsel drohen sich die durchwachsenen Einschätzungen der deutschen Automobilindustrie für den Absatz auf dem Heimatmarkt zu bestätigen. Gefüllte Umschlagplätze, auf denen hunderte Neuwagen bereits seit Wochen oder Monaten darauf warten, in den Verkauf zu gelangen, sind keine Seltenheit. Besonders häufig finden sich dort E-Autos.
Im Spätsommer hat sich der Abwärtstrend bei den Verkaufszahlen, der sich schon zu einem frühen Zeitpunkt des Jahres angedeutet hatte, gefestigt. Im August brach die Zahl der Neuzulassungen gegenüber dem Vergleichsmonat 2023 in Deutschland um fast 28 Prozent ein. EU-weit waren es im selben Monat 18 Prozent weniger.
Plug-in-Hybride polieren Ergebnis der E-Autos etwas auf
Batterieelektrische E-Autos hatten in den ersten neun Monaten des Jahres sogar ein Minus von 29 Prozent im Vorjahresvergleich zu verzeichnen. Das jähe Ende der Kaufprämie im Dezember 2023 hatte die Nachfrage noch einmal deutlich einbrechen lassen. Plug-in-Hybride sorgten mit einem Plus von acht Prozent für eine leichte Stabilisierung – insgesamt brach der Elektroauto-Absatz dennoch in den ersten drei Quartalen um ein Fünftel ein.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für Deutschland mit insgesamt etwa 2,8 Millionen Neuzulassungen bis Ende des Jahres. Das wäre etwa ein Viertel weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Bis Oktober wurden in Deutschland 2.348.066 Kraftfahrzeuge neu zugelassen.
Über alle Antriebsformen hinweg bedeutete das ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betrachtet man die E-Autos isoliert, lag das Minus in diesem Bereich hingegen bei 26,6 Prozent. Die absolute Zahl der Erstzulassungen von E-Autos in den ersten zehn Monaten des Jahres fiel gegenüber 2023 von 424.623 auf 311.881.
Elektrifizierungsziele der Politik stehen immer mehr infrage
Das Aus für die Kaufprämie bei E-Autos ist ein bedeutender, aber nicht der einzige Faktor, der für die Flaute auf dem Automarkt sorgt. Die schwache Konjunktur und der Rückgang der Kaufkraft haben dazu geführt, dass Verbraucher in Deutschland größere Anschaffungen hinauszögern und Zurückhaltung üben.
Händler haben auch nur eingeschränkten Spielraum für Rabatte. Die hohen Energiekosten und gestiegene Kosten für das Personal drücken auf die Gewinnmargen und treiben die Preise. Auch ist das generelle Vertrauen in E-Autos weiterhin schwach ausgeprägt. Diese sind weiterhin deutlich teurer als Verbrennermodelle. Im Gegenzug ist ihre Reichweite jedoch geringer und das Netz an Ladesäulen ist vielen nicht dicht genug.
Die Entwicklungen stellen die Elektrifizierungsziele der Politik, zu denen sich auch die Autoindustrie bekannt hatte, infrage. Derzeit sind von insgesamt rund 50 Millionen angemeldeten Pkws laut ADAC nur etwa drei Prozent vollelektrisch.
Auch Industrie, Zulieferer und Händler verzweifeln vielfach an der fehlenden Planbarkeit. Finanzielle Anreize durch die Politik vermögen die stockende Nachfrage für die Dauer ihrer Gewährung zu beleben. Allerdings ist es offener denn je, ob und wie viel Geld dafür in den kommenden Jahren fließen wird.
E-Autos am ehesten in Spanien gefragt
EU-weit sah es etwas freundlicher aus. Die Zahl der Pkw-Zulassungen insgesamt stieg im Oktober um 1,1 Prozent auf 866.397 Autos. Dies teilte der europäische Herstellerverband Acea mit. Dieser rechnet bis zum Ende des Jahres mit einem Plus von 0,7 Prozent beim Gesamtabsatz auf 8,86 Millionen Euro.
EU-weit zeigte sich der Pkw-Markt in der ersten Jahreshälfte ruhig, im August gab es auch dort einen jähen Einbruch und im September einen durchwachsenen Folgemonat. Im Oktober stieg die Zahl der Anmeldungen batterieelektrischer Autos gegenüber dem Vorjahresmonat immerhin um 2,4 Prozent an. Der Marktanteil lag allerdings auch zu diesem Zeitpunkt nur bei 14,4 Prozent.
Überdurchschnittlich stieg der Anteil an Zulassungen von E-Autos bis Oktober in Spanien mit einem Plus von 7,8 Prozent gegenüber 2023 – insgesamt wurden dort um 4,9 Prozent mehr Pkws neu zugelassen. Jeweils plus 3,3 Prozent an E-Auto-Zulassungen gab es in Frankreich (insgesamt minus 2,7 Zulassungen) und Italien (plus 0,9 Zulassungen). In Polen stieg die Gesamtzahl an Neuzulassungen um 14,2 Prozent. Der Zuwachs bei E-Autos war mit 1,2 Prozent auch dort deutlich unterdurchschnittlich.
Kunden können auf Jahresendrabatte hoffen
Für Kunden könnten die letzten Wochen des Jahres in Deutschland jedoch noch interessant werden. Hersteller und Händler versuchen, Jahresziele beim Verkauf zu erreichen, die häufig mit Prämien verbunden sind. Das kann dazu führen, dass Verkäufer zu Rabatten oder anderen Vergünstigungen bereit sind, um noch einmal die Verkaufszahlen aufzubessern.
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