Flüchtlinge in Deutschland: Drittel der Kommunen noch im „Krisenmodus“
Die Zahl der Asylanträge in Deutschland entwickelte sich in den vergangenen Monaten deutlich rückläufig. Im Oktober wurden bundesweit 21.629 Erst- oder Folgeanträge gestellt. Das war etwa ein Drittel weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
In den Monaten von März bis September lagen die Zahlen noch unter diesem Wert und bewegten sich zwischen 18.336 und 20.231. Dennoch sehen Kommunen noch eine Reihe von Herausforderungen bei der Betreuung und Integration der Geflüchteten.
Fast die Hälfte der Kommunen sieht Situation als „herausfordernd, aber machbar“
Der „Mediendienst Integration“ hat nun die Ergebnisse einer Erhebung präsentiert, die zwischen August und September 2024 stattgefunden hatte. Das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) hat dafür Verantwortliche in 567 Kommunen befragt. Kooperationspartner waren dabei die Bertelsmann Stiftung und das Bundesministerium des Innern und für Heimat.
Gegenüber 2023, als vor allem die Kommunen auf schnelles Handeln in der Asylpolitik gedrängt hatten, scheint sich die Stimmung etwas aufgehellt zu haben. Mit 47 Prozent bezeichnete fast die Hälfte der dort befragten Verantwortungsträger die Situation als „herausfordernd, aber machbar“.
Etwa ein Drittel befindet sich eigenen Angaben zufolge immer noch im „Krisenmodus“, fünf Prozent sprechen sogar von „Notfallmodus“. Eine wesentliche Herausforderung war für die Kommunen die Unterbringung. Hier gaben zahlreiche Befragte an, dass ihre Kapazitäten nahezu ausgeschöpft seien und man nur begrenzte Optionen zur Unterbringung sehe.
Anmietung privater Wohnungen an erster Stelle bei der Unterbringung
Von allen Befragten in den Kommunen gaben 86,2 Prozent an, man setze in erster Linie auf die Anmietung privater Wohnungen, um Asylsuchende unterzubringen. Auf eigene Kapazitäten wie kommunale Wohnungen setzten 62,8 Prozent. Mit 58,6 Prozent waren auch gemeindeeigene Gemeinschaftsunterkünfte und Modulbauten Unterbringungsformen, auf die Städte, Landkreise und Gemeinden setzten.
Mit Notunterkünften behelfen sich 42,2 Prozent der Kommunen. Von allen Befragten gaben dabei 34,6 Prozent an, Wohncontainer zu verwenden. Auf Sporthallen (2,8 Prozent) und Zelte (2,1 Prozent) greifen nur wenige zurück. In den Jahren 2015 und 2016 spielten diese Unterbringungsformen eine deutlich größere Rolle.
Unter allen Herausforderungen, die mit der Betreuung von Geflüchteten einhergehen, wird die Situation auf dem Wohnungsmarkt als die gravierendste wahrgenommen. Auf einer Skala von 1 bis 5 wird diese mit 4,6 und damit als erhebliche Schwierigkeit eingestuft.
Was die Kommunen vor die größten Herausforderungen stellt
Mit jeweils 3,8 stellen Versorgung mit Integrations- und Sprachkursen sowie medizinische und psychosoziale Betreuung die nächstgrößten Herausforderungen dar. In vielen Fällen sind die Wartezeiten lange, bis Plätze in Deutschkursen frei werden. Dies ist beispielsweise ein Faktor, der die Integration ukrainischer Kriegsflüchtlinge verzögert.
Als fordernd nehmen die Kommunen jedoch auch Aufgaben wie die Stabilisierung des Gemeindehaushalts, die Aufnahme der Kinder Schutzsuchender an Kitas und Schulen oder die Integration in den Arbeitsmarkt wahr.
Bei der Befragung kristallisierte sich auch heraus, dass sich die Kommunen nicht allein auf die eigene Infrastruktur als Hoheitsträger verlassen. Mit 3,8 von 5 möglichen Punkten bewerteten die Befragten das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung als bedeutenden Faktor bei der Bewältigung der Aufgaben.
Fast zwei Drittel bewerten Kooperationen positiv
Als entscheidend für das Gelingen von Aufnahme und Integration schätzt man auch kommunales Integrationsmanagement, lokale Netzwerke und Kooperationen sowie Kultur- und Sprachmittler ein. Wichtig sei auch, dass es in der Verwaltung eine Willkommenskultur und die Bereitschaft zur interkulturellen Öffnung gebe. Zudem komme es auch auf eine positive Grundstimmung und Offenheit in der Bevölkerung an.
Die Kooperation zwischen Kommunalverwaltung und sogenannten zivilgesellschaftlichen Akteuren bei der Betreuung und Integration wird als überwiegend positiv wahrgenommen. Als „sehr gut“ bezeichneten sie 22,9 und als „eher gut“ 45,2 Prozent. Als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“ stuften sie lediglich 5,8 beziehungsweise 1,1 Prozent ein. Insgesamt unterstreiche das Ergebnis der Befragung die Bedeutung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Arbeit mit Geflüchteten, so das Fazit der Autoren der Studie.
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