„Mein Gerät finden“: Google nutzt Ihre Geräte, um fremde Gegenstände zu finden

Android-Nutzer werden in Kürze Teil eines weltumspannenden Netzwerkes, nein, nicht Google, sondern des „Mein Gerät finden“-Netzwerkes. Wer nicht aktiv wird, ermöglicht dem Konzern, das eigene Gerät für die Suche nach fremden Gegenständen zu nutzen.
Googles Android ist das meistbenutzte Smartphone-System der Welt.
Googles Android ist das meistbenutzte Smartphone-System der Welt.Foto: Christof Kerkmann/dpa
Von 3. Juni 2024

Dass Google Ihren Standort kennt, ist nichts Neues. Wie der Konzern in einer E-Mail an seine Nutzer mitteilte, bemüht sich Google jedoch auch, den Standort all Ihrer Geräte zu kennen, und zwar auch dann, wenn Sie oder Ihre Geräte offline sind. Dahinter steckt das „Mein Gerät finden“-Netzwerk, das in Kürze verfügbar sein werde.

Der Service selbst ist nicht neu. „Bisher müssen deine Geräte online sein, damit ‚Mein Gerät finden‘ sie orten kann. Zukünftig wird das nun auch gehen, wenn sie offline sind“, heißt es in der E-Mail. Dies funktioniere für Kopfhörer und Zubehör, „selbst wenn es keine Verbindung zu deinem Gerät hat“ sowie für „kompatible Tracker an Geldbörse, Schlüsselbund oder Fahrrad“.

Informationen von Dritten

Wie die Standortsuche bisher funktioniert hat, ist einfach zu erklären: Ein Gerät, das online ist, ist mit einem Netzwerk verbunden und kann Informationen senden und empfangen. Es kann damit entweder selbst seinen Standort mitteilen oder dieser über die Informationen des Netzwerks zumindest eingegrenzt werden. – Befindet sich beispielsweise das Handy von Herrn Meier noch im WLAN-Netzwerk von seinen Enkeln, die er am Wochenende besucht hat, hat er es vermutlich dort vergessen.

Ist das Gerät nicht mit dem Netzwerk verbunden oder kann seinen Standort nicht aktiv mitteilen, wird es schwieriger. Google erklärt dazu:

„Die Geräte im Netzwerk suchen über Bluetooth nach Gegenständen in der Nähe. Erkennen sie dabei deine Gegenstände, senden sie deren Standort über eine sichere Verbindung an ‚Mein Gerät finden‘. Deine Android-Geräte wiederum tun genau dasselbe, um anderen zu helfen, ihre Gegenstände zu orten, wenn diese offline sind und in der Nähe erkannt werden.“

Dies kommt der Suchmethode nach verlorenen Gegenständen gleich, die lange vor Smartphones und Google verwendet wurde. Wenn früher Menschen selbst etwas nicht finden konnten, fragten sie ihre Familie, die Nachbarn oder die Polizei.

Grundsätzlich Aussagen über Beziehungen möglich

Übersetzt heißt das jedoch auch, alle Android-Geräte weltweit, vom Fitnesstracker, über den Kühlschrank bis zum Auto, suchen nach Geräten in der Nähe. Finden sie eins, senden sie deren Geräte-Nummer und (geschätzte) Position an einen Googleserver. Dort werden sie gespeichert. Sucht anschließend jemand ein bestimmtes Gerät, kann Google in seiner Liste nachschauen, wo sich das Gerät befindet beziehungsweise wo es zuletzt war.

Suchen Sie beispielsweise Ihre Kopfhörer und sie sind noch online, weiß Google über das Netzwerk, wo sie sind. Sind sie offline, weiß Google, dass Sie sie oft im Portemonnaie haben – und wo dieses ist. Sollte das auch nicht helfen, fragt Google andere Geräte, ob sie Ihre Kopfhörer „sehen“ können. Mit anderen Worten verknüpft Google die seit Jahren gespeicherten Standortdaten aller Geräte und macht sie für ihre Nutzer zugänglich.

Ganz so einfach macht Google den Zugriff auf die Daten natürlich nicht: „Die Standorte deiner Geräte werden mithilfe der PIN, des Musters oder des Passworts deiner Android-Geräte verschlüsselt. Sie sind nur für dich und die Personen sichtbar, für die du deine Geräte in ‚Mein Gerät finden‘ freigibst. Für Google sind sie nicht sichtbar und sie werden auch nicht für andere Zwecke genutzt.“

Der Konzern versichert zwar, die Standortdaten entsprechend zu schützen, aufgrund der Art und Weise der Daten und ihrer Erhebung ließen sich damit jedoch nicht nur Bewegungsprofile einzelner Personen abbilden:

Kommen zwei Geräte wiederholt in Kontakt, lässt sich daraus unter anderem auf Beziehungen schließen: Kontakte von Montag bis Freitag zwischen acht und 16 Uhr deuten auf Bürokollegen hin; Kontakte in der Mittagszeit auf Begegnungen in der Kantine und die Freitag-Abend-Kontakte möglicherweise auf Kegelbrüder oder eine Affäre – je nachdem, ob noch weitere dabei sind. Dass Google eine derartige Verwendung des Dienstes in den Nutzungsbedingungen explizit verboten hat, bestätigt die grundsätzliche Möglichkeit.

„Mein Gerät finden“ automatisch aktiv

Wie der E-Mail von Google zu entnehmen ist, hatten Nutzer drei Tage Zeit – im konkreten Fall bis zum Abend des 3. Juni – um „in der Webversion“ von „Mein Gerät finden“ festzulegen, dass man sich nicht am Netzwerk beteiligen möchte. Diese Entscheidung gelte erst einmal für alle Android-Geräte, die mit dem jeweiligen Googlekonto verknüpft sind.

Sobald die Funktion anschließend – automatisch – aktiviert werde, erhalten Nutzer ihrerseits eine Benachrichtigung auf den jeweiligen Android-Geräten. Für viele ist das die vermutlich letzte Erinnerung, bevor die neue Funktion in Vergessenheit gerät und das eigene Smartphone, der Fitnesstracker und anderes Teil eines weltweiten Spionagenetzwerkes werden.

In den Einstellungen lasse sich die Nutzung anschließend für einzelne Geräte einschränken oder aktivieren. Sowohl für die Netzwerkfunktion als auch für die generelle Nutzung von „Mein Gerät finden“. Die Deaktivierung von Bluetooth und W-LAN trägt ihrerseits dazu bei, die empfangenen und übermittelten Daten zu beschränken. Für Android 8 oder früher ist die Funktion nicht verfügbar, dennoch speichern diese Geräte „verschlüsselte Standorte über sich selbst sowie jegliche verbundene Geräte“.



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