TCM: Warum im Alter der Schutz der Niere so zentral ist

Fantastisch was die Nieren alles können: Laut chinesischer Medizin beeinflussen sie Gehirn, Gehör, Knochenbau und sogar die Willenskraft.
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Eine Akupunkturnadel ragt aus dem Bauch eines älteren Patienten.Foto: Theo Heimann / Getty Images
Von 21. Juli 2015

Obwohl das Risiko, krank und arbeitsunfähig zu werden, im fortgeschrittenen Alter zunimmt, ist eine schlechte Gesundheit keine unumgängliche Konsequenz des Alterns.

Viele teilweise chronische Krankheiten sind durch vorbeugende Maßnahmen vermeidbar. Schlüsselpunkte in dieser Hinsicht sind ein gesunder Lebensstil wie zum Beispiel regelmäßige körperliche Aktivitäten, gesunde Ernährung, das Vermeiden von Tabak- und Zigarettenkonsum sowie die Teilnahme an Früherkennungsprogrammen im Hinblick auf Krebsvorsorgeuntersuchungen oder Diabetes, aber auch in Bezug auf depressive Symptome.

Ab der Lebensmitte entwickeln Menschen Anzeichen und Symptome des Alterns. Zu ihnen zählen Vergesslichkeit, geringerer Haarwuchs, Ergrauen der Haare, Inkontinenz  sowie Unfruchtbarkeit. Um nur einige zu nennen.  Auch das Risiko eines Knochenbruches nimmt im Alter aufgrund der verminderten Knochendichte zu. Einige dieser Symptome können laut westlicher Medizin durch einen Mangel an Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron entstehen. Aus diesem Grund ist der Hormonersatz zu einem Brennpunkt der „Anti-Aging-Medizin“ geworden.

Fehlende Lebensenergie der Niere bedingt das Altern

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) bietet eine andere Perspektive an, die auf der Lebensenergie des Qi  basiert. Vom Standpunkt der TCM aus gesehen verliert der Mensch während des Alterungsprozesses immer mehr Nieren-Qi und -essenz. Mit dem Begriff „Niere“ ist in diesem Fall nicht nur die anatomische Existenz der zwei Nieren gemeint, die sich in unserem unteren Rückenbereich befinden, sondern ein Energieuntersystem, das Nieren-Meridian genannt wird.

Nieren-Qi und -essenz sind laut des etwa 200 v. Chr. verfassten Klassikers “Innere Alchemie des Gelben Kaisers” („Huangdi Neijing“) verantwortlich für die Entwicklung des Gehirns und seiner Funktionen einschließlich des Gehörs sowie für die Knochenstruktur, die Funktion des Knochenmarks, sexuelle Funktionen, das geistige Fassungsvermögen sowie die Regulation des Harnapparats und des Darms. Dieser Meridian reflektiert die mentalen Funktionen von Willenskraft, Motivation und Gefühlen, die der Angst entstammen.

Das Nieren-Qi und die Nierenessenz sind vererbbar. Sie werden von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Aus diesem Grund werden sie auch als „pränatal“ bezeichnet. Jeder Mensch verfügt nur über einen begrenzten Anteil an Nieren-Qi und –essenz, der zudem von Mensch zu Mensch in unterschiedlichen Mengen vorhanden ist. Der Status des Nieren-Qis und der -essenz manifestiert sich zum Beispiel deutlich in unseren Haaren. Mit einem ausgeglichenen Haushalt an Nieren-Qi können die Haare über den Verlauf des Nierenmeridians mit ausreichend Lebensenergie und Essenz versorgt werden. Wenn jemand jedoch zu viel  Nieren-Qi und -essenz verloren hat, schwindet die Vitalität der Haare wie bei einem austrocknenden Fluss.

Wiederauffüllen des Nieren-Qi hilft bei Altersbeschwerden

Den Meridian-Status des Nieren-Qis und der Nierenessenz stellt man mit klassischen Techniken der TCM fest wie zum Beispiel mit der Pulsdiagnose. Zu den hauptsächlichen Behandlungsmethoden der TCM zählen Akupunkturbehandlungen, chinesische Kräuter und Qigong. Die Behandlungen dienen dem Ausgleich der Meridiane.

Einige Fallbeispiele unserer Patienten sollen die Behandlungs- und Wirkungsweise  der TCM verdeutlichen.

Amy ist eine 40-jährige Frau, die sich laut eigener Aussage  wie 90 fühlte. Ihre Periode setzte vor zehn Jahren aus und vor neun Jahren verlor sie jegliches Interesse an Sex. Zur selben Zeit begann sie an Harninkontinenz und Osteoporose zu leiden. Hinzu kamen schwere, jahreszeitlich bedingte Depressionen und Schlaflosigkeit. Sie wurde mittels klassischer chinesischer Medizin untersucht. Die Diagnose lautete: schwerer Nieren-Qi-Mangel. Sie erhielt wöchentlich drei Akupunkturbehandlungen und bekam chinesische Kräuter verordnet. Ihre Symptome verbesserten sich deutlich.

Cathy, eine 65-jährige Frau, klagte über Konzentrationsschwierigkeiten und Erinnerungsschwächen. Sie schrieb diese Symptome den Nebenwirkungen der vier Medikamente zu, die sie einnahm, um ihre schwerwiegende Depression zu kontrollieren. Bei der Untersuchung wurde ebenfalls ein Nieren-Qi-Mangel sowie eine Stagnation des Lebermeridians festgestellt.

Sie erhielt drei Monate zweimal pro Woche eine Akupunkturbehandlung und  nahm chinesische Kräuter ein. Resultat der Behandlung waren verbesserte kognitive Funktionen, weniger Schmerzen im unteren Rückenbereich und in den Knien, ein erfüllteres Sexualleben, verminderte Harninkontinenz und eine bessere Stimmung. In Übereinstimmung mit ihrem Hausarzt konnte sie sogar die Menge der Psychopharmaka verringern.

Das Nieren-Qi wieder auffüllen und schützen

Um gesund zu altern, müssen die Menschen ihr Nieren-Qi und ihre Nierenessenz so früh wie möglich schützen. In dieser Hinsicht ist eine gesunde Lebensführung mit regelmäßigem und ausreichendem Schlaf, eine ausgewogene Diät, regelmäßige körperliche Aktivität, ein gesundes Sexualleben sowie ein weniger angstbesetztes  Leben hilfreich.

Bestimmte Nahrungsmittel helfen, das Nieren-Qi und die Nierenessenz aufzufüllen. Zu ihnen zählen alle Getreidesorten, gekochtes, dunkelgrünes Blattgemüse, schwarze Sojabohnen, schwarzer Sesam, schwarze Pilze, Walnüsse, Kastanien, Fisch, Shrimps, Seetang, Lamm und Ente. Zu den Kräutern, die die Nierenenergie unterstützen, gehören Ginseng, die Wurzel des chinesischen Fingerhuts “Radix Rehmanniae“ und Lychees.

Man kann auch selbst lernen, Akupunkturpunkte mit Druckpunktmassagen zu stimulieren. Viele Entspannungstechniken können die Balance der Meridiane positiv beeinflussen. Wir empfehlen besonders auf Achtsamkeit und auf moralische Werte basierende Meditationstechniken wie Tai Chi und Qigong.

Altern ist ein natürlicher Prozess im Leben und Gesundheit im Alter ist ein erreichbares Ziel, besonders durch die Kombination östlicher und westlicher Medizin.

Dr. Yang ist ein anerkannter Psychiater und Arzt der Chinesischen Medizin in der vierten Generation vom Thomas Jefferson-Universitätskrankenhaus in Philadelphia, USA.  Seine Website ist: taoinstitute.com



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