John O’Leary: Menschen zu einem mutigen Leben verhelfen

Titelbild
John O’Leary mit Ehefrau Beth (Mitte) und ihren Kindern Henry, Patrick, Jack und Grace (v.l.n.r.).Foto: Susie Gaal
Von 11. August 2022

John O’Leary hat eine inspirierende Sicht auf das Leben. Als Kind hatte ihn eine Explosion an den Rand des Todes gebracht und sein Leben auf den Kopf gestellt. Obwohl er sich selbst als introvertierten Stubenhocker beschreibt, schlug er dennoch vor 15 Jahren eine Karriere als Redner und Buchautor ein. Jetzt erreicht er mit seiner Lebensgeschichte Millionen auf der ganzen Welt und ermutigt sie, sich dem Sturm des Lebens zu stellen.

John O’Leary

John O’Leary. Foto: Susie Gaal

„Ich habe mich dafür entschieden, mich zu entfalten, weil Gott es verlangt, meine Familie es verdient und die Welt danach hungert“, sagt O’Leary. „Deshalb bin ich ein professioneller Redner geworden, darum schreibe ich Bücher, wir machen einen Podcast, und deshalb sage ich ja zu Interviews. Aber das ist auch der Grund, warum ich pünktlich zum Abendessen erscheine, warum ich meine Kinder ins Bett bringe. Aus diesem Grund bringe ich den Müll raus und mache den Abwasch, auch wenn ich müde bin. Darum habe ich ständig ein Grinsen im Gesicht, auch wenn ich den ganzen Tag über körperliche Schmerzen habe. Die Entscheidung wird dadurch nur stärker und bewusster.“

Vom Überleben zum Gedeihen

O’Leary war neun Jahre alt, als er sah, wie einige Kinder aus der Nachbarschaft ein Streichholz in eine Benzinlache warfen und die Flammen tanzen ließen. Er wollte das Experiment selbst nachmachen und hielt einen geschlossenen Benzinkanister über eine Flamme. Die folgende Explosion schleuderte ihn von einem Ende des Kellers zum anderen. Er erlitt Verbrennungen am ganzen Körper. – Lebensbedrohliche 98 Prozent seiner Haut verbrannten.

Der entstandene Schaden in der Garage der Familie O’Leary nach dem Brand. Foto: John O’Leary

Fünf Monate lang kämpfte er im Krankenhaus um sein Leben. Seine Haut wuchs nach, er absolvierte eine mühsame Physiotherapie und lernte wieder laufen. Alle seine Finger mussten amputiert werden und er trug Narben und Verbrennungen davon, die nie vergehen würden. Er musste sich noch jahrelang weiteren Operationen und Therapien unterziehen. Ohne es zu wissen, war O’Leary, der immer noch ein Kind war, das ein böses Erwachen aus seinem idyllischen amerikanischen Leben erlebte, zu einer nationalen Inspiration geworden. Alles was er wollte, war die Ärmel herunterzuziehen und wieder durchs Leben gehen. Auch seine Familie hatte sich zusammengerauft, um diese Tragödie zu überstehen, aber sie ließ sich nicht von ihr bestimmen. Sie ließ sie hinter sich.

Als O’Leary später heiratete, bewegte dieses glückliche Ereignis seine Eltern so sehr, dass sie ein Buch über ihre Lebensreise schrieben, mit dem Titel „Overwhelming Odds“ (Deutsch etwa: Überwältigende Aussichten).

John O'Leary und seine Frau Beth

O’Leary heiratete Beth Hittler am 22. November 2003. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

O’Leary war anfangs nicht begeistert über das Buch: „Ich hatte nie das Gefühl, dass mein Leben besonders bemerkenswert ist, und ich hatte immer gedacht, dass das, was mir passiert war, etwas Schlechtes gewesen sei.“

Die Tatsache, dass sie sein Gesicht auf den Umschlag des Buches gebracht hatten, stieß ihm sauer auf. Er legte das Buch beiseite und dachte nicht weiter daran, aber anderswo nahmen die Leute es in die Hand und ließen sich von Susan und Denny O’Learys Lebensweg tief inspirieren. Und dann rief eine Frau O’Leary an und fragte, ob er mit ihrer Tochter aus der dritten Klasse, die Pfadfinderin war, und zwei anderen Mädchen aus der Truppe sprechen könne.

O’Leary sagte zu, obwohl er „nicht im Entferntesten dazu prädestiniert war, ein professioneller Redner zu werden“, wie er erklärt. Tatsächlich wäre er in seinem Kurs über öffentliches Reden auf dem College fast durchgefallen. Jetzt, in seinen Zwanzigern und als Immobilienentwickler, dessen Geschäft endlich zu laufen begann, hatte er das Gefühl, dass er diesen Vortrag halten musste. Er stürzte sich in die Proben für seine Rede, die schließlich nicht wie erhofft verlief, weil er Wort für Wort vom Zettel ablas.

„So entstand die erste Verbindung“, sagt O’Leary. „Danach kamen die kleinen Kinder auf mich zu und umarmten mich. Mich, der ich damals 28 Jahre alt war, hat der Gedanke umgehauen, dass die Geschichte über meinen Lebensweg, den ich immer als etwas Negatives angesehen habe, anderen Menschen und ihrem Leben irgendwie helfen kann. Und sei es nur den Drittklässlern.“

Einer der Väter der Mädchen lud ihn ein, vor seinem Rotary Club zu reden. Später lud eines der dortigen Mitglieder O’Leary ein, in seinem Unternehmen zu sprechen.

Die Reaktionen, die er von den Menschen erhält, egal wie oft er seine Geschichte erzählt, sind erfreulich. Sie kommen auf ihn zu, umarmen ihn und haben Tränen in den Augen. Sie erzählen ihm ganz offen ihre eigene Schicksalsgeschichte und beginnen zu sehen, was in ihrem Leben wirklich möglich ist.

O’Leary mit seinen Eltern Susan und Denny. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

Als er aufhörte, sich zu verstecken und sein eigenes Leben und die Dinge, die er überwunden hatte, zu betrachten begann, sah er deutlich, was für ihn getan worden war. Er erkannte, dass seine Tragödie, die seine Eltern einmal als „Johns Unfall“ bezeichnet hatten, eine Entscheidung gewesen war und dass seine Lebensreise die Leben anderer zum Besseren verändert hatte. Ja, es mag dumm gewesen sein, ein Feuer unter einem Benzinkanister anzuzünden, und er mag jung gewesen sein, aber es war trotzdem eine Entscheidung gewesen.

„Die Menschen meinen: ‚Meine Güte, wenn er das in seinem Leben geschafft hat, was ist dann für mich in meinem Leben trotz dieser Widrigkeiten heute noch möglich?‘“, sagt O’Leary.

Ein Vielfaches an Liebe

Als der 9-jährige O’Leary brennend durch das Haus rannte, waren seine beiden jüngeren Schwestern diejenigen, die ihn zuerst sahen. Sein älterer Bruder kam in den Eingangsbereich gerannt, wickelte ihn in eine Decke und trug ihn nach draußen, um die Flammen zu ersticken. Rückblickend konnte O’Leary die Heldentaten seiner Geschwister klar erkennen. Sie retteten sein Leben und veränderten ihr eigenes.

Gerettet wurde er durch die selbstlose und bedingungslose Liebe seines Vaters, der ihm im Krankenhaus sagte, dass er ihn liebt, als er es am meisten brauchte. Er wurde von seinem älteren Bruder gerettet – der ihn normalerweise dazu brachte, an seinen stinkenden Socken zu riechen und Hot-Sauce-Sandwiches zu essen. Sein Bruder fuhr auch dann fort, das Feuer zu löschen, als er sich selbst verbrannte. Als O’Leary schrie, dass er sterben wolle, umarmte ihn seine 11-jährige Schwester trotz der Hitze und sagte ihm: „Hab Vertrauen und kämpfe!“ Seine kleine 8-jährige Schwester rannte dreimal in das brennende, verrauchte Haus zurück, um Wasser für sein Gesicht zu holen. Das war möglicherweise der einzige Grund dafür, dass er noch Haut im Gesicht und auf dem Kopf hatte. Später konnte diese an andere Stellen seines Körpers transplantiert werden.

Dankbar ist er dafür, dass seine Mutter ihm in diesem entscheidenden Moment im Krankenhaus das gab, was er brauchte, und nicht das, was er wollte. Sie fragte: „Willst du sterben, John? Du hast die Wahl.“

Und als er sofort antwortete, dass er leben wolle, änderte das alles. Nachdem er es ausgesprochen hatte, bestand nie ein Zweifel daran, dass er das Krankenhaus verlassen würde, um zurück zu seiner Familie zu gehen. Seine Mutter hatte ihm gesagt: „Wenn du leben willst, musst du kämpfen, wie du noch nie gekämpft hast. Du musst die Hand Gottes ergreifen und den Weg mit ihm gehen. John, es wird nicht leicht sein, aber Papa und ich werden bei dir sein. Du kannst es schaffen, aber du musst kämpfen.“

O’Leary erhält stationäre Physiotherapie. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

John O'Leary mit seinem älteren Bruder Jim

O’Leary und sein älterer Bruder Jim, der ihm das Leben rettete, bei einem Familienurlaub in den Bergen im Sommer nach dem Feuer. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

Auch zu Hause war sie nicht zimperlich mit ihm. Sie zwang den fingerlosen Jungen, seine eigene Gabel zu benutzen und weiterhin seine verhassten Klavierstunden zu nehmen. Wie gemein, dachte er dann. Aber das sind Dinge, die ihm das Leben gerettet haben.

Und dann war da noch Jack Buck, der berühmte Sportmoderator, der erfuhr, wie sehr dieser kleine Junge ein Fan der Cardinals war und ihn mehrmals während seines fünfmonatigen Krankenhausaufenthalts besuchte. Die vertraute Stimme von Jack Buck zu hören, der sagte: „Junge, wach auf“, war für O’Leary wie ein Rettungsanker, ebenso wie sein Versprechen, dass im Stadion der John-O’Leary-Tag gefeiert würde, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen würde.

Seine Großherzigkeit ging noch weiter: Als er feststellte, dass O’Leary das Schreiben neu lernen musste, ließ er einen von einem Spieler der Cardinals signierten Baseball zu ihm nach Hause schicken. Dem Ball war die Nachricht beigefügt, dass er, wenn er einen zweiten Ball haben wolle, einen handschriftlichen Dankesbrief zurückschicken müsse. In diesem Sommer erhielt O’Leary 60 Baseball-Bälle und lernte rechtzeitig zum Start der Schule wieder das Schreiben.

Als O’Leary das College abschloss, schenkte Buck ihm seinen persönlichen „Hall-of-Fame“-Baseball. Aber am Ende von Bucks Leben – als er mit Parkinson kämpfte und fünf Monate im Krankenhaus lag – kam O’Leary nie zu Besuch, was ihm später sehr leidtat. Er hatte nicht gedacht, dass es Buck etwas bedeuten würde. Ein Treffen bei Bucks Beerdigung änderte O’Learys Meinung.

Jack Buck ermutigte O’Leary, wieder schreiben zu lernen, indem er ihm von Spielern der St. Louis Cardinals signierte Baseballs schickte. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

Aus einem größeren Blickwinkel betrachtet hat Buck O’Leary sogar nach dem Tod dazu inspiriert, „mutiger, furchtloser und freier“ zu leben und das weiterzugeben.

Und es gibt so viele andere. O’Learys Bücher und Reden zeigen, dass der „Welleneffekt“ tatsächlich existiert. Eine gute Person kann eine unermesslich positive Wirkung auf die unzähligen Menschen um sie herum ausüben, auch wenn sie es selbst manchmal nicht weiß.

John O'Leary beim College-Abschluss

Jack Buck bei O’Learys College-Abschluss. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von John O’Leary

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „John O’Leary: Empowering People to Live Boldly“ (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 56, vom 6. August 2022.



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