„Rülpserartige Unterbrechung“: Professor aus Halle sagt Gendersprache den Kampf an

Politologe Jürgen Plöhn droht Studenten mit Sanktionen bei Verwendung von Gendersprache. Die Universitätsleitung ist wenig erbaut und will ihn aushungern.
Titelbild
Blick in einen Hörsaal der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale.Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa
Von 23. September 2022

Demnächst muss sich der Petitionsausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt mit der Verwendung von Gendersprache an der Martin-Luther-Universität (MLU) in Halle an der Saale befassen. Angerufen hat diesen der 64-jährige außerplanmäßige Professor für Politikwissenschaften, Jürgen Plöhn. Dieser lehrt an der Einrichtung – und dies soll ihm wegen seiner Anforderungen an den Sprachgebrauch in seinen Seminaren vergällt werden.

Texte mit ideologischer Sprache entsprechen „nicht den Leistungsanforderungen“

Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ) berichtet, hatte Plöhn erstmals in einer Ankündigung für das Wintersemester 2021/22 darauf hingewiesen, dass er von seinen Studenten „korrekte, stimmige Sätze“ erwarte. Explizit hat er die Problematik der sogenannten Gendersprache in diesem Kontext nicht erwähnt. Im Online-System der Universität sei er jedoch deutlich geworden. Dort habe er erklärt, Texte mit Gendersprache entsprächen „nicht den Leistungsanforderungen“.

Studenten haben sich daraufhin bei der Stabsstelle „Vielfalt und Chancengleichheit“ des Rektorats über diese „diskriminierende“ Ankündigung beschwert. Kollegen aus der Lehre hätten daraufhin Druck ausgeübt. Plöhn wurde darauf hingewiesen, dass die MLU in ihrem Leitbild das Ziel ausgegeben habe, dass „gendersensible Sprache in der Lehre selbstverständlich wird“.

Zwar sei dies keine verpflichtende Vorgabe an Lehrende, allerdings könne auch eine „Diskriminierung von Studierenden“ nicht toleriert werden.

Punkteabzug für Gendersprache „sachfremd“

Plöhn war nicht bereit, klein beizugeben, und beharrte auf der Bedeutsamkeit, die Sprache in der Wissenschaft habe. Ungereimtheiten, egal welcher Art, würden in die Bewertung einfließen, erklärte er im Rahmen eines Briefwechsels mit der Universität. Dazu gehörten Plöhn zufolge auch Gendersternchen, die er als „rülpserartige Unterbrechung“ tituliert.

Die Universität will den aufmüpfigen Professor nun faktisch „aushungern“. Weil die Ankündigung einer schlechteren Bewertung bei Verwendung von Gendersprache auf „sachfremden Erwägungen“ beruhe, werden Plöhns Veranstaltungen keinen Wahlpflichtmodulen mehr zugerechnet. Dies bedeutet, dass Studenten zwar seine Veranstaltung besuchen können, sie jedoch keine Scheine erwerben können, die den Fortgang ihres Studiums beeinflussen.

Der geschäftsführende Direktor des Instituts für Politikwissenschaft, Johannes Varwick, bekennt sich sogar offen dazu, Plöhn nicht mehr lehren sehen zu wollen. Sein Institut werde ihm keine Ressourcen mehr zur Verfügung stellen, erklärte Varwick. In einer Mail, die später im Internet die Runde machte, erklärte er an die Adresse von Plöhn:

Ich weiß nicht, ob Sie unter diesen Voraussetzungen noch Freude an der Lehre haben werden.“

„Wie Luther auf dem Reichstag von Worms“

Plöhn sieht durch diese Form der Disziplinierung die Freiheit der Lehre in Gefahr. Deshalb hat er sich an den Petitionsausschuss des Landtags gewandt. Sollte diese Befassung keinen Effekt haben, erwäge er rechtliche Schritte.

Er werde jedoch, so erklärte der Politologe gegenüber der MZ, sein Verlangen nach einer ideologiefreien Sprache nicht widerrufen. In diesem Sinne ergehe es ihm „wie Luther vor 500 Jahren auf dem Reichstag von Worms“.



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