Forschung: Schreiben von Hand besser für das Gehirn als Tippen

Handschrift fördert Gehirnaktivität und Feinmotorik deutlich mehr als das Tippen auf digitalen Geräten, was besonders für die Entwicklung von Kindern und die geistige Gesundheit von Senioren essenziell ist.
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Ob mit Stift und Papier oder durch digitale Schreibinstrumente, die Feinmotorik stimuliert die Gehirnaktivität.Foto: iStock
Von 14. Februar 2024

In unserer heutigen digitalen Welt sind Laptops und Smartphones für Studenten und Berufstätige zu unverzichtbaren Begleitern geworden. Jedoch weisen neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass wir uns eventuell eine Auszeit vom ständigen Tippen gönnen sollten.

Eine neuere Studie aus Norwegen hat festgestellt, dass das traditionelle Schreiben von Hand Bereiche des Gehirns beansprucht, die beim Tippen auf einer Tastatur nicht aktiviert werden. Die komplexen Bewegungen, die beim Schreiben mit der Hand erforderlich sind, regen mehr Gehirnregionen an, die mit dem Lernen verknüpft sind, als es beim Tippen der Fall ist.

Handschrift versus Tippen

Vor Kurzem wurde in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ eine Studie veröffentlicht, die sich mit den Unterschieden zwischen Handschrift und Tippen beschäftigt. Geleitet wurde die Studie von Audrey van der Meer, Neurowissenschaftlerin an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie. Das Forschungsteam um van der Meer untersuchte die beteiligten Gehirnnetzwerke, um deren Einfluss auf die neuronale Vernetzung zu ergründen.

Die Forscher setzten hochauflösende Elektroenzephalogramme (EEG) ein, um Daten von 36 Universitätsstudenten zu sammeln. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, Wörter, die auf einem Bildschirm angezeigt wurden, entweder per Hand mit einem digitalen Stift auf einen Bildschirm zu schreiben oder mit dem rechten Zeigefinger auf einer klassischen Tastatur zu tippen.

Die Studienergebnisse zeigten, dass beim handschriftlichen Schreiben die Vernetzung zwischen verschiedenen Bereichen des Gehirns deutlich zunahm. Im Gegensatz dazu bewirkte das Tippen keine vergleichbare Steigerung der Gehirnvernetzung.

„Unser Hauptergebnis ist, dass das Schreiben mit der Hand eine hervorragende Gehirnstimulation für Menschen aller Altersgruppen darstellt“, erklärte van der Meer gegenüber The Epoch Times.

Handschrift für die Bildung unverzichtbar

Die gründliche Formgebung der Buchstaben und die präzisen Bewegungen beim handschriftlichen Schreiben verstärken bedeutend die Verbindungsmuster im Gehirn, die für das Lernen wesentlich sind. Dies legt nahe, dass die Vorteile, die bei der Nutzung digitaler Stifte beobachtet wurden, auch für traditionelle Stifte und Papier gelten sollten. Im Gegensatz dazu stimuliert das monotone Tastendrücken beim Tippen das Gehirn weniger.

Es wird angenommen, dass dies erklärt, warum Kinder, die auf Tablets das Lesen und Schreiben lernen, oft Schwierigkeiten haben, spiegelverkehrte Buchstaben zu unterscheiden. Die Forscher empfehlen daher, dass Kinder zumindest teilweise Schreibunterricht per Hand erhalten sollten: „Buchstaben von Hand zu formen, ist eine komplexe Feinmotorik, die das junge Gehirn herausfordert.“

Kinder, die zunächst mit Tablets lernen, zeigen oft auch schlechtere Leistungen in Rechtschreibung und Buchstabenerkennung, was vermutlich auf den fehlenden motorischen Erfahrungsschatz beim handschriftlichen Schreiben jedes Buchstabens zurückzuführen ist, so van der Meer.

Die Forscher plädieren jedoch nicht für eine vollständige Abkehr von der Technologie. Sie schlagen einen ausgewogenen Ansatz vor, bei dem das handschriftliche Schreiben für Mitschriften genutzt wird, um das Lernen zu optimieren, während Tastaturen für umfangreichere Schreibaufgaben verwendet werden. Die Studienergebnisse betonen die Notwendigkeit, Lehrmethoden so anzupassen, dass sowohl traditionelle als auch digitale Schreibwerkzeuge effektiv genutzt werden können.

Einschränkungen der Studie

Die Studie liefert laut Dr. Juliann Paolicchi, Kinderneurologin am US-Northwell Health’s Lenox Hill Hospital und Staten Island University Hospital, die nicht an der Studie beteiligt war, kein vollständiges Bild. Die Forscher nutzten hochfrequente EEG zur Aufzeichnung der Gehirnaktivität, eine Methode mit begrenzter räumlicher Auflösung, was die genaue Lokalisierung von Funktionen bestimmter Gehirnregionen erschwert. „Für eine detaillierte Untersuchung der räumlichen Gehirnfunktionen ist die PET-Bildgebung geeigneter, da sie direkte Einblicke in die an einer Funktion beteiligten Gehirnregionen bietet“, so Dr. Paolicchi.

Zudem verwendete die Gruppe, die tippte, nur einen Finger. Dr. Paolicchi unterstreicht, dass sich das Zehn-Finger-Schreiben, das im Klassenzimmer üblicher ist, stark vom Tippen mit einem oder zwei Fingern unterscheidet.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Study Finds Handwriting Increases Brain Connectivity“. (deutsche Bearbeitung kr)



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